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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Tropfen, und er schläft den ganzen Tag, vielleicht noch den nächsten halben.«
    »Und drei?«
    »Der längste Schlaf von allen. Überleg gut, wie du’s benutzt.«
    Ich werf ihm die Arme um den Hals und umarm ihn fest. »Danke. Das alles tut mir leid.«
    »Ich komm schon wieder auf die Beine, keine Angst«, sagt er. »Ich hab dich in Hopetown kämpfen sehen, ich hab Gerüchte gehört über das, was du anderswo getan hast. Du weißt es nicht, aber du bist eine kleine Legende.«
    »Nein, bin ich nicht«, sag ich.
    »Jedenfalls, als ich gesehen hab, wer mich da überfällt, da ist mir die Idee gekommen, dass du dich uns vielleicht anschließen möchtest. Wir hätten ein bisschen Schwung in die Sache bringen und einem ruhmreichen Sieg entgegenmarschieren können. Tja … ich bin bloß ein dummer alter Mann mit romantischen Anwandlungen. Ist mir eine Ehre gewesen, dich kennenzulernen. Viel Glück, meine Liebe.«
    »Dir auch, Slim.«
    Ich geb Tracker einen letzten Kuss auf den Kopf. Molly nimmt mich am Arm, und Slim winkt uns zum Abschied. Tracker fängt an zu jaulen.
    Ich guck mich immer wieder um. Bis die Bäume sie verdecken. Bis nur noch Trackers Kummerlaute bleiben, die zwischen den Bäumen widerhallen.

    I ch sitz neben Ash hinten im Wagen. Molly und Maev sitzen uns gegenüber. Wir sind an den Knöcheln und Handgelenken gefesselt – fest genug, um eine Überprüfung zu überstehen, locker genug, um schnell freizukommen. Creed und Tommo auf Prue und Hermes sind die Nachhut. Lugh und Bram sitzen großspurig auf dem Fahrersitz, und vor den Wagen ist Brams Arbeitspferd Ted gespannt.
    Wir sind noch nicht lang unterwegs, vielleicht eineinhalb Meilen, da taucht hinter uns auf der Straße ein Punkt auf. Er wird immer größer. Ash beugt sich um mich rum und kneift die Augen zusammen. »Was ist denn das?«
    Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Es ist Tracker. Im Nu hat er zu uns aufgeholt. Er rennt mit Volldampf, wie der Wind. Tommo und Creed machen ihm Platz, und mit einem Satz fliegt er zu uns hinten in den Wagen.
    »Was für ein Bursche!«, ruft Ash.
    Er lässt sich auf unsere Beine plumpsen und legt mir den Kopf in den Schoß. Ich schüttel den Kopf und kraul ihn hinter den Ohren. Dieser Hund lässt sich nicht zurücklassen. Wann lern ich das endlich?
    Ein bisschen später hör ich einen vertrauten Ruf und guck zum Himmel hoch. Es ist Nero. Er segelt über uns. »Ich hab ihn seit Stunden nicht gesehen«, sag ich. Er kommt zu uns runter. Er hat den Herzstein im Schnabel.
    »Nero! Komm her!« Aber er achtet gar nicht auf mich, sondern landet auf Molly. So weit wie möglich von mir weg. Er lässt ihr den Stein in den Schoß fallen.
    »Na so was, Nero, hallo, was hast du denn da?« Sie hält den Herzstein hoch. »Hast du den verloren, Saba?«
    Ich werf Nero einen tödlichen Blick zu. Er guckt mich an und krächzt vor sich hin. Klugscheißerkrähe. Deshalb ist er heute Morgen verschwunden. Der Stein muss am Tümpelufer angespült worden sein. Ich hab’s mir also nicht eingebildet, dass er ganz in der Nähe gewesen ist. Er hat den ganzen Tag irgendwo damit rumgelungert, hat absichtlich gewartet bis jetzt, wo alle zusammen sind.
    »Nein«, sag ich. »Er hat ihn wieder mal geklaut. Er ist ein Dieb und eine Nervensäge, und ich werd ihn gegen einen Regenschirm eintauschen.«
    Er lacht mich aus, ruckt mit dem Kopf. Molly fallen die Stiche auf seiner Brust auf. Sie wirft mir schnell einen Blick zu, während er schon wieder losfliegt. Auftrag erfüllt, jetzt fliegt er flott vor uns her. Molly wirft mir den Herzstein zu. Ich steck ihn in die Tasche.
    Verschaukelt von meinem gottverdammten Vogel. Nicht zum ersten Mal. Und so wie ich ihn kenn – und ich kenn ihn gut –, auch nicht zum letzten Mal.

    W ir rollen durch den warmen Nachmittag. Bis zur Ausgangssperre wollen wir in Stellung sein. Bis Einbruch der Nacht. Wollen bereit sein. Bereit zuzuschlagen. Schade für unsere Hinterteile ist, dass das Kosmische Kompendalorium kein bisschen weniger holprig fährt als vorher. Wir rattern über die festgetrampelte Straße, rein in den Schatten von kühlem, süß duftendem Wald und wieder raus. Über klare Bäche drüber. Vorbei an Verwesern auf ihren Feldern, die mit der Arbeit aufhören, um uns vorbeifahren zu sehen.
    »Die denken: Bin ich froh, dass ich das nicht bin auf dem Wagen da«, sagt Molly. »Und fragen sich, ob sie eines Tages auch drankommen.«
    »Wenn die wüssten, wo wir draufsitzen«, sagt Ash. »Es juckt

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