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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Dahinter lugten die Röcke ande- rer Kleider hervor, ein Kaleidoskop von Farben und Stoffen.
    Elysia sah sich all die wunderschönen Kleider an, die auf dem Bett ausgebreitet waren und konnte sich jetzt, da sie die Wahl hatte, nicht entscheiden, was sie anziehen sollte. Plötzlich entdeckte sie ein dunkelgrünes Samtkleid und nahm es aufgeregt an sich.
    »Und, was werdet Ihr tragen, Lady Elysia?« fragte Dany und zeigte ihr ein herrliches violett gemustertes Musselinkleid für den Morgen mit langen schmalen Ärmeln und gestuften Rüschen am Saum. »Das ist doch ein bildschönes Kleid.«
    »Nein, ich werde das hier anziehen«, sagte Elysia entschlossen und hielt das Reitkostüm hoch. »Ich werde ausreiten!«

»Lady Elysia!« Dany schien für einen Moment schockiert zu sein. »Ihr könnt doch nicht auf einem von Lord Alex' Pferden aus- reiten. Er gestattet niemandem, außer Peter oder einigen seiner eng- sten Freunde, sie zu reiten«, rief sie entsetzt.
    »Ich kann genausogut, wenn nicht besser als jeder Mann reiten, und ich bin Lady Trevegne, ich habe das Recht dazu«, versetzte Elysia bockig. Jetzt war sie zum ersten Mal dankbar dafür, daß sie Lady Trevegne war und zur Abwechslung mal etwas unternehmen konnte, was ihr Spaß machte. »Was kann mir Lord Trevegne denn schon antun? Ich bin schließlich seine Frau, oder etwa nicht?« fragte sie hochmütig die beiden stummen Frauen, die sie voller Ehrfurcht, aber auch etwas besorgt ansahen.
    »Helft mir beim Anziehen, Dany«, befahl Elysia und knöpfte ihr altes Kleid auf. »Bitte«, fügte sie mit flehendem Blick hinzu, aber das Grübchen in ihrem Mundwinkel zuckte fröhlich.
    »Sehr wohl, Lady Elysia. Ich kann Euch nichts abschlagen, wenn Ihr mich so anschaut. Den Teufel selbst könntet Ihr damit verfüh- ren, und vielleicht werdet Ihr das jetzt auch«, prophezeite sie ah- nungsvoll und half Elysia in das hervorragend geschnittene Reitko- stüm, das sich wie eine zweite Haut um ihre Schultern legte. Elysia quietschte vor Freude, als Dany ein Paar Reitstiefel aus den Tiefen eines Schrankkoffers zog. »Glauben Sie, die passen?« fragte sie und ließ sich in eine ziemlich würdelose Position aufs Bett fallen. Sie kämpfte sich in die Stiefel, dann stolzierte sie triumphierend im Zimmer auf und ab und sagte grinsend: »Perfekt!«
    »Und hier ist Euer Hut.« Dany mußte wider Willen lächeln, als sie das lächerlich kleine Hütchen mit der lavendelblauen Feder keß auf Elysias Kopf setzte. »So, das hätten wir. Jetzt seid Ihr ausstaf- fiert, nur wofür, möchte ich lieber nicht wissen«, sagte sie resigniert. Sie war fest davon überzeugt, daß Elysia das Unheil herausforderte.
    Elysia betrachtete sich kritisch in dem großen Toilettenspiegel, aber sie konnte keinen Makel an der großen, schlanken Gestalt mit

dem dunkelgrünen Samtkleid, dem kleinen Zylinder mit der Feder und den grün geschnürten Stiefelchen finden. Sie erkannte sich selbst kaum wieder ohne ihre Lumpen. Elysia konnte sich ein be- friedigtes Lächeln nicht verkneifen, als sie sich umdrehte und die bewundernden Blicke von Dany und Lucy sah, die mitten in den bunten Kleidern standen, die wie Frühlingsblumen auf einer Wiese im Zimmer verstreut waren.
    »Ich werde jetzt aufbrechen«, verkündete sie und stolperte ki- chernd über die Kante eines Schrankkoffers, als sie nach einem Paar Handschuhe griff. Elysias glockenhelles Lachen hallte durch das Zimmer, und Lucy und Dany sahen sich besorgt an. Aber keine wagte es, ihre Ängste über das überstürzte Handeln ihrer Herrin in Worte zu fassen.
    Elysia lief die große Treppe hinunter und stürmte frech durch die Flügeltür am Eingang, sehr zum Entsetzen von Browne, der gerade mit einem Tablett frischpolierter Kristallgläser durch die Halle humpelte. Elysia rief ihm einen fröhlichen Gruß zu, und ihre tan- zende lavendelblaue Feder war das letzte, was Browne von ihr sah.
    Sie holte tief Luft und sog die würzige Brise ein, die vom Meer her wehte. Elysia konnte die tobende Brandung sehen, als sie auf die Ställe zuging und das gedämpfte Wiehern der Pferde hinter den brei- ten Stalltüren hörte. Sie beschleunigte voller Vorfreude ihre Schritte.
    Elysia betrat den Stall und beobachtete schweigend das geschäf- tige Treiben der Stalljungen und Pferdeknechte. Sie sah, wie makel- los sauber der Stall trotz der vielen Boxen war. Da der Stall so groß war, würde sich doch sicher ein Pferd finden, das sie reiten konnte, ohne daß Lord Trevegne dagegen Einwände

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