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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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dort ist, Saba. Nachts. In den Bergen. In den Bäumen. Die Stille da, sie ist so … tief. So ungeheuer groß. Wir sitzen also ums Feuer und reden … wir sprechen leise, flüstern fast, und dann … aus dem Nichts … es ist, als wär die Nacht aufgerissen. Die Tonton sind über uns hergefallen. So viele, und es ist so ein Durcheinander gewesen, die Pferde und die Schreie, und dann haben sie die Zelte niedergetrampelt, und die Leute sind noch drin gewesen, haben noch geschlafen … und sie haben die Leute rausgezerrt und sie in den Kopf geschossen.«
    »Und du?«, frag ich. »Ash und Creed?«
    »Wir sind sofort auf den Beinen gewesen«, sagt sie, »aber dieser eine Tonton ist schon auf mich zugeritten. Er hat mich in die Enge getrieben, dann ist er abgesprungen und hat mich gepackt. Und ich hab mich gewehrt, ohne Waffe, bloß« – sie hält die Hände hoch –, »aber dann hab ich ihm ins Gesicht geguckt. Er ist wie die anderen angezogen gewesen, mit diesen schwarzen Gewändern und der Rüstung, und alle hatten ihre Gesichter verhüllt, aber ich hab seine Augen gesehen. Es sind Jacks Augen gewesen. Es ist Jack gewesen.«
    Ich halt den Herzstein hoch.
    »Er hat ihn mir in die Hand gedrückt«, sagt sie. »Er hat geflüstert: ›Such Saba, gib ihn ihr, sag ihr –‹, aber er ist nicht fertig geworden mit dem, was er hat sagen wollen, weil da plötzlich gleich neben ihm noch ein Tonton gewesen ist, er ist –«
    Sie unterbricht sich, sammelt sich.
    »Jedenfalls, überall sind Tonton gewesen, also hat Jack sein Messer gehoben, als ob er mich töten will, und dann hat er gesagt, so laut, dass alle es haben hören können: ›Vergiss es, es ist hoffnungslos, Hochmut kommt vor dem Fall. Ihr hättet uns kommen sehen müssen bei dem Mond und mehr als drei Wachen aufstellen.‹
    Aber sein Blick ist hin und her gezuckt, dann hat er meinen Arm losgelassen, und ich hab gewusst, das ist meine Gelegenheit. Er will, dass ich weglaufe. Also bin ich losgekrabbelt und zu den Pferden gerannt, die sind alle zwischen die Bäume geflüchtet, weg von der Unruhe, und ich bin aufs Erstbeste gesprungen und weggeritten. Ich hab mich nicht mehr umgeguckt. Aber ich hab’s gehört. Geräusche tragen nachts weit.«
    Am Ende flüstert sie nur noch. Wir schweigen alle. Ihre Worte haben uns in den Bergwald entführt. In jene stille, mondlose Nacht. Und ich hör. Und ich seh. Ich riech. Ich spür. Das Chaos, das aus der Dunkelheit gekommen ist. Die Panik. Das Entsetzen. Die Schmerzen.
    Die Träumer, die nie wieder wach werden. Die Toten, die Maev jetzt begleiten.
    »Mein Platz wär bei ihnen gewesen«, sagt sie. »Ich hätte mit ihnen kämpfen und sterben müssen. Stattdessen bin ich geflohen. Hab meine Haut gerettet. Was hab ich immer für eine tolle Meinung von mir gehabt. Alles eine einzige Lüge. Da hat sich mein wahres Ich rausgestellt.«
    »Also ist er zu den Tonton gegangen«, sagt Lugh. »Ich hab’s dir ja gesagt, Saba, Jack tut, was am besten für Jack ist.«
    »Das stimmt nicht!«, sagt Emmi. »Er hat Maev geholfen zu fliehen, er hat ihr das Leben gerettet!«
    Ich starre den Herzstein in meiner Hand an. »Keine Nachricht«, sag ich.
    »Es ist alles so ein Durcheinander gewesen«, sagt sie. »Es ist alles so schnell gegangen. Bevor ich richtig weiß, was los ist, sind sie schon über uns, und ich kämpf gegen diesen Tonton und seh, es ist Jack, und dann … renn ich, sitz auf einem Pferd und … das ist was Tierisches. Der Überlebenstrieb, ich bin einfach losgeritten. Das Ganze kann nicht mehr als drei Minuten gedauert haben.«
    »Du hast Glück gehabt, dass du hast fliehen können«, sagt Tommo.
    »Ach ja?«, fragt Maev.
    »Natürlich«, sagt Lugh.
    Emmi kniet sich neben sie. »Was Jack zu dir gesagt hat«, sagt sie. »›Vergiss es, es ist hoffnungslos, Hochmut kommt vor dem Fall.‹ Das klingt nicht wie was, was er sagen würde. So redet er nicht.«
    Maev zuckt die Achseln. »Er hat recht gehabt«, sagt sie. »Ich bin stolz, immer glaub ich, ich weiß es am besten, hör nicht auf andere. Es ist meine Schuld, dass sie tot sind. Ich hätte mehr Wachen aufstellen müssen. Jack und ich haben uns von Anfang an nicht leiden können. Es hat ihn bestimmt gefreut, dass er mir meine Niederlage so unter die Nase reiben kann.«
    »Aber er hat dich gehen lassen«, sagt Em.
    »Ich könnte niemanden töten, den ich kenn.« Tommo guckt mich an, als er das sagt. Er meint Epona.
    »Er hat gewollt, dass du Saba den Herzstein bringst«, sagt

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