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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Analysen war nicht mehr da. Matheus erinnerte sich genau, dass er ihn dort hatte liegen lassen, damit er sich gleich nach seiner Rückkehr aus São Paulo der Sache widmen konnte.
    Ganz ruhig, sagte er zu sich selbst. Atme erst einmal durch, das hast du seit Tagen nicht mehr getan.
    Er blieb auf dem Schreibtisch sitzen und fuhr sich mit der Hand über die feuchte Stirn. In diesem Moment kam die Verwaltungsdirektorin ins Institut, eine große, schlanke Frau mit dunklem Teint und kurzen Haaren. Ihre kräftige, raue Stimme war deutlich zu hören.
    » Professor Rocha, ich habe Sie überall gesucht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder waren das totale Idioten, oder wir haben ein wahnsinniges Glück gehabt. Sie haben den Tresor nicht angerührt, obwohl den, unter uns gesagt, selbst mein dreijähriger Neffe knacken könnte. «
    » Ach ja? Vielleicht trifft ja beides zu « , entgegnete der Prorektor in seinem heiteren Tonfall.
    » Möglich. Jedenfalls ist es noch einmal gutgegangen. Vielleicht wäre es aber doch an der Zeit, einen neuen Tresor zu kaufen. Das sollte uns eine Warnung sein. «
    » In Ordnung, Marta, lass einen neuen anschaffen. Aber er darf nicht zu viel kosten, bitte. «
    Matheus hörte die Stimmen, aber sie erreichten ihn wie im Traum. Seine türkisblauen Augen waren auf den Mandelbaum gerichtet, aber er sah nicht den Baum, sondern seine Wohnung. Vor allem sein chaotisches Wohnzimmer, wie er es am Morgen, kaum hatte er die Augen aufgeschlagen, durch die Schlafzimmertür erblickt hatte. Auf dem Tischchen hatte seine Reisetasche gestanden und auf dem Stuhl der schwarze Rucksack, in dem er seinen Laptop aufbewahrte. Der Rucksack hatte nicht dort gestanden, als er nach Salvador aufgebrochen war. Er hatte ihn vielmehr, eingewickelt in eine Hängematte, in den Kleiderschrank gestellt. Das machte er immer so, wenn er ihn nicht mitnahm.
    Der Rucksack hätte nicht auf dem Stuhl stehen dürfen.
    Schnell verließ Matheus das Institut, rannte durch die Vorhalle des Unigebäudes und stürzte zu seinem alten Fiat. Innerhalb von zwanzig Minuten war er daheim. Als er die Treppe hochlief, hämmerte ihm das Herz in der Brust. Er hatte sich richtig erinnert– der Rucksack stand auf dem Stuhl. Offen.
    Er stellte ihn auf den Tisch und merkte schon am Gewicht, dass der Computer noch drin war. Sein Herz beruhigte sich allmählich. Konnte er sich täuschen? Konnte er ihn, als er in der Morgendämmerung zurückgekehrt war, aus dem Schrank genommen und auf den Stuhl gestellt haben, bevor er todmüde ins Bett gefallen war?
    Das ergab keinen Sinn. Er erinnerte sich genau, dass er ihn nicht herausgeholt hatte. Warum hätte er ihn am Morgen aus dem Schrank holen sollen?
    Matheus sah sich um. Die Wohnung war chaotisch, aber das war sein eigenes Chaos. Die Tür war unversehrt. Nirgendwo war etwas Verdächtiges zu sehen. Die Fenstertür zur Terrasse ließ sich allerdings leicht öffnen.
    Warum aber hätte jemand seinen Laptop benutzen sollen, statt ihn mitzunehmen?
    Im Prinzip aus demselben Grund, aus dem man die Wasserproben zerstört und die Analysen gestohlen hatte. Matheus ging in die Küche und stürzte ein Glas Leitungswasser hinunter. Man hatte den Eindruck zu erwecken versucht, die gesamte Uni sei verwüstet worden. Dabei musste demjenigen, der hinter dieser Aktion steckte, klar sein, dass er das Tarnmanöver durchschauen würde. Der Gedanke war beängstigend.
    Er, Matheus, würde es begreifen. Und zwar nur er.
    Sarah Clarice wusste nicht, ob sie zufrieden oder verärgert sein sollte. Innerlich hatte sie sich auf ein schreckliches Donnerwetter von Marianne eingestellt, aber als sie am Morgen bei Health Scanner eintraf, erfuhr sie, dass ihre Chefin auf Reisen war und frühestens in einer Woche zurückkehren würde. Umso besser, dachte sie, so konnte sie etwas Luft schöpfen und Ordnung in ihre Gedanken bringen. Im Büro war kaum jemand. Der Schweizer Kollege begleitete Marianne auf ihrer Reise, während der Brasilianer Murilo irgendwo in geheimer Mission unterwegs war– möglicherweise am Strand. Nur Joyce und ein paar andere hielten die Stellung. Im Himmel von Salvador hingen große stahlgraue Wolken, während das Meer die Farbe von Schiefer hatte. Durch die großen Fenster fiel kaltes Licht herein, und sämtliche Schreibtischlampen brannten.
    Joyce kam, setzte sich auf die Schreibtischkante und legte Sarah Clarice die Hand auf die Schulter.
    » Du hättest heute nicht unbedingt kommen müssen. «
    » Ich wusste nicht, dass

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