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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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noch ein Eldorado für jeden, der Geld investieren will, und das mit wachsender Tendenz. Weißt du, was dieser Arbeiter den Massen tatsächlich versprochen hat? Er hat versprochen, vierzig Millionen Menschen aus der bitteren Armut zu befreien, und das hat er auch getan. Wie? Indem er ihnen am Monatsende Geld geschenkt hat, Wechsel, die seine Nachfolger und unsere Kinder werden begleichen müssen. Er hat ihnen das Glück versprochen, und er hat es ihnen gegeben. Wie, fragst du? Na, in Form von Bankkonten und Kreditkarten. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Kreditkarten für Menschen, die zuvor nicht einmal einen Personalausweis hatten. Er hat die Arbeiter bis zum Hals in Schulden versenkt, aber er hat sie glücklich gemacht. Er hat sie aus Pernambuco geholt, vom Arsch der Welt, und in das Spektakel namens › Konsumismus ‹ verpflanzt. Mit dem Konsumismus aber ist es wie mit dem Sex: Wenn du noch nie welchen hattest, raubt er dir den Verstand. Aber nicht deswegen ist Lula ein Genie. Er ist ein Genie, weil er gleichzeitig auch die Bänker glücklich gemacht hat, denn die leben ja von den Schulden der Menschen. Vierzig Millionen neue Kunden hat er ihnen vor die Schalter geschafft. Weißt du, wie viel vierzig Millionen sind? Der Reichtum unserer Bänker hat sich in vier Jahren verdoppelt, und in acht Jahren, das sage ich dir, wird er sich verdreifacht haben. Dasselbe gilt für den Großhandel, die Gesundheitsvorsorge, die Versicherungen und die Automobilindustrie. So hat er die alten Antagonisten aus dem Märchen versöhnt, lieber Antônio. Er hat einen neuen Leviathan geschaffen, der seine beiden Köpfe zusammensteckt, einen tropischen Leviathan, einen Leviathan in Bermudashorts, nenn es, wie du willst. So etwas gab es noch nie in Brasilien, und das ist sein Verdienst! Die Einzigen, die er hintergangen hat, sind die Bauern. Denen hat er die Agrarreform versprochen und sie ihnen dann nicht gegeben. Die Bauern hassen ihn tatsächlich, aber leider gehen diese Ackerknechte nicht zur Wahl. Wundert es dich also, dass soeben ein PR -Mann aus Brasilia mein Büro verlassen hat? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung, Antônio: Ich verliere nicht gern, und Politik kostet… Lula und sein Saftladen werden uns noch eine Weile erhalten bleiben, das verspreche ich dir. Nach Lula wird der Lulismus kommen, und der wird sich wie eine uralte Wurzel im Boden festklammern. «
    Johannsen trank seinen Whisky aus und stellte das Glas mit einer ungehaltenen Geste auf den Barschrank. Dann schaute er Antônio an.
    » Aber lass uns nicht abschweifen « , fuhr er fort. » In Anbetracht der Tatsache, dass die eigentlichen Staaten wir, die Großunternehmer, sind, brauchen wir auch den nötigen Staatsapparat: Spionage, Gegenspionage, Geheimpolizei, Datenmanipulation und so weiter und so fort. Die Staatsräson nicht zu vergessen. Will sagen, es gibt Fragen von einer derartigen Bedeutung für die Firma, dass man sich nicht um die Gesetze scheren kann. Man muss sie im Namen der Staatsräson brechen. Und dann geraten wir in einen rechtsfreien Raum. «
    Den letzten Satz hatte Johannsen betont. » Präg dir diese Worte gut ein, Antônio, denn sie gefallen mir sehr. Dass wir auch dann existieren und Geld verdienen, wenn unsere Unternehmen gewaltige Löcher haben, hat damit zu tun, dass wir uns in diesem rechtsfreien Raum befinden. Die Gesetze, die für andere gelten, gelten für uns nicht. «
    Er trat ans Fenster heran. » Nimm diesen Typen da unten, der gerade die Faria Lima überquert. Siehst du den? Wenn er am Monatssende nicht die Stromrechnung bezahlt, einschließlich der Zinsen für die verspätete Zahlung der vorangegangenen Rechnung, dann schalten sie ihm irgendwann den Saft ab. Wenn er nicht mit der Kreditrate von dreitausend Reais in der Bank erscheint, dann sperren sie sein Konto und verfolgen ihn bis ans Ende seiner Tage. Für uns gilt das nicht. Wenn eine negative Bilanz unserer Börsennotierung schaden und dieser Kursverlust ein Vorhaben des Unternehmens gefährden könnte, den Verkauf des Unternehmens selbst etwa, dann fälschen wir eben die Bilanz. «
    Er machte eine kurze Pause. » Das Leben besteht aus Entscheidungen, und so sehen unsere Entscheidungen nun einmal aus. Weil unser Unternehmen gesund ist. Das ist es aber nicht. Verstehst du, was ich meine? «
    » Ich denke schon, Doktor. «
    Paulão lachte traurig. » Das gegenwärtige Problem ist allerdings ein anderes, und es hat nicht einmal mit dem Drachen zu tun. Es

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