Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
lässt Ted anhalten. »’n Abend, Sir.«
Der Wachmann, der das Tor runtergelassen hat, kommt angerannt. »Überprüf die Frauen«, sagt der Befehlshaber zu ihm.
Wir erstarren, Maev, Ash, Molly und ich.
»Wir sind aus Sektor zehn, Sir«, sagt Bram. »Wir haben sie beim Sabotieren erwischt. Bringen sie zur Befragung ins Hauptquartier. Nichts Ungewöhnliches.«
Der Befehlshaber achtet nicht auf ihn. »Guck dir ihre Gesichter an«, sagt er dem Wachmann. Ein Schauder läuft mir übern Rücken.
Du wirst nicht weit kommen.
»Was ist denn los, Sir?«, fragt Bram. »Gibt’s Ärger?«
Der Befehlshaber fragt: »Wie sind die Straßen in deinem Sektor, Bruder?«
Nero landet auf dem verschlossenen Tor. Wir halten den Blick gesenkt, während der Wachmann um den Wagen rumgeht und jeder von uns ins Gesicht guckt. Ash zuerst. Er beugt sich zu uns rein, um sie anzugucken. Er, Creed und Tommo grüßen sich mit einem Nicken. Dann kommt er zu mir. Ich starr stur geradeaus.
Creed hustet und setzt sich anders hin im Sattel. »Seid ihr schon lang hier draußen?«, fragt er den Wachmann. Seine Hand liegt ganz zufällig auf seinem Waffengürtel. Die Finger streifen den Bolzenschießer.
Er hat einen wunden Punkt berührt.
»Viel zu lang schon, verdammt«, murmelt der Wachmann. Ein mürrischer Blick Richtung Befehlshaber. Der hört Bram zu, wie er über den Zustand der Straßen plappert. Sein Blick wandert flüchtig über mich, dann geht er weiter, zufrieden, dass er sich bei Creed beklagen kann. »Ich bin schon zwei Tage hier«, sagt der Wachmann. »Mein Partner und ich hätten bei Sonnenuntergang abgelöst werden müssen, und dann taucht der da auf, mein Partner darf zurück in die Kaserne, und ich muss bleiben.« Maev guckt er kaum an.
»Wie lang?«, fragt Creed.
Bloß ein kurzer Blick auf Molly. »Noch zwei Tage«, sagt der Wachmann. »Mit dieser Nervensäge da.«
»Das ist nicht gerecht, Bruder«, sagt Creed.
»Tja, sag das mal denen in Resurrection«, sagt er. »Und als wenn’s nicht schlimm genug wär, dass ich hier vier Tage festsitz, du müsstest mal –«
»Du!«, ruft der Befehlshaber. »Ich hab nicht gesehen, dass du die da überprüft hast.« Er redet weiter mit Bram.
Der Wachmann wirft ihm einen giftigen Blick zu. »Welche?«, fragt er. »Sir?«
»Pass auf deinen Ton auf«, sagt der Befehlshaber. »Die mit den kurzen Haaren.«
Er meint mich.
Der Wachmann kommt zu mir und stellt sich direkt neben mich. Ich starr rüber zu Maev. Guck ihr in die Augen. Schweiß läuft mir den Nacken runter.
»Dreh den Kopf«, sagt der Wachmann. »Damit ich dich angucken kann.« Langsam dreh ich ihm den Kopf zu. Halt den Atem an. Halt den Blick gesenkt. Meine Hände sind klamm. Er guckt mich an. Beugt sich näher zu mir. Leckt sich über den Daumen und fährt damit über meinen Wangenknochen. Reißt die Augen auf, als er meine Tätowierung sieht.
»Sir!«, brüllt er.
Dann ist er tot. Doppelt tot. Zwei Bolzen durch den Kopf. Creed und Tommo.
Noch ein Schuss. Zwei Schüsse, drei, vier.
»Saba!«, schreit Lugh. »Saba!«
S chon beim ersten Schuss sind wir alle auf den Beinen: Maev, Ash, Molly und ich. Wir befreien uns von den Fesseln und klettern aus dem Wagen, während Tracker angerannt kommt. Creed und Tommo springen von den Pferden. Beide Tonton liegen tot auf der Erde. Bram liegt auf dem Fahrersitz, hängt halb vom Wagen runter. Mit dem Gesicht nach unten. Er ist in den Rücken geschossen worden.
Lugh steht neben ihm. Umklammert seinen Bolzenschießer. Das Gesicht kreideweiß. Die Augen aufgerissen.
Ein paar von uns stürzen zu Bram, holen ihn vom Wagen, legen ihn auf den Boden. Maev und ich rennen zu Lugh.
»Lugh!«, ruf ich. Ich kletter zu ihm rauf. »Lugh, was ist passiert? Bist du in Ordnung?«
»Ich hab ihn getötet«, flüstert er. »Der Tonton hat Bram erschießen wollen, also hab ich auf den Tonton geschossen, aber … Bram hat sich bewegt. Er ist zwischen mich und den Tonton gekommen, und ich hab aus Versehen ihn getötet. Ich hab Bram getötet.«
Ich nehm den Bolzenschießer, leg die Arme um ihn und drück ihn auf den Sitz. Er zittert am ganzen Körper.
»Zwei Schüsse.« Creed guckt zu uns hoch. »Einer in den Kopf, einer in den Rücken.«
»Jeder von denen hätte ihn getötet«, sagt Tommo.
»Also weiß man’s nicht«, sag ich zu Lugh.
»Ich glaub, sie haben nach Saba gesucht«, sagt Ash. »Sie haben gewusst, dass sie hier ist. Sie müssen Emmi zum Reden gebracht haben.«
Ich sag nichts. Ich
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