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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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reißt sie sich zusammen. Sie atmet heftig. Kämpft mit sich. Versucht nicht zusammenzubrechen. Lächelt uns verkniffen an. »Tut mir leid«, sagt sie zu Tommo. »Ich hab kein Recht, so mit dir zu reden.«
    Er nickt, aber er guckt ihr nicht in die Augen.
    »Und jetzt?«, fragt Maev.
    Molly guckt Slim an, der mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Schulter knetet. »Wir gehen zu Bram und Cassie«, sagt sie. »Verstecken die Waffen. Sorgen dafür, dass Slim ordentlich zusammengeflickt wird, und überlegen uns dann, was wir als Nächstes tun.«
    »Ich geh nirgendwohin«, sag ich. »Jack hat mir gesagt, ich soll ihn hier treffen, und das werd ich auch tun.«
    »Das glaubst du doch nur«, sagt Lugh. »Aber du weißt es nicht genau. Was willst du tun, die ganze Nacht hier rumsitzen? Drauf warten, dass er mit den Tonton auftaucht, damit er dich ausliefern kann?«
    »Das würde Jack nicht tun«, sagt Molly.
    »Ob er das tun würde oder nicht, tut nichts zur Sache«, sagt Slim. »Nicht jetzt jedenfalls. Es geht darum, dass es hier nicht sicher ist. Nicht für Molly, nicht für Saba, für keinen von uns. Wir haben vier tote Verweser auf dem Kerbholz, von dem gesprengten Damm ganz zu schweigen. Wenn von den Tonton da jemand überlebt hat, dann suchen sie jetzt nach dem Kompendalorium. Brams und Cassies Haus ist sicher. Da müssen wir alle hin.«
    »Die Tonton wissen nur von dir«, sag ich. »Von dir und vom Kompendalorium. Nicht von uns.«
    »Hey«, sagt Maev, »ohne Slim wären wir nicht hier. Er hat den Kopf für uns hingehalten. Bedeutet dir das nichts?«
    »Okay, dann geht ihr da hin. Ich warte hier auf Jack.«
    »Dein Vertrauen in deinen Freund in allen Ehren«, sagt Slim. »Aber ich sag dir was. Wenn er sich mit den Tonton eingelassen hat, dann ist er nicht sein eigener Herr. Du nützt ihm mehr, wenn du dafür sorgst, dass dir nicht dasselbe passiert.«
    »Du hast mir nicht zugehört. Er ist in Schwierigkeiten, er braucht meine Hilfe, deshalb hat er nach mir geschickt.« Dabei werf ich Lugh einen grimmigen Blick zu, warne ihn davor, noch mal über Jack herzuziehen.
    »Umso mehr Grund, zu Bram zu gehen«, sagt Slim. »Er wird am besten wissen, was zu tun ist. Er kennt die Gegend hier. Er kennt die Tonton.«
    Alle gucken mich an. Warten auf meine Antwort. Mein Bauch sagt mir, ich soll nicht nachgeben. Würde es nur um mich gehen, würde ich das auch nicht tun, keine Frage. Aber mein Herz und mein Kopf sagen mir, ich muss auch an Maev, Tommo, Emmi und Lugh denken. Sie sind in Gefahr, einfach weil sie hier sind. Wegen mir. Ich guck zu Slim, der wegen mir verletzt ist. Zu Molly. Ikes Molly.
    »Wie weit ist es bis zu … Bram?«, frag ich.
    »Nicht weit«, sagt Molly. »Drei Stunden nach Norden.«
    »Okay«, sag ich, »aber ich muss ihm eine Nachricht hinterlassen. Damit er weiß, wo er mich findet.«
    »Da weiß ich genau das Richtige«, sagt Molly. »Kommt.«
    Nach ihren Anordnungen sammeln wir Teile vom Lost Cause. Angefangen mit dem Schenkenschild an einem Ende ordnen wir sie neben der Straße nach Norden in einer Reihe an. Aber so, dass es einem nicht auffällt. Außer man sucht danach.
    »Da fehlt noch was«, sagt Molly. Sie guckt mich an. »Du würdest nicht vielleicht …?«
    Da kommt Nero angeflattert. Er fliegt langsam und tief. Jacks Hut baumelt in seinem Schnabel, er hält ihn am Hutband. Er landet und lässt ihn genau an die richtige Stelle fallen. Dann krächzt er begeistert über seine eigene Klugheit.
    »Wenn das nicht alles schlägt«, sagt Molly.
    Ich hock mich hin. Beschwer den Hut mit ein paar Steinen.
    »Bis bald, Jack«, sag ich.

    B evor wir losziehen, holt Molly ihr Pferd Prue und einen Sack mit dem Notwendigsten, den sie für den Tag versteckt hat, an dem die Tonton sie vertreiben. Dann macht sie noch was.
    Sie geht ein kleines Stück von der Schenke und dem Stall weg und bleibt dann stehen. Die Stelle sieht aus wie jeder andere einsame Fleck auf dieser verfluchten Ebene, bis auf einen kleinen Steinhaufen. Sie kniet sich daneben hin, beugt den Kopf und bleibt eine ganze Weile so.
    Wir gucken fragend Slim an. Er schüttelt den Kopf und zuckt die Achseln. Als sie nachher zu uns geritten kommt, sieht man an ihren Augen, dass sie ein bisschen geheult hat. Wir tun so, als ob wir nichts merken.
    Als wir uns zum Abmarsch fertig machen, sitzen Molly und ich auf den Pferden, Lugh fährt Slims Wagen und Tommo sitzt neben ihm. Moses hat Maev ihre erste Begegnung übel genommen und rührt sich nicht vom Fleck, wenn

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