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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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haben sofort abhauen wollen, aber einen Ort wie Darktrees verlässt man nicht einfach wegen einem Gerücht. Gutes Wasser und ein gutes Jagdrevier findet man nicht so leicht. Ich hab nicht nachgegeben. Wir sind geblieben.«
    »Was ist passiert?«, fragt Lugh.
    »Sie sind mitten in der Nacht gekommen. Wir hatten drei Wachen aufgestellt, aber es hat kein Mond geschienen. Und sie sind zu viele gewesen.«
    »Aber die Hawks haben fliehen können«, sagt Emmi. »Ash und Ruby und Taz und … alle haben fliehen können, stimmt doch, Maev?«
    Ihre Stimme bebt. Sie weiß es. Wir alle wissen es.
    »Sie sind so schnell über uns hergefallen«, sagt Maev. »Wie zwischen zwei Herzschlägen, so ist es mir vorgekommen. Eben ist noch alles still, im nächsten Moment sind sie über uns. Die meisten Leute haben geschlafen. Manche sind nie mehr aufgewacht. Die Glücklichen.«
    Lautlos laufen Emmi die Tränen übers Gesicht.
    »Keine Gelegenheit zu kämpfen«, sagt Auriel. »Keine Gelegenheit zu fliehen. Aber du bist hier.«
    »Ich bin noch wach gewesen«, sagt sie. »Ash und Creed und ich, wir haben noch dagesessen und über die Tonton geredet. Haben uns gestritten, die beiden gegen mich. Was wir tun sollen, wohin wir gehen können. Sie hatten mich gerade überredet. Mich doch noch überzeugt, dass es am sichersten wär, wegzugehen. Wir hätten am nächsten Morgen das Lager abgebrochen.«
    »Wie bist du davongekommen?«, frag ich.
    »Ich hab Hilfe gehabt.«
    »Von wem?«, fragt Tommo.
    »Von einem Tonton.«
    »Ein Tonton hat dir geholfen zu fliehen?«, fragt Lugh. »Warum sollte er das tun?«
    Sie guckt mich an. Dabei fährt ihre Hand zum Hals. Sie zieht sich ein Lederband über den Hals. Streckt die Hand aus. Öffnet sie und zeigt mir, was sie da hat.
    Es ist ein Stein. Ein rosaroter Stein. Geformt wie ein Vogelei. So lang wie mein Daumen.
    »Hey, Saba, ist das nicht dein Herzstein?«, fragt Tommo.
    »Kann nicht sein«, sagt Emmi, »sie hat ihn Jack gegeben.«
    Ich streck die Hand aus. Nehm ihn. Meine Haut kennt ihn, so glatt und kühl. Mein Hand begrüßt ihn wie einen Freund. Die Kälte in mir drin breitet sich aus.
    »Er ist es gewesen«, sagt Maev. »Er ist einer von ihnen. Jack ist bei den Tonton, Saba.«

    I ch starr den Herzstein an.
    Ich rühr mich nicht. Atme nicht. Das Blut braust in meinen Ohren. Pocht in meinem Kopf. Jack ist bei den Tonton. Jack. Bei den Tonton.
    »Saba! Saba!«
    Das ist Emmi. Die meinen Namen ruft. Meinen Arm schüttelt. Mich zurück in die Welt holt. Sie steht vor mir. Auriel steht in der Nähe, mit hochgezogenen Schultern, die Arme um den Körper geschlungen. Beobachtet. Hört zu. Aus dem Augenwinkel seh ich Lugh und Tommo, die Maev zum Zelt führen, sie halb tragen.
    »Saba! Hörst du mich?« Em schüttelt mich noch mal, sie guckt grimmig. »Das ist nicht wahr. Das kann nicht sein. Ich glaub’s nicht, und du solltest es auch nicht glauben. Jack wird nie ein Tonton sein. In tausend Jahren nicht. Du kennst ihn. Du weißt, das würde er nicht tun. Er hat Maev geholfen zu fliehen, das beweist es!«
    »Ich muss nachdenken«, sag ich.
    »Nein, musst du nicht«, sagt sie. »Komm schon, wir müssen rausfinden, was passiert ist. Na komm!«
    Sie rennt zu Auriels Zelt und zerrt mich hinterher. Auriel läuft neben uns. Tracker auch. Em saust ins Zelt. Auriel verstellt mir den Weg. Das Gesicht so jung und so alt. Ihre Wolfshundaugen, die alles sehen.
    »Du bist dafür nicht bereit«, sagt sie. »Wir sind nicht fertig geworden. Du bist zu offen, Saba. Das ist gefährlich.«
    Offen. Ich fühl mich wirklich irgendwie anders. Ich fühl mich größer. Als ob ich mehr wär als nur ich. Als ob ich Teil der Luft um mich rum wär. Als ob ich immer weitergeh und nirgendwo ende. Nero landet auf meinem Arm. Ich drück ihn an mich.
    »Mir geht’s gut«, sag ich. »Geh zur Seite.«

    S ie legen Maev gerade auf Auriels Bettstelle.
    »Erzähl mir alles«, sag ich. »Alles. Von Anfang an.«
    »Hey, immer langsam«, sagt Lugh. »Sie ist völlig erledigt, sie braucht Ruhe. Du kannst später mit ihr reden.«
    »Ich red jetzt mit ihr, danke.« Ich schubs ihn aus dem Weg. Tommo zündet die Lampen an, und Emmi macht viel Wirbel mit den Decken und so. Wir schieben Maev was in den Rücken. Ich hock mich neben sie.
    »Also, alle haben geschlafen«, sag ich. »Nur du und Ash und Creed, ihr seid noch wach gewesen. Und dann?«
    Sie berührt Nero sanft mit einem Finger am Kopf. Streichelt ihn ein paar Mal. Dann sagt sie: »Du weißt, wie es

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