Durch Himmel und Hoelle
bei Lord Trevegne, der jetzt gerade dieses Pferd reitet.« Sie wurde rot, als sie an Danys selt- samem Gesichtsausdruck merkte, wie unziemlich diese Worte wa- ren.
Ein Diener öffnete die Tür zum Salon und verkündete, daß Lady Trevegnes Koffer und Gepäck aus London angekommen wären. Elysia war von dieser Nachricht sehr überrascht und sah Dany fra- gend an.
»Aber ich hab' doch gar kein Gepäck, Dany. Das muß ein Miß- verständnis sein.«
»Wir sollten uns die Sachen aber auf jeden Fall einmal ansehen«, sagte die ältere Frau ganz ruhig und führte die protestierende Elysia aus dem Zimmer.
Drei riesige Schrankkoffer und mehrere Schachteln und Taschen stapelten sich in ihrem Zimmer, als sie und Dany es betraten.
»O Dany, das ist sicher ein Irrtum - die sind für Lord Trevegne — nicht für Lady Trevegne«, sagte Elysia nervös und versuchte, die Erregung zu unterdrücken, die sie angesichts dieser sehr feminin aussehenden Schrankkoffer in hellblau und der spitzenbesetzten Hutschachteln befallen hatte. Vielleicht waren sie tatsächlich für sie, aber wie war das möglich, da niemand Maß genommen hatte und keine Schneiderin eine Anprobe für neue Kleider gemacht hatte?
Lucy, die Zofe, die Dany für Elysia ausgesucht hatte, öffnete ge- rade die großen Schrankkoffer und kreischte aufgeregt, als eine Reihe wunderschöner, durchsichtiger Kleider in allen Regenbogen- farben zum Vorschein kam.
»Oooh! Euer Ladyschaft!« rief Lucy voller Ehrfurcht und zog ein spinnwebfeines weißes Spitzenkleid heraus, dessen Schleppe Lucy wie eine Wolke umhüllte, als sie es vorsichtig aus der Enge des Koffers zog.
»Exquisit«, hauchte Elysia und berührte das zarte Gewebe, »aber, kann das wirklich für mich sein?« Sie drehte sich mit gera- dezu flehendem Blick zu Dany um.
»Aye, sie sind für Euch, meine Liebe«, erklärte Dany und öffnete einen weiteren Koffer voller Samt und Satinkleider. Sie griff hinein und zog einen flaschengrünen Mantel heraus, hochtailliert und mit feurig rotem Fuchspelz verbrämt, mit passendem Hut und einer breitkrempigen Schute, ebenfalls pelzbesetzt.
»Aber, wie können diese Kleider für mich sein? Es hat doch nie jemand Maß genommen, wie können sie mir denn dann passen?« fragte Elysia und zog die geborgten Slipper aus, die Dany ihr be- sorgt hatte. Ihre alten Holzschuhe hatten Dany zutiefst erschüttert, als sie Elysia damit im Salon gesehen hatte. Elysia steckte ihren schmalen Fuß in einen jadegrünen Lederslipper, der ihr perfekt paßte. Lucy begann, die Kleider in den Schrank zu hängen. Ihre an- deren beiden Kleider wurden von Lucy mit verächtlich gerümpftem Stupsnäschen aus dem Schrank verbannt.
»Sie werden alle perfekt passen«, behauptete Dany, während sie beobachtete, wie Elysia den grünen Slipper bewunderte, »weil ich die Maße von Euren alten Kleidern und Schuhen genommen habe.«
»Dany - Sie haben das getan? Sie haben all die Sachen besorgt, für mich?« Elysia rannte zu der kleinen Frau und umarmte sie impulsiv, wobei sie eine puderblaue Samtrobe ganz zerdrückte, die Dany ge- rade ausschüttelte.
»Nun, ich hab' nur die Maße dafür besorgt. Euer Gatte, Lord Alex, hat die Sachen bestellt - und er hat sehr genaue Anweisungen gegeben. >Helle Farben<, hatte er gesagt, >viele Grün- und Goldtöne. Besorgt alles, was sie für eine komplette Garderobe brauchte O ja, Lord Alex wußte genau, was er wollte. Und nur das Beste war gut genug.« Dany grinste die erstaunte Elysia stolz an, wie ein pausbäk- kiger Zauberer, der sich über seine eigenen Kunststücke freut.
»Lord Trevegne hat sie für mich in London bestellt?« rief Elysia und ließ ein hauchdünnes weißes Nachthemd fallen, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt. Er hatte all diese Kleider für sie be- stellt, und das in so kurzer Zeit! Er hatte wohl alle Schneiderinnen Londons Tag und Nacht durcharbeiten lassen, damit die Garderobe fertig wurde - und wie teuer das alles gewesen sein muß, dachte Ely- sia, als sie die im Zimmer verstreuten Kleider betrachtete. Morgen- toiletten, Kleider für den Nachmittag, Kleider für Spaziergänge, je- weils mit passenden Schuhen und Hüten, mit Umhängen und den feinsten Unterkleidern und außerdem Batistnachthemden und Wä- sche. Dany öffnete einen weiteren Schrankkoffer, aus dem ein bun- tes Ballkleid mit einer Rüsche aus türkisfarbenem Satin und ein meergrünes Kleid, das über und über mit funkelnden Straßsternen bestickt war, zum Vorschein kam.
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