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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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voraus.«
    Ich streckte die Hand aus, um sie ihr auf die Schulter zu legen, aber sie wich zurück, und ihre Hände fanden wieder zueinander.
    »Sie fliegen mit Luzifer im Angesicht des Herrn. Sie lästern Gott.«
    »Wer?«
    »Sie haben die Schlüssel der Hölle und des Todes. Wie es in der Offenbarung heißt.«
    »Ruby, bitte reden Sie in normalem Englisch mit mir.«
    »Sie sind fremd hier, Sie können es nicht wissen.«
    »Was wissen?« Gereiztheit schlich sich in meine Stimme. Ich war nicht in Stimmung für Gleichnisse.
    »Das Böse ist hier.«
    Das Bier?
    »Detective Ryan un–«
    »Böse Männer verhöhnen den Allmächtigen.«
    Das führte nirgendwo hin.
    Ich packte den Knauf, aber eine Hand schnellte vor und umklammerte meinen Arm. Schwielen kratzten über den Ärmel meiner Nylonjacke.
    »Gott hat uns ein Zeichen gesandt.«
    Sie kam mir noch näher.
    »Den Tod!«
    Sanft löste ich die knochigen Finger von meinem Ärmel, drückte dann Rubys Hand und trat zurück. Während die Tür zuschwang, betrachtete ich sie. Ihr kleiner Körper stand starr da, und die Haarwurst wand sich um ihren Kopf wie eine stumpfe, graue Schlange.

8
    Der nächste Tag war irgendjemand gewidmet. Christoph Columbus, glaube ich. Gegen Ende des Vormittags hatte er sich in einen Albtraum verwandelt.
    Durch Nebel, der so dick war, dass er die Berge völlig verdeckte, fuhr ich zum Leichenschauhaus und arbeitete bis zehn Uhr dreißig. Als ich eine Kaffeepause einlegte, war Larke Tyrell im Aufenthaltsraum. Er wartete, bis ich mir eine Tasse mit Automatenbrühe eingeschenkt und weißes Pulver zugefügt hatte.
    »Es gibt etwas, das wir besprechen müssen.«
    »Kein Problem.«
    »Nicht hier.« Er sah mich lange an. Dieser Blick hatte etwas zu bedeuten, und ich spürte Besorgnis in mir aufsteigen.
    »Was ist denn los, Larke?«
    Er nahm meinen Arm und führte mich zur Hintertür hinaus.
    »Tempe, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.« Er schwenkte seinen Kaffee, und irisierende Wolken trieben über seine Oberfläche.
    »Sagen Sie es einfach.« Ich hielt meine Stimme leise und sachlich.
    »Es hat eine Beschwerde gegeben.«
    Ich wartete.
    »Ich komme mir schrecklich dabei vor.« Einen Augenblick lang starrte er noch in seine Tasse, dann schaute er mir in die Augen.
    »Es geht um Sie.«
    »Um mich?« Ich konnte es kaum glauben.
    Er nickte.
    »Was habe ich angestellt?«
    »Die Beschwerde konstatiert unprofessionelles Verhalten, und zwar so massiv, dass es ausreicht, um die Ermittlungen zu gefährden.«
    »Konkret?«
    »Betreten der Unfallstelle ohne Befugnis und falsche Behandlung von Beweismitteln.«
    Ich starrte ihn ungläubig an.
    »Und widerrechtliches Betreten.«
    »Widerrechtliches Betreten?« Eine kalte Faust umklammerte meine Eingeweide.
    »Haben Sie auf dem Grundstück herumgestöbert, von dem wir gesprochen haben?«
    »Das war kein widerrechtliches Betreten. Ich wollte mit den Besitzern sprechen.«
    »Haben Sie versucht einzubrechen?«
    »Natürlich nicht.«
    Ich dachte kurz daran, wie ich versucht hatte, den Fensterladen mit der Metallstange aufzustemmen.
    »Und ich war letzte Woche befugt, die Absturzstelle zu betreten.«
    »Von wem kam die Erlaubnis?«
    »Earl Bliss hat mich hierher geschickt. Das wissen Sie doch.«
    »Sehen Sie, genau hier liegt das Problem.« Larke rieb sich mit der Hand übers Kinn. »Zu diesem Zeitpunkt war DMORT noch gar nicht angefordert.«
    Ich war verblüfft.
    »Inwieweit habe ich Beweismittel falsch behandelt?«
    »Ich hasse es, diese Frage überhaupt zu stellen.« Die Hand wanderte wieder ans Kinn. »Tempe –«
    »Fragen Sie einfach.«
    »Haben Sie Überreste aufgehoben, die noch nicht registriert waren?«
    Der Fuß.
    »Das habe ich Ihnen doch berichtet.« Bleib ruhig. »Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.«
    Er sagte nichts.
    »Wenn ich den Fuß dort gelassen hätte, wäre er jetzt Kojotenkot. Sprechen Sie mit Andrew Ryan. Er war dabei.«
    »Das werde ich tun.«
    Larke streckte die Hand aus und drückte meinen Arm.
    »Wir klären das schon.«
    »Sie nehmen die Beschwerde ernst?«
    »Ich habe keine andere Wahl.«
    »Warum das?«
    »Sie wissen, dass die Pressemeute nach meinem Hintern schnappt. Die werden sich darauf stürzen wie die Bluthunde.«
    »Wer hat diese Beschwerde eingereicht?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Er ließ die Hand sinken und starrte in den Nebel. Der Dunst hob sich jetzt langsam und gab Stück für Stück der Landschaft frei. Als Larke sich wieder umdrehte, lag ein

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