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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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und gebärfreudige, gesunde junge Leute, die wollen sie vor allem.«
    »Gebärfreudige junge Leute?«
    »Na klar. Der Wegbereiter baut eine neue Welt auf. Und nur die richtigen Leute dürfen da drin leben. Wenn ihr nicht wollt, dass ihr am Ende das Land bestellt und Kinder für New Eden macht, dann passt lieber auf euch auf, du und deine Freunde. Ihr seid genau das, was die suchen.«
    »Der Wegbereiter«, sag ich, als ob ich noch nie von ihm gehört hätte.
    »Das ist der Mann an der Spitze«, sagt er. »Er ist ein großer Denker, er hat, ähm … wie nennt man das? Wahrträume.«
    »Hast du ihn mal getroffen?«
    »Ich? Unwahrscheinlich«, sagt Slim. »Obwohl ich gehört hab, dass er manchmal mit seinen Männern reitet, sich unter sie mischt, ohne dass sie’s wissen, also hab ich ihn vielleicht doch schon mal gesehen. Vielleicht hat er mich mal an einem Wachposten angehalten.«
    »Vielleicht könntest du mal eine Weile still sein«, sag ich. »Mir tun schon die Ohren weh.«
    Aber er kann nicht lange still bleiben.
    »Fünf von euch und nur ein Pferd. Das bringt mich auf den Gedanken, dass ihr vielleicht irgendwo auf Schwierigkeiten gestoßen seid. Ihr seid nicht zufällig übers Yann Gap gekommen?«
    »Möglich.«
    »Du meinst, ihr seid an den irren Schädelsammlern da vorbeigekommen?«, fragt er.
    »Hm-hm.«
    »Ha!« Er schlägt sich aufs Knie. »Teufel auch. Ihr seid mir welche, Schwester. Ich sag euch, die Irren da machen schon seit Ewigkeiten Ärger. Sie haben meinen Cousin Lister gefangen, ach, das muss jetzt zehn Jahre her sein. Er ist ganz in Ordnung gewesen, der Lister, für einen Verwandten, außer dass er nie gewusst hat, wann man die Klappe halten muss. Trotzdem hätt’s mir nicht so viel ausgemacht, wenn er damals nicht gerade meinen besten Hut getragen hätte. Hat ihn sich ausgeborgt, ohne mir was davon zu sagen. Nein, es sollte wirklich mal jemand was wegen der Brücke am Yann Gap unternehmen.«
    »Schon passiert«, sag ich. »Sie ist weg.«
    Er guckt mich an. Schüttelt den Kopf und grinst. »Haha! Tja, ich werd nicht mehr! Meinen allerherzlichsten Dank. Im Namen von Cousin Lister und meinem besten Hut. Du willst in zwei Tagen am Lost Cause sein? Ich bring dich dahin, verlass dich drauf, das mach ich.«
    »Aber nicht bei der Geschwindigkeit«, sag ich. »Kann das komische Vieh nicht schneller laufen?«
    »Hast du schon mal die Redewendung gehört: Beurteil ein Buch nicht nach dem Umschlag?«
    »Nein.«
    »Tja, dann halt dich jetzt gut fest.« Dann brüllt er: »Jippie!«, und lässt die Zügel auf Moses’ Rücken klatschen. Moses rast los wie der geölte Blitz. Mit einem erschrockenen Krächzen fliegt Nero auf. Ich wär fast vom Wagen gepurzelt, kann mich gerade noch an Slim festhalten. Er wirft mir ein gelbzahniges Grinsen zu. »Großer Gewinner des Pillawalla-Kamelrennens!«, schreit er. »Fünf Jahre hintereinander. Seine Blutlinie geht zurück bis zu den Großen Pyramiden von Ägypten!«
    In einer Staubwolke rattert das Kosmische Kompendalorium die Straße lang, und Slim schmettert ein Lied. Seine Stimme klingt wie eine rostige Säge.
    Lauf, o Suzie, jag mich durch die Nacht.
    Fang mich, kitzel mich, mach mich schwach.
    Mach beben meine Waden, ja, dann kauf ich dir ein Kleid …
    Doch am Morgen ist zu Ende unsre Zeit.
    Die Wälder mit den kranken roten Bäumen lassen wir hinter uns. Wir durchqueren seichte breite Flüsse, in denen das braune Wasser nur träge fließt. Ziehen südlich um einen riesigen sterbenden See rum. Sein beißender Gestank quält unsere Nasen. Lässt unsere Augen tränen und unsere Haare zu Berg stehen. Der klebrige weiße Strand wimmelt von winzigen Fliegen, die in Wolken auffliegen, wenn wir vorbeikommen. Überall am Ufer liegen die Eisenskelette von Abwrackergebäuden rum.
    Auf Tonton treffen wir nicht, weder auf Streife noch sonst wie. Am oberen Ende vom See liegt eine kleine Festung, erzählt Slim mir, etwa fünfundvierzig Meilen nördlich. Warum die hier ist, weiß keiner. Vielleicht haben sie ein Abwracker-Bergwerk gefunden, in dem noch was zu holen ist. Slim weiß nur, dass sie so weit südlich nicht Streife reiten. Er sagt, vor morgen müssten wir uns eigentlich keine Sorgen wegen Tonton-Streifen und Wachposten machen. »Aber ich sorg dafür, dass wir ihnen nicht in die Quere kommen«, sagt er. »Ich kenn all die Nebenwege, und ich kenn die Gewohnheiten der Männer in Schwarz.«
    Ich wär lieber wieder im Ödland als hier. Erst als das Tageslicht schwächer wird,

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