Durst: Thriller (German Edition)
Effekt sein. «
» Sicher. Das Wassermolekül ist sehr gastfreundlich, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Sonst hätte es nicht die Lösungskraft, die das wesentliche Charakteristikum von Wasser ausmacht. Alles, was die Schwelle zu seiner Welt überschreitet, verwandelt sich. «
» Nicht immer « , sagte Matheus.
» Fast immer « , unterbrach ihn Baduel und fügte dann hinzu: » In jedem Fall lautet die entscheidende Frage aber: Warum? Nicht wie, sondern warum. «
Ein undurchdringliches Schweigen senkte sich herab.
» Die Proben habt ihr hinter dem Staudamm entnommen, oder? « , ergriff Baduel dann wieder das Wort.
» Ja « , antwortete Matheus.
Der alte Physiker schaute zu einem der großen Fenster hinaus. Wieder kratzte er sich an der Stirn. Das schien eine Art Tick zu sein.
» Und wenn wir noch einmal hinführen und Proben nähmen? « , fragte Sarah Clarice.
» Das würde nichts bringen « , sagte Baduel überzeugt. » Ihr würdet es nicht mehr so antreffen. So etwas hält nur ein paar Minuten an. «
» Wollen Sie damit sagen, dass wir diese Proben ausgerechnet in einer dieser kurzen Zeitspannen entnommen haben? «
» Möglich wäre es. «
» Wie das? «
» Zufall « , sagte Baduel. » Glaubst du nicht an den Zufall, Sarah Clarice? «
Sie musste an Nelsons Tagebuch denken. Was hatten plötzlich alle mit diesem verdammten Zufall?
» Okay, aber warum? « , fragte Matheus.
» Wenn ihr mich fragt, seid ihr in eine Art Experiment hineingeraten– wahrscheinlich hat es mit den Wasserreinigungsmethoden zu tun, die von der Kommission für Biosicherheit jetzt im Nachhinein genehmigt wurden. Irgendjemandem scheint es jedenfalls nicht zu passen, dass ihr da aufgekreuzt seid. «
» Wem? «
» Nun, Barcellos « , erklärte Matheus.
» Ja, aber nicht nur « , stellte Baduel klar. » Ich kenne Barcellos. Er ist ein Wissenschaftler, der sich andient. Er hat immer irgendeinen Auftraggeber. Die heilige Flamme der Wissbegierde brennt jedenfalls nicht in ihm, um es mal so auszudrücken. «
» Hast du eigentlich den Brief von Miller-Johannsen erwähnt? « , fragte Sarah Clarice.
» Was hat denn Miller-Johannsen mit der Sache zu tun? « Baduel sah sie aufmerksam an.
» Die sind für die Umleitung des São Francisco verantwortlich. «
» Sicher. « Baduel nickte.
» Als ich bei Barcellos war, habe ich zufällig gesehen, dass er von Miller-Johannsen Post bekam. «
» Noch ein Zufall? « , witzelte Baduel. » Das sind mittlerweile ziemlich viele Zufälle auf einmal, würde ich sagen. «
» So sonderbar ist das gar nicht: Alle Industrieriesen zahlen Geld an Wissenschaftsinstitutionen, damit die für sie arbeiten « , sagte Sarah Clarice, als hätten sie es mit der natürlichsten Sache der Welt zu tun.
» Auch die Riesen, die riesige Probleme haben? « , fragte Baduel mit einem Lächeln.
» Miller-Johannsen hat Probleme? «
Der Physiker stand auf und steckte die Hände in die Hosentaschen.
» Ja, riesige Probleme. Sie haben ein Loch von vielen hundert Millionen in der Firmenkasse. Auf den Baustellen erleiden sie permanent Verluste, die Aktien sind auf einen historischen Tiefstand gesunken, und dann werden sie noch ständig mit Klagen wegen Verstößen gegen das Naturschutzgesetz überzogen. «
» Donnerwetter. « Sarah Clarice pfiff durch die Zähne. » Das wusste ich nicht. «
» Wenige wissen das. « Baduel lächelte. » Lasst mich mal nachdenken. « Er begann, im Kreis herumzulaufen. Schließlich trat er ans offene Fenster. » Wird in der Zeitung der Name des Unternehmens genannt, das die Genehmigung für die Experimente in der Natur beantragt hat? «
» Ich denke nicht « , sagte Matheus, und so war es auch.
» Auf der Website der CTNB io müsste er aber stehen « , wandte Sarah Clarice ein.
» Dann lasst uns dort nachschauen « , erklärte Baduel.
» Sie haben einen Internetanschluss? « , fragte sie.
Er warf ihr einen belustigten Blick zu. » Natürlich. «
Der Computer stand in Baduels Arbeitszimmer, einem riesigen Raum voller Bücher. Sarah Clarice begann mit der Recherche. Nach einigen Minuten stieß sie einen Triumphschrei aus. » Gefunden! «
» Und wie heißt es? «
» Been International. «
» Kannst du die auch recherchieren? «
» Ich kann’s zumindest versuchen. «
Sarah Clarice gab den Namen in diverse Suchmaschinen ein und landete die unterschiedlichsten Hits, alle mit ähnlichen Namen. Dann erschien plötzlich ein Link, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Er führte zu
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