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Durst - Roman

Durst - Roman

Titel: Durst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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zurück ins Stadtzentrum. Ich hatte Hunger und genügend Geld in der Tasche und beschloss, im Migrosrestaurant zu Mittag zu essen. Ich stellte mir ein Menü aus panierten Schnitzeln, Teigwaren und Gemüse zusammen, bezahlte an der Kasse, griff mir die «Neue Luzerner Zeitung» und den «Blick» und setzte mich an einen Tisch bei der Fensterfront, die sich in einem Viertelkreis zum Sonnenplatz hin wölbte.
    Slavkovi ć s Tod schien allenthalben für Gesprächsstoff zu sorgen. Am Nachbartisch sass ein dicker Mann mit seiner dicken Frau und der dicken Tochter. Er unterhielt sich mit zwei Männern an einem anderen Tisch, die vor ihren leeren Kaffeetassen sassen. Sie redeten von den kriminellen Jugos und dass es gut sei, wenn sie sich gegenseitig die Grinde einschlügen. Der Dicke meinte, man müsse bald eine Bürgerwehr aufstellen, um seine Familie zu schützen.
    «Man muss ja Schiss haben, dass sie einem die eigene Tochter vergewaltigen.»
    Die Tochter errötete und lächelte verlegen, während die Mutter die Gesprächsrunde mit zustimmenden Einwürfen anfeuerte.
    Es waren traurige Menschen, und die Vorstellung, dass ich das gleiche Essen ass wie sie zuvor, verdarb mir ein wenig den Appetit. Ich vertiefte mich in die Lektüre und schob nebenbei immer mal wieder eine gehäufte Gabel in den Mund.
    Über Slavkovi ć s Tod war nicht wirklich was Neues zu lesen. Sie hatten die enthauptete Leiche im Wehr von Rathausen gefunden. Der «Blick» wusste zudem zu berichten, dass ihm sein «bestes Stück» abgeschnitten und sein Kopf beim Cabaret Paradise auf einen Zaunpfahl gespiesst worden war. Es passte alles zusammen, auch die Schüsse im Brustbereich, an denen er vermutlich gestorben war. Bis auf das Detail mit seinem Penis. Ich rechnete das der überbordenden Fantasie des «Blick»-Journalisten zu, denn in der « NLZ » war davon nichts zu lesen. Von den Tätern fehlte nach Angaben der Polizei jede Spur. Ich lag also weiter im Rennen. Mit den Briefen hatte ich ausserdem einen wichtigen Anhaltspunkt in der Hand. Slavkovi ć s Frau hatte mir versichert, diese der Polizei gegenüber nicht erwähnt zu haben.
    Zu Hause schlug ich die Nummer der Kantonspolizei nach. Ich musste es mehrmals versuchen, bis endlich jemand abhob und mich mit dem Pressesprecher verband. Dessen Stimme klang entnervt. Ich war vermutlich nicht der Erste, mit dem er heute telefonierte. Ich gab mich als Journalist des «Süddeutschen Wochenmagazins» aus und stellte einige Fragen, die er mir bestätigte.
    «Hören Sie, ich kann Ihnen nichts Neues berichten. Die Ermittlungen sind in vollem Gang.»
    «Stimmt es, dass dem Enthaupteten das Geschlechtsteil abgeschnitten wurde?»
    «Das haben Sie aus der Boulevardpresse …»
    «Es entspricht also nicht der Wahrheit?»
    «Nun passen Sie mal auf. Alles, was zurzeit gesichert ist und an die Öffentlichkeit gehört, hab ich Ihnen bereits gesagt. Mehr erfahren Sie, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind.»
    Ich trat die Flucht nach vorne an und behauptete: «Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Herrn Slavkovi ć wegen Beziehungen zum internationalen Drogenhandel. Können Sie bestätigen, dass der Mörder im Umfeld der kosovarischen Mafia zu finden ist?»
    Eine Weile blieb es still. Ich glaubte zu spüren, wie er den Atem anhielt. «Ich hab Ihnen alles gesagt, was Sie zu wissen brauchen.»
    Ich hatte den Hörer bereits aufgelegt. Ich blätterte im Telefonbuch und stellte die Nummer der Staatsanwaltschaft ein. Dass die Leitung nicht besetzt war, deutete ich als ein gutes Zeichen. Nach fünfmaligem Klingeln meldete sich eine Stimme.
    «Guten Tag, hier ist Arnold vom ‹Süddeutschen Magazin›. Ihr Kollege von der Kripo hat mir bestätigt, dass gegen Herrn Slavkovi ć ermittelt wird wegen Beziehungen zum internationalen Drogenhandel. Besteht ein Zusammenhang zwischen seinem Reiseunternehmen und diesen Machenschaften?»
    Der Mann zögerte. «Herr Graber hat mit Ihnen darüber gesprochen?»
    «Er hat mich für weitere Auskünfte an Sie verwiesen …»
    Er räusperte sich. «Nun ja, das erstaunt mich einigermassen. Wir pflegen mit Informationen erst an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind.»
    «Herr Graber hat erzählt, Herrn Slavkovi ć s Reisebüro biete Transaktionen auf den Balkan an. Es sei diesbezüglich ein Untersuchungsverfahren wegen mangelnder Sorgfalt bei Finanzgeschäften im Gang. Geht es um Geldwäscherei?»
    «In seinem Reisebüro werden Geldwechsel und Geldüberweisungen

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