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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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heiterem Himmel, packt Tommo mich, küsst mich, drückt sich eng an mich. Unbeholfen, drängend, unsicher. Weiche Lippen. Die Lippen eines Jungen.
    Ich nehm seine Hände und schieb ihn weg. Sanft. Entschlossen. Wir gucken uns an. Er sagt: »Ich bin treu und zuverlässig. Nicht wie Jack. Ich liebe dich, Saba. Ich liebe dich.«
    Er meint es ernst. Er fühlt es. Es ist in seinem Gesicht zu lesen. In seinen Augen. In seiner Stimme zu hören. Was soll ich ihm sagen? Egal, was ich sage, es wird ihn verletzen. Das bring ich nicht fertig. Er ist in seinem Leben schon zu oft verletzt worden.
    »Tommo«, sag ich, »du … du und ich –«
    »Saba!«, zischt Ash mir vom Feld in der Nähe aus zu. Ich folge der Stimme. Tommo folgt mir. Ash hockt in den Maisstoppeln.
    »Da kommen Tonton!«, sagt sie. »Sechs Reiter. Ein Wagen. Sie können jede Minute hier sein.«
    Sie verschwindet wieder, und Tommo und ich setzen unsere Masken auf. Wir laufen zurück in die Scheune, um Bram und Cassie zu warnen. Cassie sieht den Tänzern zu und wippt mit dem Fuß. Bram macht gerade eine Pause. »Da kommen Tonton«, sag ich zu ihm.
    »Wollen bestimmt nur nachgucken, ob auf dem Fest auch alles sittsam zugeht. Ach«, sagt er und guckt zu den Schwangeren, »und vielleicht ist es für die da Zeit zum Abholen.«
    Beim Sprechen sehen wir den Tänzern zu. Tun so, als ob wir uns ganz normal unterhalten. Tommo hat sich zu Cassie gestellt. »Abholen?«, frag ich.
    »Sie gehen für die Geburt ins Gebärhaus«, sagt er. »Die Kinder lassen sie dann da. Sie werden da gestillt und später zu Verwesern der Erde erzogen, so wie sie selbst. Schwache oder überzählige Kinder werden über Nacht im Freien liegen gelassen. Am nächsten Morgen sind sie dann erfroren, oder ein Tier hat sie geholt.«
    »Das ist brutal«, sag ich.
    »Für New Eden nur die Stärksten und Besten«, sagt er. »Molly hat mit dir gesprochen?«
    Ich nick. »Ich versteh’s«, sag ich. »Ich mach euch keinen Ärger.«
    »Geh tanzen«, sagt er. »Bleib bei deinen Freunden. In der Ecke ist eine Tür, falls ihr schnell verschwinden müsst. Lauft dann in die Felder.«
    Er wirft einen schnellen Blick zur Decke. Der Getreidespeicher ist über uns. Emmi beobachtet uns bestimmt durch die Lücken. »Deine Schwester, ist sie so klug, sich zu verstecken, falls die da oben suchen? Man weiß nie.«
    »Natürlich.«
    Als er davongeht, nehm ich Tommos Hand, und wir reihen uns wieder unter die Verweser ein.
    »Wir müssen reden«, sagt er.
    »Nicht jetzt, Tommo.«
    Als wir an Molly und Creed vorbeikommen, flüstert sie: »Wo bist du gewesen?«
    »Tonton kommen«, murmel ich. »Tanzt weiter.«
    Tommo und ich tanzen quer durch die Scheune, Molly und Creed gleich hinter uns. Da seh ich Lugh und Maev. Die gerade durch die kleine Tür schlüpfen. Hand in Hand. Ungesehen von allen außer mir. Wo zum Teufel wollen die hin?
    Plötzlich geht eine Welle durch den Raum. Alle Köpfe drehen sich zum Scheunentor um. Eine Tonton-Streife. Sechs Männer. Mir bleibt das Herz stehen. Ist Jack bei ihnen? Hat er meine Nachricht am Lost Cause gefunden?
    Die Musik kommt ins Stocken. Die Füße werden langsamer. Aber der Befehlshaber der Streife gibt den Musikanten ein Zeichen, und sie spielen weiter. Die Tänzer tanzen weiter. Es hat kaum eine Unterbrechung gegeben. Die Tonton gehen zu den drei Schwangeren, die Fäuste überm Herz, das Zeichen des Wegbereiters. Hastig stehen die jungen Frauen auf, grüßen zurück und zupfen an ihren Kleidern rum. Sie sind furchtbar aufgeregt.
    Ich seh nur die Hinterköpfe der Tonton. Sie haben alle ganz kurze Haare. Saubere, gute Gewänder und Ausrüstung. Nicht wie der schmuddelige Tonton-Abschaum, den ich aus Hopetown und Freedom Fields kenn. Ich kann nicht sagen, ob einer von ihnen Jack ist. Ich lass Tommos Hand los. »Mein Schnürsenkel ist offen.« Ich bück mich und tu so, als würd ich ihn zubinden. Dann schlüpf ich zwischen die Tänzer, duck mich, halt den Kopf unten, rück Stück für Stück zur Tür in der Ecke vor.
    »Haben die ein Glück«, sagt ein Mädchen ganz in der Nähe. »Sie kommen ins Gebärhaus.«
    »Ich kann’s kaum erwarten, bis es bei mir so weit ist«, sagt ein anderes.
    Mein Magen hat sich zusammengekrampft, mein Herz rast. Ich bin jetzt an der Tür, drück mich in die Schatten. Die Tonton gehen zum Scheunentor, immer zu zweit, die Schwangeren zwischen sich. Die Tänzer, an denen sie vorbeikommen, klatschen und jubeln.
    Ich muss es rausfinden. Ich muss wissen, ob Jack

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