Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
zurückkehrt.
    Der Herzstein. Der ist auch ein Lügner. Ich wünschte, Mercy hätte ihn mir nie gegeben.
    Ohne ihn hätte ich Jack kein zweites Mal angeguckt. Hätte ihn nie aus dem brennenden Hopetown gerettet. Ich hätte Lugh allein gefunden, und wir wären jetzt unterwegs nach Westen. Er und Emmi und ich. Alles ist zerstört. Ruiniert.
    Ich wünschte, ich hätte Jack nie kennengelernt.
    Ich hasse ihn.
    Hasse ihn.
    Schwindler.
    Verräter.
    Lügner.
    Nach einer Weile kann ich die rasende Geschwindigkeit nicht mehr halten. Ich lass das Pferd machen, was es will. Als es in den Schritt wechselt, leg ich mich an seinen Hals, erschöpft und ausgeweint. Wir wandern durch die Nacht. Ich achte nicht drauf, wo ich bin oder wie viel Zeit vergeht.
    Das Rauschen von einem Wasserfall lässt mich hochschrecken. Ich heb den Kopf, guck mich um. Wir sind jetzt im Wald, gehen über einen unebenen Pfad. Das Pferd wird noch langsamer und bleibt stehen. Ich lass mich runterrutschen. Stolper durch die Bäume. Plötzlich steh ich auf offenem Gelände. Am Rand von einem tiefen Abhang. Kühler Sprühnebel weckt mich endgültig. Wasser stürzt von der Felswand vor mir und fällt laut tosend in einen großen Tümpel, schwindelerregende, steile fünfzehn Meter unter mir.
    Nero kreist über mir und kreischt. Die Wolken geben den Mond frei. Ich reiß mir den Herzstein vom Hals und werf ihn. Er fliegt in hohem Bogen durch die Luft. Dann fällt er.
    Nero stößt runter, um ihn sich zu schnappen. Eine schwarze Gestalt kommt aus dem Nichts angestürzt.
    Es ist ein Falke.
    Er schlägt Nero.
    »Nero!«, schrei ich.
    Sie taumeln und fallen vom Himmel. Kämpfen. Schreien.
    Sie werden ins Wasser fallen.
    Nero wird sterben.
    Ich spring.
    Ich spring von der Felswand.

Weeping Water
    I ch fall und fall und fall und klatsch mit dem Rücken aufs Wasser. Es drückt mir die Luft aus der Lunge. An der Schläfe spür ich einen stechenden Schmerz.
    Dann tauch ich ein in die Dunkelheit unter mir.
    Runter zum Grund. Wo Dunkles kauert. Wo Altes wartet. Wo es kauert und auf mich wartet.
    Die dunkelsten Tiefen winken mich zu sich. Schwarzes Wasser des Schmerzes, es schlägt über mir zusammen.
    Lass los, du bist sicher und kannst loslassen.
    Betrogen.
    Getäuscht.
    Lass los.
    Ich mach den Mund auf.
    Ich lass die Dunkelheit ein. Sie fängt an, mich auszufüllen.
    Irgendwas packt mich am Handgelenk. Eine Hand. Stark. Nein. Lass mich. Ich will meine Hand wegziehen.
    Zu stark.
    Rauf.
    Rauf.
    Rauf aus der Dunkelheit.
    Dann.
    Kühle Luft trifft mein Gesicht.
    Ich schnapp nach Luft.
    Schnapp nach Luft.
    Atme.
    Huste.
    »Nein!« Ich wehr mich. »Lass mich in Ruh!«
    »Kämpf nicht gegen mich!« Eine Hand unter meinem Kinn. Schleppt mich ab. Ich werd aus dem Wasser gezogen. Lande auf der Seite auf felsigem Boden.
    »Nero«, sag ich.
    Ein Rauschen in der Luft. Ein Platschen.
    Ich lass mich auf den Rücken rollen und mach die Augen auf. Guck hoch zum Nachthimmel. Ich lieg am Rand vom Felstümpel. Oben an der Felswand tost der Wasserfall.
    Nero. Der Falke hat ihn erwischt. Ich kämpf mich auf die Knie hoch. »Nero!«, ruf ich.
    Eine dunkle Gestalt schwimmt auf mich zu, einhändig. Es ist ein Mann. In der anderen Hand hält er Nero, hält ihn über Wasser. Als er näher kommt, kann ich sehen, wer es ist. Mir bleibt das Herz stehen.
    Es ist DeMalo.

    D eMalo. Der Wegbereiter. Herr von New Eden. Ich träum wohl. Das kann nicht wahr sein. Er klettert aus dem Tümpel, keucht, seine Brust hebt und senkt sich heftig. Er bringt einen Schwall kaltes Wasser mit und bespritzt mich damit. Es ist kalt. Es ist wirklich. Kein Traum.
    »Er lebt«, sagt DeMalo. »Er ist verletzt, aber lebendig.«
    »Gib ihn mir!« Behutsam nehm ich Nero in die Hände, der Atem stockt mir. »Nero!« Seine Augen funkeln mich an. Er krächzt matt. »Er blutet«, sag ich, »wir müssen ihm helfen.«
    »Mein Lager ist gleich da drüben«, sagt DeMalo. »Kannst du laufen?«
    »Ja.« Schon steh ich auf. Ich muster Nero von allen Seiten. Da ist Blut an seiner Brust und am Kopf.
    »Als ich sah, dass du es bist, konnte ich es nicht fassen«, sagt DeMalo.
    Ich guck ihn kaum an. »Bitte, wir müssen uns beeilen.«
    »Hier entlang«, sagt er. Während er mich vom Wasserfall und vom Tümpel wegführt, guckt er zum Himmel hoch. Er pfeift durchdringend. »Das war mein Falke«, sagt er. »Culan. Ich habe ihm einen Nachtflug gegönnt. Ich hatte nicht mit Besuchern gerechnet. Es tut mir leid.«
    Ich geh gleich hinter ihm. Mein Herz

Weitere Kostenlose Bücher