Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
und gab eins Ryan.
»Zu Hause arbeitet Anurudhas Onkel für das Voice of Tigers Radio.«
»Wie in Tamil Tigers?«
»Ja, Ma’am. Der Typ ist ein Großmaul und rangiert auf der Wunschliste der Regierung für eine tödliche Krankheit mit Sicherheit ziemlich weit oben.«
»Sie verdächtigen die Regierung von Sri Lanka?« Ich war erstaunt.
»Nein. Aber es gibt Extremisten auf beiden Seiten.«
»Wenn du den Onkel nicht umstimmen kannst, halt dich an den Jungen. Schick ihm eine Botschaft.«
Ryan riss das zweite Bier auf.
»Ist vielleicht ziemlich weit hergeholt, aber wir müssen es in Betracht ziehen.«
»Lokale Quellen?«, fragte ich.
»Zwei Landprediger, die hier in der Gegend leben. Der Reverend Isaiah Claiborne schwört, dass der Reverend Luke Bowman die Maschine abgeschossen hat.« Noch einmal das Knacken eines Ring-Pull-Verschlusses. »Die beiden sind rivalisierende Schlangenbeschwörer.«
»Schlangenbeschwörer?«
Ich ignorierte Ryans Frage. »Hat Claiborne etwas gesehen?«
»Er beharrt darauf, dass ein weißer Strahl hinter Bowmans Haus hochschoss, gefolgt von einer Explosion.«
»Nimmt das FBI ihn ernst?«
McMahon zuckte die Achseln. »Das wird sich zeigen. Im Hinblick auf die Flugroute würde die Lage des Hauses passen.«
»Was für Schlangen?« Ryan ließ nicht locker.
»Was Neues über die aufgezeichneten Anrufe?« Ich wechselte das Thema, weil ich nicht weiter auf den spirituellen Eifer unserer Gebirgsnachbarn eingehen wollte.
»Die Anrufe stammten von einem weißen, männlichen Amerikaner ohne erkennbaren Akzent.«
»Das schränkt den Kreis auf wie viele Millionen ein?«
Ich entdeckte eine Bewegung in McMahons Augen, als würde er ernsthaft über die Frage nachdenken.
»Ein paar.«
McMahon trank sein Bier aus, zerdrückte die Dose und fügte sie seiner Sammlung hinzu. Dann stand er auf, wünschte uns beiden einen guten Abend und ging zur Tür. Die Glocke bimmelte, und Augenblicke später ging in einem Fenster im ersten Stock ein Licht an.
Bis auf das Knarzen von Rubys Hängekörben war es nun vollkommen still auf der Veranda. Ryan zündete sich eine Zigarette an und fragte dann: »Hast du deine Kojotenpatrouille gemacht?«
»Ja.«
»Und?«
»Keine Kojoten. Keine ausgebuddelten Särge.«
»Hast du sonst irgendwas Interessantes gefunden?«
»Ein Haus.«
»Wer wohnt dort?«
»Hänsel und Gretel und die böse Hexe.« Ich stand auf. »Woher soll ich denn das wissen?«
»War jemand zu Hause?«
»Keiner ist zur Tür geeilt, um mir Tee anzubieten.«
»Ist das Haus verlassen?«
Ich hängte mir meinen Rucksack über die Schulter und dachte über die Frage nach.
»Ich bin mir nicht sicher. Es gab früher mal einen Garten, aber der ist inzwischen völlig verwildert. Das Haus ist so solide gebaut, dass man nicht sagen kann, ob es instand gehalten wird oder einfach äußerst widerstandsfähig ist.«
Er wartete.
»Eins ist allerdings komisch. Von vorne gesehen, ist das Ding nur eine gewöhnliche ungetünchte Berghütte. Aber hinten gibt es eine gemauerte Einfriedung und einen Hof.«
Ryans Gesicht wurde kurz aprikosenfarben und versank dann wieder in der Dunkelheit.
»Erzähl mir von diesen Schlangenbeschwörern. Gibt es in North Carolina wirklich Schlangenbeschwörer?«
Ich wollte ihm die Bitte eben abschlagen, als die Glocke noch einmal bimmelte. Ich schaute zur Tür und erwartete McMahon, aber es zeigte sich niemand.
»Ein andermal.«
Ich öffnete das Fliegengitter und sah, dass die schwere Holztür einen Spalt offen stand. Ich drückte sie von innen fest zu und prüfte den Griff und hoffte dabei, dass Ryan dasselbe tun würde. Dann stapfte ich hoch in mein Magnolia, denn ich wollte nur noch duschen und ins Bett. Ich war kaum im Zimmer, als es leise klopfte.
Da ich dachte, es sei Ryan, setzte ich meine mürrische Miene auf und öffnete die Tür einen Spalt.
Ruby stand im Gang, und ihr Gesicht sah feierlich und tief zerfurcht aus. Sie trug einen grauen Flanellbademantel, rosa Socken und braune, wie Pfoten geformte Hausschuhe. Die Hände hatte sie auf Brusthöhe gefaltet, die Finger waren fest ineinander verschlungen.
»Ich wollte eben ins Bett gehen.« Ich lächelte.
Sie sah mich besorgt an.
»Ich habe schon gegessen«, fügte ich hinzu.
Sie hob eine Hand, als wollte sie etwas aus der Luft greifen.
»Was ist denn, Ruby?«
»Der Teufel zeigt sich in vielerlei Gestalt.«
»Ja.« Ich wollte unbedingt ins Bad und dann schlafen. »Aber ich bin mir sicher, Sie sind ihm weit
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