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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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trinken? «
    » Guten Tag, Doktor. Nein danke. Ist unsere Sitzung abgesagt? «
    » Ja. « Johannsen trug einen mächtigen mittelblauen Gabardineanzug, maßgeschneidert wie seine gesamte Garderobe– zwangsläufigerweise. Unter dem Jackett sah man rote Hosenträger über dem cremeweißen Oxford-Hemd.
    » Gibt es Probleme? «
    » Wäre das etwas Neues, Antônio? «
    Der Anwalt setzte sich in einen Ledersessel und lächelte. » Nein, würde ich sagen. «
    » Eben. « Johannsen kam jetzt zurück und setzte sich in den Sessel gegenüber.
    » Was ist los, Doktor? «
    » Wo warst du in der Mittagspause? Ich habe dich gesucht. «
    Netto spürte, dass seine Beine zuckten. » Ich war mit einem Freund essen. «
    » Wo? «
    » Bei Dalva & Dito. «
    » Ah. « Johannsen lächelte. » Ein gutes Lokal. «
    » Gibt es etwas Dringendes? «
    Paulo Johannsen, dessen Büro rundum verglast war, ließ den Blick zum Fenster hinausschweifen.
    » Ich weiß nicht, ob ich es dringend nennen würde, Antônio. «
    Netto schwieg. Er verstand kein Wort, wusste aber, dass er besser schwieg.
    » Vor zwei Stunden hat man mich davon in Kenntnis gesetzt, dass die Überweisung nicht eingegangen ist. «
    Nach einer kleinen Pause fragte der Anwalt: » Sprechen Sie vom Drachen? «
    » Wovon sollte ich wohl sonst sprechen? «
    » Sicher, Doktor. Aber wie ist das möglich? «
    » Ich habe mich bei den Banken erkundigt, oben in der Karibik. « Johannsen schaute sich um, als hätte er Angst, er könne belauscht werden. Dabei wusste er selbst, dass die Räume unter ständiger Kontrolle der Sicherheitsdienste standen. Es war einfach eine instinktive Bewegung gewesen.
    » Und was sagen die Banken? «
    » Dass die Anweisung zurückgezogen wurde. «
    » Aber wir haben einen Vertrag. «
    » Der Vertrag enthält nicht die vollständige Summe, Antônio, das weißt du doch. Die vollständige Summe ist nirgendwo schriftlich fixiert. Sie schwimmt irgendwo im Karibischen Meer. «
    » Verstehe. Aber wir haben präzise Absprachen. «
    » Wir müssen auf nähere Informationen warten. « Johannsen war nervös, und da er sich das um keinen Preis anmerken lassen wollte, hatte er wie ein Flugzeug, das auf der Landebahn abbremst, eine Phase der Schubumkehr eingeleitet. Befeuert wurde das Manöver von Massen an Whisky. Da stand er nun, ein gewaltiger übergewichtiger Herr, der nur mit Mühe die Fassung bewahrte. Nur seine kalten Augen wirkten ruhig.
    Netto versuchte, etwas Konstruktives zu sagen. » Es gibt sicher eine Erklärung dafür, Doktor. Haben Sie eine Vorstellung, wieso das Geld ausgeblieben sein könnte? «
    Johannsen zog die Mundwinkel herab. » Darüber denke ich seit zwei Stunden nach. Keine Ahnung. Oder vielleicht doch. «
    » Nämlich? « Damit betrat Netto wieder verbotenes Terrain. Von jetzt an galt es, auf Sicht zu navigieren, aber der erste Schritt war getan.
    » Yaraibi. «
    Der Anwalt nickte. » Sie denken, es könnte mit dem Überfall auf die Fazenda zu tun haben? «
    Johannsen richtete seinen Blick auf ihn. » Ich weiß nicht, was ich sonst denken soll. Die Nachricht stand in allen Zeitungen und war auch im Internet zu lesen. Jessica hat mir einen Pressespiegel erstellt. «
    » Nun, dreizehn Tote sind keine Lappalie. «
    Johannsens Augen schossen hin und her. In diesem Moment begriff Netto. Plötzlich wusste er, was sein Chef dachte. Was für eine Unruhe sein Inneres zerfraß. Allerdings konnte er nichts dazu sagen, wenn Johannsen nicht selbst darauf zu sprechen kommen würde.
    Sein Chef stand auf und trat an den Barschrank.
    » Doktor, vielleicht sollten Sie es mit dem Zeug nicht übertreiben. «
    Johannsen machte eine unwirsche Handbewegung, als wollte er eine Fliege verscheuchen. » Ich frage mich, warum ich mich überhaupt auf diese Sache eingelassen habe. «
    Antônio rutschte in seinem Sessel herum. » Hatten Sie denn eine Wahl? «
    » Nein. «
    » Also? «
    » Vielleicht hätte ich auf meinen Vater hören sollen. «
    » Inwiefern? «
    » Die Nase, hat er immer gesagt. Er war der Meinung, dass man sich, wenn es ums Land geht, ausschließlich auf seine Nase verlassen solle und nicht auf die Agronomen. Ein Agronom erkennt nicht die Fährte des Leoparden auf der roten Erde, hat er immer gesagt. Vielleicht hat er ja recht. Ich erkenne die Fährte des Leoparden auch nicht. «
    » Jetzt seien Sie aber mal nicht so streng mit sich selbst, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. «
    » Ich habe in den Himmel geschaut, die Zweige angefasst und die Früchte

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