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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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sie in Sicht ist. Deshalb fährt sie wie Em und Tracker hinten bei Slim mit. Sie werden versuchen, es ihm bequem zu machen. Trotzdem ist es für niemanden angenehm, auf einem Waffenversteck zu liegen, schon gar nicht für einen Verletzten. Aber er kippt sich eine halbe Dose von irgendeiner dünnen grünen Flüssigkeit hinter die Binde – »lindert die Schmerzen«, sagt er – und klettert klaglos in den Wagen. Wir werfen alle einen letzten Blick auf die Schenke an der Kreuzung. Das Feuer ist runtergebrannt und verschlingt jetzt langsam, was noch übrig ist.
    »Tja, das war’s dann wohl«, sagt Molly. »Kein Lost Cause mehr. Ich, mein Vater, mein Opa, sein Pa. Ich bin die Letzte in einer langen Reihe von unverbesserlichen Trotteln, die unbedingt haben hierbleiben wollen. Unverbesserliche Zuversicht, das liegt bei uns in der Familie. Immer auf der Suche nach der Lücke in der dunklen Wolke. Sogar im Sturmgürtel.«
    Als wir uns nach Norden wenden und losreiten, kommen wir an Jacks Hut vorbei. Meine ganze Hoffnung ruht auf einem ramponierten alten Hut. Unverbesserliche Zuversicht. Liegt anscheinend auch bei uns in der Familie.

Sektor neun
    W ir hören Anzeichen von Leben, lange bevor wir was sehen.
    Die Nachtluft trägt leise Fetzen einer lärmenden Musik zu uns, von irgendwo weiter vorn, hinter den Bäumen. Musik zum Füßestampfen. Jauchzende Stimmen. Da haben Leute Spaß.
    »Klingt wie ein Fest«, sagt Molly. »Das ist komisch. Die Tonton erlauben keinen Spaß, und es ist Ausgangssperre. Ich frag mich, was da los ist.«
    Sie und ich reiten vor zu Lugh und Tommo. »Fahr langsam«, sagt sie zu Lugh. »Bleibt zurück, lasst euch erst sehen, wenn wir rausgefunden haben, was da los ist. Slim!« Sie schlägt gegen die Wagenwand. »Bei Bram und Cassie ist irgendwas los.«
    Nicht lang, und die Farm kommt in Sicht.
    »Brr, Moses«, sagt Lugh leise.
    Wir halten an einer Kurve in der Straße, Zedernwald zu beiden Seiten. Tracker springt aus dem Wagen, Em und Maev springen hinterher. Behutsam helfen sie Slim raus, aber er verzieht trotzdem vor Schmerzen das Gesicht. Er ist bleich und abgehärmt. Die Fahrt hat ihn mitgenommen.
    Die Farm liegt genau vor uns. Felder erstrecken sich in alle Richtungen. Gleich an der Straße liegt ein quadratischer festgestampfter Hofplatz, und an diesem Hof steht ein stattliches Haus aus Reifen und Lehm mit einem Dach aus Abwrackerschrott. In einem Glasfenster leuchtet eine Laterne. Das Fest findet in der Scheune am hinteren Ende vom Hof statt. Das große Tor steht offen. Licht und Musik und Lärm strömen raus in die Nacht. Zwei Dutzend Wagen mit Pferden sind in einem friedlichen Durcheinander abgestellt.
    »Wir könnten einen von denen nehmen und im Nu über alle Berge sein«, sagt Lugh.
    »Vergiss es«, sag ich.
    Aus dem Wald rechts von uns kommt der traurige Ruf einer Taube. Slim hält die Hand hoch: Wir sollen still sein. Die Taube gurrt noch mal. Slim antwortet.
    Geräuschlos schlüpft ein Mann aus dem Wald. Ein Berg von einem Mann. Emmi schnappt nach Luft und duckt sich hinter Maev.
    Eine Maske verbirgt die obere Hälfte von seinem Gesicht. Ein grobes, wild aussehendes Ding aus Maishülsen und Rinde. Genau das, was man nicht nachts aus dem Wald schleichen sehen will. Tracker knurrt.
    Der Mann macht den New-Eden-Gruß. »Lang lebe der Wegbereiter«, sagt er.
    »Soll er in der Hölle schmoren«, sagt Slim. »’n Abend, Bram. Was soll die Maske? Klingt wie ein Fest bei dir. Ich hab gar nicht gewusst, dass so was erlaubt ist.«
    »Besonderer Anlass«, sagt Bram. »Die erste Maisernte in Sektor neun. Das Land hier in der Gegend ist fruchtbar, dank den schwer arbeitenden Leuten, denen die Tonton es weggenommen haben.« Er nimmt die Maske ab und kommt auf uns zu. »Das Kleid gefällt mir, Slim. Wen hast du denn da alles? Ist das Molly?«
    »Hallo, Bram«, sagt sie.
    Bram hat einen dichten schwarzen Haarschopf, einen Stiernacken und Augen wie ein schläfriger Waschbär. Er könnte zweiundzwanzig Jahre alt sein. Er hat den schwarzen Kreis mit dem Kreuz drin mitten auf der Stirn.
    »Was macht ihr hier?«, fragt er. »Was zum Teufel ist mit euch zweien passiert?« Stirnrunzelnd mustert er Slims verbundene Schulter, die Rußflecken in Mollys Gesicht, die Brandlöcher in ihren Kleidern. »Omeingott, sie haben dir die Schenke doch noch abgebrannt«, sagt er. Er hilft ihr vom Pferd und umarmt sie. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagt sie. »Die Tonton haben Slim angeschossen. Cassie muss sich seine

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