Durst: Thriller (German Edition)
Marianne nicht da ist. «
» Sie ist vorgestern ziemlich überstürzt abgereist. «
» Wo sind sie denn hin? «
» Das habe ich nicht so richtig verstanden. In die Schweiz, glaube ich. Geht es dir gut? «
» Ja… na ja. «
» Schrecklich, diese Sache mit Nelson Braga. «
» Mir kommt es wie ein Albtraum vor. Dieser Körper auf der Plastikplane. Die Gesichter der Polizisten. «
» Gütiger Gott. Mir ist schleierhaft, wie du das überhaupt geschafft hast. Ich hätte nicht den Mut, mitten in der Nacht ein paar wildfremden Polizisten in die Wüste zu folgen. «
» Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht weil Matheus dabei war. Andererseits habe ich mich wie ein Roboter gefühlt: Ich habe einfach gehandelt, ohne nachzudenken. «
Joyce schaute sie verschwörerisch an. » Und dieser Professor Braga, was ist das für ein Typ? «
Sarah Clarice musterte sie mit einem verhaltenen Lächeln. » Der lebt in seiner ganz eigenen Welt. «
» Mag sein, aber wie ist er so? «
» Du meinst, vom Aussehen her? «
» Na klar, was sonst? «
» Nicht übel. Schlank, ziemlich groß, schöne Augen. Irgendwie hat er Ähnlichkeit mit Nelson, aber dann sind sie auch wieder total verschieden. « Sarah Clarice verfiel einen Moment in Schweigen. » Es ist unglaublich, dass er tot sein soll, und dann noch auf diese Weise. «
» Wie hat sein Bruder das aufgenommen? «
» Matheus ist der total kontrollierte Typ, schwer zu sagen also. Außerdem hatten sie sich ziemlich lange nicht gesehen. «
» Warum? «
» Keine Ahnung. Ich bin nicht dahintergekommen. Matheus ist sicher nicht ganz einfach. Auch Nelsons Frau Sandra, die sonst ziemlich resolut ist, scheint mit Matheus ihre Schwierigkeiten zu haben. «
» Inwiefern? «
» Keine Ahnung, sie wirkt nervös, übervorsichtig. Die Ärmste. Was für ein Schlag… «
» So etwas sollte einem Menschen nie passieren. Das muss einen umhauen « , sagte Joyce leise.
» Es passiert aber. Es passiert, und man kann nichts dagegen tun. «
Joyce streichelte Sarah Clarice über den Kopf. » Gut, dass du jetzt hier bist. Ich habe mir Sorgen gemacht. «
Sarah Clarice wechselte das Thema. » Und bei dir? Gibt es etwas Neues? «
» Nichts Besonderes. Ich habe Felipe zum Teufel gejagt. Diesmal für immer, hoffentlich. «
» Ja, ja. «
» Doch, wirklich. Der fickt ganz Salvador. «
Sarah Clarice verzog das Gesicht.
Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte, und sie nahm den Hörer ab. » Health Scanner. «
Eine Männerstimme mit Akzent aus Bahia sagte: » Die Senhora Young bitte. «
» Am Apparat. Mit wem spreche ich? «
» Guten Tag. Ich bin Journalist und arbeite für den Tarde. Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen? «
Sarah Clarice warf Joyce einen Blick zu. » Zu welchem Thema? «
» Ich schreibe einen Artikel über den Tod von Nelson Braga. «
Sie schwieg einen Moment, dann ließ sie sich den Namen geben und eine Nummer, unter der sie ihn zurückrufen konnte. Das tat sie dann auch sofort.
» Hier ist Sarah Clarice. Entschuldigen Sie bitte, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. «
» Kein Problem, das kann ich sehr gut verstehen. «
» Was möchten Sie wissen? «
» Ich schneide das Gespräch mit, ist das in Ordnung? «
» Sicher. «
» Sie sind eine der letzten Personen, die Doktor Braga lebend gesehen haben. «
Das fängt ja schon gut an, dachte sie.
» Keineswegs. Es ist schon ein paar Wochen her, dass ich ihn gesehen habe. «
» Aus welchem Anlass? «
» Er hat uns bei Recherchen zum São Francisco geholfen. «
» Was für Recherchen? «
» Das kann ich Ihnen nicht sagen. Recherchen zu Gesundheitsfragen, können Sie schreiben. «
» Okay. Und danach haben Sie ihn nicht mehr gesehen? «
» Nein, wir haben nur telefoniert. «
» Verstehe. Haben Sie irgendeine Vorstellung, wie es zu diesem Mord kommen konnte? Haben Sie irgendjemanden verärgert mit Ihren Recherchen? «
Sarah Clarice runzelte die Stirn, ging dann aber darüber hinweg, dass er sie in die Frage mit einbezogen hatte. Sie kannte die Methoden der Boulevardjournalisten.
» Wohl kaum. Was wir gemacht haben, waren reine Routinegeschichten. «
» Hat Nelson Braga Ihrer Meinung nach jemanden verärgert? «
» Soweit ich weiß, nicht. Ich kannte ihn aber auch nicht besonders gut. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass er in der Gegend ein hoch angesehener Mann war. Was geschehen ist, hat alle überrascht und sprachlos gemacht. «
Der Journalist am anderen Ende der Leitung lächelte. Jetzt hatte er,
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