Durch Himmel und Hoelle
schauspielerischen Leistung von Sir
Beckingham, und wenn dieser Auftritt ein Versehen war, dann ver- kaufe ich all meine Pferde dem ersten Bauerntölpel, den ich treffe, für einen Shilling!«
»Mylord, Ihr habt die Stirn, nachdem Ihr mich vergewaltigen wolltet, mich wütend zu beschimpfen und von mir Erklärungen zu verlangen? Ich denke, daß ich eher das Recht habe, mich zu be- schweren«, rief Elysia empört, nachdem sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. Er unterbrach sie mit einem Fluch.
»Hölle und Verdammnis, Ihr wollt doch nicht wirklich von mir eine Verbeugung und eine Entschuldigung auf die höfische Art?« knurrte er grimmig. »Wir haben, glaube ich, höfische Manieren ziemlich weit hinter uns gelassen.«
Elysia schnappte nach Luft. »Natürlich nicht!« gab sie schnell zu.
»Na also, wie seid Ihr in mein Bett gekommen, meine Liebe?« fragte er und wartete mit blitzenden Augen auf ihre Antwort.
»Ich weiß es wirklich nicht. Nachdem ich Euch und Sir Jason ver- lassen hatte, ging ich sofort auf mein Zimmer, das letzte am Ende des Ganges. Ich weiß nicht einmal, wo sich dieses hier befindet!« Elysia sah den Marquis aus großen Augen an.
»Es ist am entgegengesetzten Ende von Eurem, gegenüber dem Treppenhaus. Ich habe zufällig gestern abend gesehen, wie Sir Jason sein Zimmer am Ende des Ganges betrat - wahrscheinlich der Raum gegenüber dem Euren —, darum bezweifle ich ernsthaft, daß er mein Zimmer für seines halten konnte«, antwortete Lord Trevegne. »Fahrt fort. Ihr gingt auf Euer Zimmer...«
»Ich war sehr müde von der Reise und machte mich fertig, ins Bett zu gehen, als der Gastwirt mir einen heißen Trunk brachte. Rum glaube ich, weil ich mich danach sehr müde gefühlt habe. Sir Jason hatte das Getränk geschickt, und das ist alles, woran ich mich erinnere, bevor ich einschlief. Ihr müßt mir glauben, Mylord. Das ist die Wahrheit, ich schwöre es«, fügte Elysia hinzu, als sie den wü- tenden Ausdruck in seinem Gesicht sah.
»Dann hat also Sir Jason einen heißen Rumtrunk für Euch be- stellt«, überlegte er. »Auch mir hat er noch einen aufgedrängt, ehe wir zu Bett gegangen sind. Ich möchte wetten, meine liebe Miss De- marice, daß wir gestern nacht mit dem verdammten Rum betäubt worden sind, und während wir ohnmächtig waren, hat uns Sir Jason diesen Streich gespielt.«
»Aber, wenn das wahr ist, welche Absicht steckt dahinter? Sir Ja- son hat doch überhaupt keinen Grund, mir übel zu wollen«, rätselte Elysia.
»Ja, aber er glaubt, er hat eine legitime Beschwerde gegen mich, und Ihr, meine liebe junge Frau, seid, ohne es zu ahnen, das Werk- zeug für seine Rache geworden.«
»Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht, wieso das ein Rache- akt gegen Euch sein soll. Es war eine Beleidigung und eine Demüti- gung für mich - aber eine Rache gegen Euch...?«
»Ja, Rache. Sir Jason hofft, mich in eine Lage zu bringen, aus der ich mich nicht mehr befreien kann... ich habe eine unschuldige junge Dame kompromittiert. Man verführt nicht eine junge Dame aus gehobenen Kreisen und läßt sie dann sitzen, wenn man ein Gentleman ist«, er blickte sie spöttisch an, »und wenn die bewußte junge Dame rachsüchtige Verwandte hat, werden sie ohne Zweifel von dieser Eskapade hören. Natürlich wird ganz London morgen abend darüber reden, wie man Trevegne und eine schöne Frau bei einer Umarmung überrascht h a t . . . könnt Ihr mir folgen? Ich muß es nicht weiter erklären?«
»Es wird nicht funktionieren, der Plan von Sir Jason ist miß- glückt«, stellte Elysia fest, »ich habe keine Verwandten, die sich mit Euch duellieren oder Euch zwingen wollen, mich zu heiraten, um meinen guten Ruf zu wahren. O Gott, seid Ihr nicht verheiratet?«
»Meine liebe Miss Demarice«, meinte Lord Trevegne leise, wäh- rend er sich über sie beugte und Elysia in die Kissen zurückdrückte, »keiner zwingt mich, etwas zu tun, was ich nicht will. Ich bin nie-
mandem Rechenschaft schuldig, versteht Ihr das? Und ich bin nicht verheiratet.«
»Ja, ich verstehe, aber weiß Sir Jason das nicht auch? Wenn Ihr so unverwundbar seid, warum seid Ihr dann so zornig über Sir Jasons Racheakt? Er kann Euch nicht schaden - sein Plan ist mißlungen.«
»Keiner macht einen Narren aus einem Trevegne!« zischte der Marquis wütend und starrte dabei Elysia an, als wäre ihm gerade ein interessanter Gedanke gekommen.
»Dann ist es nur Euer verletzter Stolz, der Euch so zornig macht?« sagte sie
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