Durch Himmel und Hoelle
Gleichgültig, wieviel Geld sie ihnen versprach, sie würden es nicht riskieren.
Jack machte plötzlich einen Satz, umfaßte Elysias Taille und zog sie in seine Arme. Ihr Gesicht war an seine Schulter gepreßt, sein Hemd stank nach Schweiß und Dreck. Elysia würgte. Er zerrte an ihrem Kleid, das ohnehin schon zerrissen war, und entblößte ihre Schultern.
Elysia schwanden die Sinne, tausend Hämmer pochten in ihrem Kopf, und seine Arme drückten gegen ihre wunden Rippen. Sie be- tete, daß sie schnell die Besinnung verlieren würde, damit sie von diesem Entsetzen, das schlimmer als der Tod war, befreit würde.
»O nein, meine Hübsche, das tust du nicht. Komm schon, wehr dich«, sagte er, und sein fauler Atem drang ihr in die Nase, als sein Mund den ihren verschloß. Sie versuchte, sich zu wehren, aber seine Arme waren wie Eisenbänder, und sie war unfähig, sich zu bewe- gen. Er hob sie hoch, und ihre strampelnden Füße mit den kleinen Stiefelchen konnten seinen dicken Stiefeln nur wenig Schaden zufü- gen.
Er packte sie mit seinen großen Händen und schleuderte sie grob zu Boden, warf sich dann auf sie, so daß sein massiger Körper den ihren schmerzhaft gegen den Stein preßte.
Die Nebel in Elysias Bewußtsein zerrissen mit dem scharfen Knall einer Schußwaffe, die zweimal abgefeuert wurde. Das Echo hallte in der Höhle von Wand zu Wand, bis es sogar das Rauschen
des Meeres übertönte. Der Mann auf ihr stieß einen überraschten Schrei aus, seine Augen und sein Mund blieben offen stehen.
Elysia starrte in die kohlschwarzen Augen des Mannes, der über dem leblosen Körper ihres Angreifers stand. Die Pistole in seiner Hand rauchte noch.
»Mon Dieu«, sagte er fassungslos. »Wie kommt Ihr hierher? Da- für würde ich das Schwein noch tausendmal umbringen.« Er spuckte auf die reglose Gestalt neben seinem glänzend polierten Stiefel.
Der Comte kniete sich hin und half Elysia auf die Beine. Er zog seinen Rock aus und legte ihn um ihre zitternden Schultern. Sie schwankte hin und her.
»Hier, trinkt das«, sagte er, holte einen silbernen Flachmann aus seinem Rock und hielt ihn an Elysias weiße Lippen.
Der starke Geruch des Brandy verursachte einen Hustenreiz, aber sie nahm einen kräftigen Schluck. Elysia spürte, wie die Hitze sich wie eine Flamme in ihrem Körper ausbreitete. Das Schwindel- gefühl legte sich, und ihre Beine fühlten sich nicht mehr an wie Wackelpudding. Sie holte tief Luft und schaute dem Comte in die schwarzen Augen, die sie zutiefst besorgt musterten.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken soll, Monsieur le Comte, ich verdanke Euch mein Leben«, murmelte Elysia betrof- fen.
»Es ist eine Ehre, Euch zu Diensten sein zu können, aber ich glaube nicht, daß sie Euch getötet hätten. Als Frau mit Würde hättet Ihr Euch aber natürlich nach dem Tod gesehnt.«
»Nein, Ihr irrt Euch - sie hatten Befehl, mich zu töten.«
»Befehl? C'est impossible. Warum? Warum sollte jemand einer so wunderschönen Frau den Tod wünschen?« fragte der Comte un- gläubig. Er schaute sich in der Höhle um, unter deren gewölbter Decke sich die Waren an den Wänden stapelten. »Wie kommt Ihr hierher?«
»Mrs. Blackmore hat mich mit einer List hergelockt. Sie ist wahn- sinnig - verrückt vor Machtgier, und sie schreckt vor nichts zurück, wenn es darum geht, ihr Ziel zu erreichen.« Elysia sah die Zweifel im Gesicht des Comte. Er arbeitete vielleicht mit den Blackmores zusammen, aber er war vollkommen unschuldig, was Mrs. Black- mores mörderische Pläne für sie selbst anging, dachte sie. Das hatte er bewiesen, als er Mrs. Blackmores gedungene Mörder erschossen hatte.
»Warum sollte sie Euch töten wollen, Lady Elysia?«
»Ich stehe ihr im Weg. Sie hat Absichten auf den Marquis. Sie hatte auf eine Heirat zwischen Alex und Louisa gehofft, aber un- glücklicherweise hat er statt dessen mich erwählt.«
»Ah, ich verstehe. Vor dieser Frau muß man sich hüten. Unter anderen Umständen... nun ja«, er zuckte mit den Schultern. »Hätte ich mit ihr nichts zu tun. . . Es ist immer sicherer, den Feind zu ken- nen, dann ist man gewappnet. Aber wenn man keine Gefahr vermu- tet, wie soll man sich da vor einem Schlag fürchten, den man gar nicht erwartet? Sie ist böse, diese Frau und sehr gefährlich.« Er schien beunruhigt. »Nicht einmal ich ahnte, wie gewissenlos sie wirklich ist.«
»Dann wißt Ihr ja eine Menge über Mrs. Blackmore, Monsieur Le Comte.« Allmählich bekam Elysia ihre Gedanken wieder
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