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Durst - Roman

Durst - Roman

Titel: Durst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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sich nicht beeindrucken.
    «Ich will sehe Ausweis.»
    Ich spürte Adnans ängstlichen Blick, der auf mich gerichtet war. Mit der glühenden Kippe deutete ich auf die Pistole. «Ich versichere Ihnen, Sie betrachten für eine Weile die Welt durch Gitterstäbe, wenn Sie nicht …»
    «Ausweis!» Er fuchtelte mit der Waffe.
    «Ich bin zu gar nichts verpflichtet … Ich bin von Amtes wegen befugt, in diesem Raum zu sein!»
    Der Mann entsicherte seine Pistole. «Noch eine Wort, und du komme in Tagesschau! An Wand stehen!»
    Adnan stand auf und begab sich an die Wand.
    «Dobro. Jetzt du.»
    Ich drehte mich langsam um und trat neben Adnan.
    «Hände nach hoch!»
    Wir taten, wie uns befohlen. Der Mann kam näher, seine Ausdünstung stieg mir in die Nase. Dann begann er mich zu durchsuchen. Er tat das äusserst professionell und stiess ziemlich schnell auf die Schaumstoffpolster. Er zog ein Stück aus meinem Hemd und warf es zu Boden. Dann tastete er meine Beine ab und ging zu Adnan hinüber. Er durchsuchte auch ihn und entwendete sein Portemonnaie. Damit begab er sich, wie ich vermutete, an den Schreibtisch.
    Er sagte etwas, was wie Dreckstürke-was-hast-du-hier-zu-suchen klang.
    Adnan antwortete auf Serbokroatisch. Seine Stimme zitterte. Kein Wunder, der Mann wusste nun über seine Identität Bescheid.
    Was ich als Nächstes wahrnahm, kann ich rückblickend als das dumpfe Geräusch eines heftigen Schlages und den Knall eines unmittelbar folgenden Schusses beschreiben. Tatsächlich stand ich einfach da wie vom Donner gerührt. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Adnan zu zittern begann. Ein schwerer Gegenstand fiel zu Boden, und kurz darauf etwas Grosses, Plumpes. Dann hörte ich Schritte.
    «Alles in Ordnung! Sie sein in Sicherheit!»
    Ich drehte mich um.
    Der Taxifahrer! Er hielt einen grossen Schraubenschlüssel in der Hand. Lautlos war er ins Lokal geschlichen und hatte unserem Pistolero eins übergezogen. Dieser hatte noch eine Patrone in den blauen Spannteppich versenkt, bevor er bewusstlos zu Boden stürzte.
    Der Mann grinste, als hätte ihm diese Aktion ungeheuren Spass gemacht. Ich betrachtete ihn mit einer Mischung aus Befremden und Dankbarkeit.
    Adnan begann zu lachen. Zuerst war es nur ein Stottern wie das eines Motors, der nicht anspringen will. Aber nach und nach gesellten sich Töne hinzu, und das Lachen begann auf vollen Touren zu laufen.
    Ich überliess Adnan seinen Krämpfen, bedankte mich beim Chauffeur und kniete mich neben den Bewusstlosen, um ihn zu durchsuchen. In einer Innentasche stiess ich auf sein Portemonnaie. Geld und Kreditkarten legte ich auf den Tisch. Dann presste ich die Ledermappe unter den Arm und sagte: «Worauf warten wir noch, wir müssen schleunigst von hier verschwinden!»
    Ich schloss die Tür hinter dem Taxifahrer und Adnan – der sich wieder beruhigt hatte – und sah mich um. Eine Handvoll Kinder hatte sich auf dem gegenüberliegenden Trottoir versammelt. Aus den Fenstern der umliegenden Wohnhäuser steckten ein paar Neugierige ihre Köpfe. Die Polizei war bestimmt schon auf dem Weg.
    «Fahren Sie uns zum Bahnhof Littau!», sagte ich zum Taxichauffeur, der sich hinters Steuer gesetzt hatte. Ich drängte Adnan in den Fond und schloss die Tür. Der Fahrer startete den Motor.
    Ich lotste ihn auf der Emmenweidstrasse durchs Industrieareal, am Stangenzug und dem ehemaligen Torfmagazin vorbei zum Stahlwerk und weiter über die Bogenbrücke.
    Nachdem der Fahrer in die Hauptstrasse eingefädelt hatte, fragte ich: «Warum haben Sie das für uns getan?»
    Er blickte in den Rückspiegel und grinste. «Weil ich Sie schon von Anfang lustig finden, mit Perücke und komische Anzüge. Fasnacht mitten im Sommer …»
    Ich warf Adnan einen verstohlenen Blick zu. Er lächelte gequält.
    Wir zogen uns im Taxi um und stopften alles in einen dafür mitgebrachten Kehrichtsack.
    Am Bahnhof Littau stiegen wir aus. Ich bezahlte den Taxifahrer, gab ihm reichlich Trinkgeld und bedankte mich noch einmal.
    «Wenn Sie brauchen Hilfe, Sie wissen – rufen nach Ibrahim.» Er lachte und reichte mir seine Visitenkarte.
    Ich steckte den Abfallsack in einen Container und löste uns Billette für den Emmenbus. Dann reichte ich Adnan eine Zigarette, gab ihm Feuer und steckte mir selbst eine an.
    Ich sah gerade Slavkovi ć s Post durch, als das Telefon klingelte.
    Die Witwe. Sie erkundigte sich, ob ich etwas mit dem Überfall auf den Mitarbeiter ihres Mannes zu tun habe.
    «Wie kommen Sie auf so was?»
    «Dragan vermutet,

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