Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
mir in den Fingern, mich mal mit Slims kleinen Bällchen zu versuchen. Hätte zu gern gesehen, wie der Damm in die Luft fliegt. Kawumm!« Sie zwinkert mir zu. Ash. Nie ist sie fröhlicher, als wenn Ärger vor ihr liegt.
Bram hat Tracker vom Wagen verjagt. Aber er hält mit uns mit, schlüpft zwischen Bäumen durch, rennt gebückt über Felder, verschwindet hin und wieder, dann taucht er ein Stück weiter an der Straße wieder auf. Er weiß, er muss von anderen Leuten wegbleiben.
Creed und Tommo reiten dicht hinter dem Wagen. Creed kann die Augen nicht von Molly lassen. Er versucht’s, aber irgendwann gibt er auf und starrt sie offen an. Zuerst beachtet sie ihn nicht. Aber man kann sehen, wie sie immer fuchsiger wird. Wie sie von Minute zu Minute wütender und ärgerlicher und genervter wird. Irgendwann platzt sie.
»Hör auf, mich anzustarren!«
»Hör auf, so herrlich zu sein, dann hör ich auf, dich anzustarren«, sagt er. »Lächel mich an, Molly, bitte. Ein kleines Lächeln, und ich sterb als glücklicher Mann.«
»Du ermüdest mich, Creed«, sagt sie.
»Das ist meine Strategie«, sagt er. »Ich werd dich zermürben, wie Wasser den Stein.«
»In so einem seichten Bächlein wie dir plansch ich doch nicht.« Sie zieht sich in ihre Ecke zurück und guckt auf die Straße vor uns. Er zwinkert uns anderen zu. »Ich mach Fortschritte.«
Tommo versucht, meinem Blick um jeden Preis auszuweichen. Was für eine Erleichterung. Schwierigkeiten aus der Ecke kann ich jetzt nicht auch noch brauchen. Nicht jetzt.
Creed und Ash und Maev scheinen sich irgendwie darüber verständigt zu haben, was in Darktrees passiert ist. Sie haben anscheinend eine Art Frieden geschlossen, was dazu geführt hat, dass sie jetzt hierbleiben und mit Bram und Cassie den Widerstand aufbauen wollen. Um zu tun, was getan werden muss, im Dienst von was Größerem als wir selbst. Wieder DeMalo. Ich komm nicht von ihm los. Aber genau das machen sie alle, vor meinen Augen.
Maev ist still. Sie antwortet, wenn jemand sie was fragt, aber ich seh, dass sie eigentlich nicht hier ist. Sie ist irgendwo tief in ihren Gedanken, in ihrem Herzen, und versucht, sich über was klarzuwerden. Wie ich. Ich guck auf Lughs Hinterkopf, während er mit Bram redet. Die beiden sitzen Schulter an Schulter auf dem Fahrersitz. Anscheinend kommen sie gut miteinander aus.
Lugh und Maev kriegen wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr, noch mal allein zusammen zu sein, bevor wir New Eden verlassen. Wenn das alles vorbei ist, wenn wir Emmi wiederhaben, werden wir uns gleich auf den Weg machen. Aber selbst wenn sich was ergeben würde – so wie ich Lugh kenn, würde er kneifen. Er würde nie zugeben, was er für sie fühlt. Wenn Maev das wüsste, vielleicht würde sie’s sich dann anders überlegen und mit uns kommen. Vielleicht auch nicht. Maev ist keine Durchschnittsfrau. Liebe ist nicht alles. Und wie Molly gesagt hat, man kann nichts sicher wissen, schon gar nicht, wenn’s um Herzenssachen geht. Trotzdem. Ich find, sie muss es wissen.
Ich stups sie mit dem Fuß an. Sie guckt hoch. Ich guck zu Lugh. Dann wieder zu ihr. Guck sie fest an. Sie wird rot. »Er liebt dich«, sag ich lautlos. Sie wird noch röter, wirkt nervös, guckt zu ihm. Dann wieder zu mir, die Stirn gerunzelt. »Er hat’s mir gesagt«, sag ich stumm. »Liebst du ihn?«
Sie zögert. Dann wird ihr Blick weich. Ihr ganzes Gesicht. Sie lächelt. Ich lach auf.
»Was ist denn so komisch?«, fragt Ash.
»Nichts«, sag ich. »Nichts.«
Das Land, durch das wir fahren, ist fruchtbar und freundlich. Lughs Kopf dreht sich hierhin und dahin, er lässt sich nichts entgehen. Er fragt Bram nach Fruchtfolge, Bewässerung und was nicht allem, und ich muss an das denken, was Auriel über ihn gesagt hat.
Lugh träumt von einem sesshaften Leben. Er sehnt sich danach, sich irgendwo niederzulassen und das Land um sich rum zu bestellen. Es juckt ihn in den Händen, fruchtbaren Boden zu bestellen, Essen auf den Tisch zu bringen, das er selbst angebaut hat, Kinder großzuziehen. Das bist du nicht.
Sie hat recht. Die Vorstellung, Land zu bestellen, lässt mein Herz nicht höherschlagen. Pech. Ich muss mich dem anpassen, was für uns alle am besten ist.
Wir kommen an einer kleinen Sklavengruppe vorbei. Drei Frauen und zwei Männer, die an den Knöcheln zusammengekettet sind. Bewacht von einem Tonton sammeln sie Steine und Felsen von einem Feld gleich an der Straße auf. Als wir vorbeirattern, richten sich alle auf und strecken
Weitere Kostenlose Bücher