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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Okay « , sagte er. » Wie du möchtest. « Er bot ihr einen Platz an.
    Nach einer detaillierten Einleitung berichtete Sarah Clarice von ihrer Fahrt zum São Francisco und ihrem Besuch in den Dörfern. Wort für Wort gab sie ihr Gespräch mit Nelson wieder und erzählte dann von ihrer Entscheidung, neue Analysen machen zu lassen. Das meiste hatte sie ihm bereits am Telefon gesagt, und so hatte sich Matheus bereits gute Gründe zurechtlegen können, warum er die Bitte ablehnen würde. Wäre es nach ihm gegangen, hätte die Frau gar nicht erst zu kommen brauchen, aber sie hatte darauf bestanden, ihm die Sache persönlich darzulegen.
    Matheus versuchte, so stringent wie möglich zu sein. Erstens fertige er für gewöhnlich keine auswärtigen Gutachten an. Zweitens sei der Zeitpunkt gerade äußerst ungünstig, da er demnächst nach São Paulo ziehen werde und kaum Zeit habe. Drittens seien die bereits vorhandenen Wasseranalysen von der Landesuniversität von Bahia angefertigt worden, und zwar von der Abteilung von Ricardo Barcellos, der nicht nur als renommierter Experte gelte, sondern vor Jahren auch sein Professor und Teamleiter gewesen sei. Matheus ließ durchblicken, dass er allergrößten Respekt vor Barcellos hegte. Dann gab es noch einen vierten Punkt, den er allerdings für sich behielt: Er hatte viele Jahre nicht mehr mit seinem Bruder gesprochen und war sich nicht sicher, ob er ausgerechnet jetzt Lust dazu hatte.
    Für seine Darlegungen hatte er keine zwei Minuten gebraucht. Jetzt lehnte Matheus sich zurück und wartete auf den Gegenangriff, den Blick auf Sarah Clarice gerichtet. Ihr verbindliches Lächeln war einem Ausdruck großer Konzentration gewichen. An ihrem Mund bemerkte Matheus zwei winzige angespannte Muskeln. An irgendjemanden erinnerte ihn diese Frau, aber an wen?
    Zunächst wolle sie betonen, setzte Sarah Clarice an, dass das Gutachten gut bezahlt würde. Außerdem gebe es gute Gründe für die Annahme, dass an der Sache, obwohl die Analysen von Ricardo Barcello stammten, irgendetwas faul sei. Sarah Clarice nahm ihren Rucksack, öffnete den Reißverschluss, holte ein Fotoalbum heraus und reichte es Matheus. Der blätterte langsam darin herum und schaute nach wenigen Sekunden auf.
    » Schlechte Wasserqualität ist weltweit die wichtigste Ursache für erhöhte Kindersterblichkeit. Das weißt du vermutlich. «
    » Ja, das weiß ich. Für gewöhnlich betrifft das aber nicht Gegenden, wo die Regierung siebzig Millionen Dollar für Wasserreinigungsmaßnahmen ausgegeben hat. «
    Matheus nickte und blätterte weiter in dem Album herum. Plötzlich hielt er inne und kniff die Augen zusammen. In diesem Moment glaubte Sarah Clarice, seinen Bruder vor sich zu sehen. Dasselbe Gesicht hatte Nelson auch gemacht.
    » Vermutlich schaust du dir gerade das Foto von Lucas an. Der Junge ist fünf Jahre alt. Dein Bruder hat ganz genauso reagiert. «
    Matheus blickte auf und starrte die Frau an. Schlagartig hatte sich Unbehagen in ihm ausgebreitet. Gleichzeitig versuchte er aber, gegen dieses Gefühl, für das er sich schämte, anzukämpfen.
    Sarah Clarice begriff, dass sie etwas Falsches gesagt hatte, ließ es aber auf sich beruhen. Matheus warf noch einen Blick auf das Foto und blätterte dann weiter. Als er beim letzten Bild angelangt war, verharrte er lange reglos. Dann klappte er das Album zu und legte die Hände auf den Schreibtisch.
    » Kein besonders schöner Anblick am frühen Morgen. « Er deutete ein Lächeln an.
    Sarah Clarice entging die Ironie in seinen Worten. Sie drehte ihren Rucksack um und öffnete den Reißverschluss der Seitentasche. Der Plastikverschluss einer Wasserflasche kam zum Vorschein.
    Matheus sprang sofort auf. » Draußen ist ein Wasserspender. Wenn du magst, hole ich dir frisches Wasser. Warte… «
    Sarah Clarice zog die Flasche aus der Tasche und stellte sie auf den Schreibtisch.
    » Das ist kein Trinkwasser, Matheus. «
    Als er neben dem Schreibtisch stehenblieb, fiel Sarah Clarice auf, dass er größer war als Nelson und vor allem deutlich schlanker.
    Matheus zeigte auf die Flasche. » Erzähl mir nicht, dass da Wasser vom Velho Chico drin ist? « Er lachte, obwohl er nicht besonders amüsiert wirkte, und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    » Matheus, darf ich ganz direkt sein? Warum möchtest du diese Analysen nicht machen? Warum willst du uns nicht helfen? «
    Er seufzte. » So würde ich das nicht ausdrücken. «
    » Und wie willst du es ausdrücken? Entschuldige mal!

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