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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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und von dessen beiden Enden schmale Holzpiers ins Wasser ragten. Ein Luftsack knatterte an einer Ecke des Gebäudes im Wind, und seine leuchtenden Farben flatterten fröhlich, was ein krasser Gegensatz zu der grausigen Szene am Boden war.
    Ein Deputy befragte ein Paar in kurzen Jeans und Windjacken auf dem südlichen Pier. Ihre Körper wirkten angespannt, ihre Gesichter hatten die Farbe von blassem Kitt.
    Crowe stand auf den Stufen zum Büro und redete mit Tommy Albright, einem Krankenhauspathologen, der gelegentlich auch Autopsien für den Leichenbeschauer durchführte. Albright war faltig und dürr, und die schütteren weißen Haare hatte er sich quer über den Schädel gekämmt. Er machte schon seit dem Präkambrium Y-Schnitte, aber ich hatte noch nie mit ihm gearbeitet.
    Albright sah mich kommen und streckte die Hand aus.
    Wir schüttelten uns die Hände. Ich nickte Crowe zu.
    »Soweit ich weiß, kannten Sie das Opfer.«
    Albright deutete mit dem Kopf in die Richtung des Krankenwagens. Die Türen standen offen, darin war ein glänzend weißer Sack auf einer Klappbahre zu erkennen. Ausbuchtungen sagten mir, dass der Leichensack bereits belegt war.
    »Wir haben sie herausgezogen, kurz bevor das Gewitter losbrach. Wollen Sie mal kurz einen Blick darauf werfen?«
    »Ja.«
    Nein! Ich wollte es nicht tun. Wollte nicht hier sein. Wollte Primrose Hobbs’ leblosen Körper nicht identifizieren.
    Wir gingen zum Krankenwagen und stiegen hinten ein. Trotz geöffneter Türen war der Geruch deutlich wahrnehmbar. Ich schluckte schwer.
    Albright zog den Reißverschluss auf, und der Geruch überwältigte uns, eine Ekel erregende Mischung aus brackigem Schlamm, Algen, Seegetier und verwesendem Gewebe.
    »Ich schätze, sie war drei oder vier Tage im Wasser. Sie ist nicht allzu schlimm angefressen.«
    Ich hielt den Atem an und schaute in den Sack.
    Es war Primrose Hobbs, und sie war es auch wieder nicht. Ihr Gesicht war aufgequollen, die Lippen geschwollen wie die tropischer Fische in einem Aquarium. Die dunkle Haut hatte sich an Stellen abgelöst, was die helle Unterseite ihrer Epidermis sichtbar machte und ihrem Körper ein fleckiges Aussehen gab. Fische oder Aale hatten die Lider abgefressen und an Stirn, Wangen und Nase genagt.
    »Todesursache dürfte kein großes Problem sein«, sagte Albright. »Natürlich wird Tyrell eine volle Autopsie wollen.«
    Primroses Handgelenke waren mit Isolierband gefesselt, und eingebettet in ihren Hals konnte ich einen dünnen Draht erkennen.
    Ich schmeckte Galle, schluckte schwer.
    »Erdrosselt?«
    Er nickte. »Der Mistkerl hat ihr den Draht um den Hals gelegt und ihn dann hinten mit irgendeinem Hilfsmittel zugedreht. Sehr effektiv, um die Luftröhre zu durchtrennen.«
    Ich hielt mir die Hand vor Nase und Mund und beugte mich tiefer. Unregelmäßige Linien durchfurchten eine Seite von Primroses Hals, Kratzspuren deuteten darauf hin, dass sie mit ihren gefesselten Händen um ihr Leben gekämpft hatte.
    »Sie ist es«, sagte ich und sprang aus dem Krankenwagen. Ich brauchte Luft. Kilometer und Ozeane frischer Luft.
    Ich eilte zum Wasserende des leeren Piers und stand dort einige Augenblicke mit um die Taille gelegten Armen da. In der Entfernung jaulte ein Boot, wurde lauter, dann wieder leiser. Wellen plätscherten unter meinen Füßen. Frösche quakten im Schilf am Ufer. Das Leben ging weiter, blind gegen den Tod einer seiner Kreaturen.
    Ich dachte an Primrose, sah sie vor mir, wie sie bei unserer letzten Begegnung über den Parkplatz des Leichenschauhauses gehumpelt kam. Eine zweiundsechzigjährige Frau mit einem Krankenschwesterndiplom, Gewichtsproblemen, einem guten Händchen für Karten und einer Vorliebe für Rhabarber-Streuselkuchen. Na also. Ich wusste doch etwas über meine Freundin.
    Meine Brust hob und senkte sich ein paar Mal.
    Beruhige dich.
    Ich holte einmal tief Luft.
    Denk nach.
    Was konnte Primrose getan, gewusst oder gesehen haben, das ihr ein so grausames Ende bescherte? War sie wegen Ihres Kontakts mit mir umgebracht worden?
    Wieder überkam mich ein Zittern. Ich schnappte nach Luft.
    Oder übertrieb ich meine Rolle? War ihr Tod Zufall gewesen? Wir Amerikaner sind die weltweit führenden Produzenten von Tötungsdelikten. War Primrose Hobbs nur wegen ihres Autos gefesselt und stranguliert worden? Das ergab keinen Sinn. Nicht angesichts der Garotte und des Isolierbands. Das war ein geplanter Mord gewesen, und sie war das beabsichtigte Opfer. Aber warum?
    Ich drehte mich um, als

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