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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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nicht, was du tust. Wenn sie zu schnell aus dem Wahrtraum kommt, könnte sie –«
    »Ich weiß, was für meine Schwester am besten ist«, sagt er. »Ihr seid die ganze Nacht hier drin gewesen, das reicht. Saba! Hey, Saba, da kommt jemand.«
    Jetzt sind meine Augen offen. Lughs angespanntes Gesicht. Seine hellen Augen. Er ist ganz zappelig vor Aufregung.
    »Da reitet gerade jemand ins Lager«, sagt er.
    Mein Herz schlägt schneller. »Jack«, sag ich. »Es ist Jack. Er ist hier.«
    »Na los«, sagt er. »Komm schon!« Er hilft mir hoch. Ich schwanke. Er hält mich fest. Ich bin benommen, meine Beine zittern, der Magen dreht sich mir um.
    »Nicht«, sagt Auriel, »bitte, Lugh, nicht! Saba, wir müssen –«
    Aber er führt mich schon nach draußen, hat mir einen Arm um die Taille gelegt. Das grelle weiße Tageslicht sticht mir in die Augen. Ich schirm sie mit der Hand ab.
    »Guck!«, sagt er. »Guck doch!«
    Da ist ein Pferd mit Reiter, sie kommen zwischen den Zelten durch auf uns zu. Der Reiter ist auf dem Pferdehals zusammengesackt. Das Pferd geht langsam. Schwerfällig. Als ob sie zu lang und zu schnell geritten wären.
    Nero und Tracker sausen voraus. Emmi und Tommo gehen links und rechts von uns. Leute laufen zusammen. Ein paar gehen neugierig hinterher.
    Auriel kommt hinter uns aus dem Zelt. »Saba, bitte komm zurück. Wir müssen das richtig zu Ende bringen. Es ist gefährlich, wenn man –«
    »Jetzt nicht!«, sagt Lugh.
    Der Reiter ist von oben bis unten mit weißem Ödlandstaub bedeckt. Lange, wild zerzauste Haare. Es ist eine Frau. Ihre Augen kann ich von hier aus nicht sehen, aber ich weiß, sie sind grün. Tief und leuchtend und lebendig. Wie Waldmoos.
    Ich halt den Atem an. Dann stolpere ich auf sie zu. Renn auf sie zu. Sag ihren Namen.
    »Maev. Maev!«

    I ch hab gedacht, wir hätten sie zum letzten Mal gesehen.
    An dem Tag, an dem wir gegen die Tonton am Pine Top Hill gekämpft haben. Wir sind in der Unterzahl gewesen. Lugh, Emmi, Tommo und ich, Jack, Ash und Ike. Wir sieben gegen Vikar Pinch und rund sechzig Tonton. In der Unterzahl, ausgetrickst und demnächst Futter für die Aasgeier. Bis Maev aufgetaucht ist jedenfalls. Dank ihr und ihren Free Hawks und diesem wilden Burschen namens Creed mit seinen Weststraßenräubern haben wir sie geschlagen. Tja, das haben wir damals jedenfalls gedacht.
    Das ist jetzt fast zwei Vollmonde her.
    Ich kann nicht glauben, dass Maev hier ist. Dass ich nicht immer noch in meinem Wahrtraum bin oder Gespenster seh. Sie sieht nicht wie was Lebendiges aus, staubig weiß wie sie ist. Emmi strahlt bis über beide Ohren. Tommo auch. Nero kreischt und krächzt vor Aufregung.
    Lugh nimmt ihre Zügel, und das Pferd bleibt stehen.
    Langsam hebt sie den Kopf. Fast so als ob sie Angst hätte. Dann guckt sie mich an. Und in ihren Augen les ich ihr Verderben.
    »Maev, was ist passiert?«
    Ihre Lippen bewegen sich, aber aus ihrem Mund kommt kein Ton. Sie versucht es noch mal.
    »Saba.« Mein Name platzt von ihren aufgesprungenen Lippen.
    »Lugh«, sag ich, »hilf ihr runter.«
    »Ich hab dich gefunden.« Sie schwankt im Sattel, hat die Augen auf mich geheftet. Dann sackt sie zusammen und rutscht zu Boden.

    L ugh und Tommo fangen sie auf. Irgendjemand kommt mit einem Hocker angerannt, und sie helfen ihr, sich hinzusetzen.
    »Wasser!«, ruft Auriel. »Jemand soll Wasser bringen!«
    Matt winkt Maev alle weg. »Ich muss mit Saba reden«, murmelt sie.
    Eine Frau kommt mit einem vollen Topf angerannt. Lugh hält ihn Maev an den Mund. Sobald sie die Feuchtigkeit spürt, nimmt sie ihn selbst in die Hand. Zuerst trinkt sie nur kleine Schlucke. Dann schluckt und schluckt sie. Es rinnt ihr die ausgetrocknete, dankbare Kehle runter. Läuft und tropft neben dem Mund runter. Schlängelt sich durch den Staub, der an ihr klebt. An ihrem Gesicht, ihrem Hals, ihren Kleidern. Sie trinkt den Topf leer.
    Als sie wieder zu Atem kommt, guckt sie mich an. »Die Tonton sind nach Darktrees gekommen«, sagt sie. »Sie sind über uns hergefallen.«
    Die Kälte fängt in meinem Bauch an. »Über die Free Hawks hergefallen«, sag ich.
    »Und über die Weststraßenräuber«, sagt sie. »Gleich nach dem Kampf am Pine Top Hill haben wir die ersten Gerüchte gehört, die Tonton würden sich sammeln. Würden sich nach dem Tod von Pinch neu gruppieren. Wir haben beschlossen, alle zusammenzubleiben. Mehr Leute, mehr Sicherheit. Immer wieder haben wir hier und da was aufgeschnappt, aber nie was Genaues. Ash und Creed

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