Dustlands - Die Entführung
auch was davon.
Na also, sagt sie. Wischt eure Schalen sauber. Man darf gutes Essen nicht verkommen lassen. Freut einen immer, wenn junge Leute so einen gesunden Appetit haben, stimmt doch, Rooster?
Unsere bescheidenen Speisen mit Mitreisenden auf der staubigen Straße des Lebens zu teilen, sagt er. Das ist es, meine Liebe! Darum geht es!
Schön aufessen, sagt sie, so ist’s recht. Fertig?
Danke, sag ich. Ich geb ihr unsere Teller zurück. Gähne. Emmi reibt sich die Augen.
Seid ihr Mädels müde?, fragt Miz Pinch.
Meine Lider fühlen sich plötzlich so schwer an. Ich gähn noch mal.
Bin wohl … nicht dran gewöhnt … so … viel zu … laufen, sag ich.
Saba. Emmi gähnt. Warum bin ich … so … müde?
Dann rollt sie sich einfach auf dem Boden zusammen und ist im Nu fest eingeschlafen. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich steh auf. Ich schwank ein bisschen.
Boah … Ich schüttel den Kopf, versuch, wieder wach zu werden. Mein Kopf ist so schwer, ich kann ihn kaum noch hochhalten.
Die Pinchs beobachten mich, irgendwie verschlagen.
Da kapier ich.
Das Essen …, sag ich. Ihr habt was ins … Essen getan.
Ich will meine Armbrust nehmen, aber meine Finger sind ganz schlaff. Meine Hand fällt runter. Meine Knie geben nach. Ich fall aufs Deck.
Warum habt ihr … das getan?, frag ich.
Meine Lider flattern.
Ein Mal.
Zwei –
I ch lieg auf irgendwas Hartem. Holz. Mein Nacken ist ganz steif. In meinem Kopf hämmert was. Tut gemein weh. Ich leck mir über die trockenen Lippen. Meine Schultern tun mir auch weh. Und meine Handgelenke. Ich stöhn.
Ich heb den Kopf, zwing mich, die Augen aufzumachen. Grobe Holzpritschen, Kochtöpfe, die an wackeligen Wänden hängen. Wo … kann mich einfach nicht erinnern … warte mal … das Landschiff … der Wüstenschwan … Rooster Pinch … seine Frau. Ich muss in der Hütte auf dem Wüstenschwan sein.
Ich will die Arme bewegen, aber … ich kann nicht. Ich zerr kräftig dran. Metall schneidet in meine Handgelenke.
Mein Herz setzt kurz aus. Dann schlägt es wie wild. Jetzt bin ich hellwach.
Ich lieg auf einer Pritsche. Ich bin an Händen und Füßen angekettet, an Metallringe, die an einem Pfeiler festgemacht sind. Emmi liegt auf der Pritsche nebenan, nur ein paar Schritt weg. Sie ist auch angekettet. Die Hütte ist gar nicht so ein klappriges Ding. Die Holzverkleidung ist an einem Gerüst aus Eisen festgemacht.
Wir sind gefangen. Eine rote heiße Wutwelle fährt durch mich durch. Wut und Angst. Pinch!, brüll ich und zerr an meinen Ketten. Pinch! Dann: Emmi!, sag ich. Emmi! Wach auf!
Langsam hebt sie den Kopf, ihre Augen sind nur halb auf und gucken benommen.
Wach auf, Emmi! Komm schon! Emmi!
Sie guckt mich an und reißt die Augen weit auf. Dreht den Kopf und sieht ihre eigenen gefesselten Hände, dann ihre Füße. Ihr Gesicht verzerrt sich vor Angst, sie keucht.
Saba! Was ist los? Was haben die mit uns vor?
Da fällt mir auf, dass der Boden rumpelt. Die Töpfe an der Wand schaukeln hin und her. Der Wüstenschwan ist unterwegs.
Pinch!, kreisch ich.
Die Tür fliegt auf. Miz Pinch kommt rein und macht die Tür wieder hinter sich zu.
So, so, sagt sie. Auch wieder wach. Was Schönes geträumt?
Lass uns gehen!, brüll ich. Du hast kein Recht, das zu tun.
Mit Recht hat das nichts zu tun, sagt sie. Man nimmt sich eben, was man haben will. Sie zuckt die Achseln. Wir wollen dich.
Wie meinst du das, ihr wollt mich?
Sie macht den Deckel von einem Wassereimer ab und taucht einen zerbeulten Blechbecher rein.
Du bist jung, sagt sie, und stark. Eine Kämpfernatur, wie’s aussieht. Ich hab’s gleich gewusst. Du bist bestimmt perfekt.
Perfekt wofür?, frag ich.
Sie richtet sich auf. Guckt mich mit ihren kleinen dunklen Augen an, so kalt wie Steine.
Perfekt, sagt sie, für die Käfigkämpfe.
Die Härchen auf meinen Armen stehen mir zu Berge. Ein Schauder läuft mir übern Rücken.
So ist’s recht, Kleine, sagt sie. Es ist besser, wenn du Angst hast. Käfigkämpfe sind fies. Widerlich. Und in Hopetown sind sie das große Geschäft. Du wirst uns eine Menge Geld einbringen.
Gar nichts werd ich, sag ich.
Dir bleibt gar nichts anderes übrig, sagt sie.
Du kannst mich zu nichts zwingen, sag ich.
Ach, du wirst genau das tun, was ich dir sage, sagt sie.
Im Leben nicht, sag ich. Lass uns frei! Pinch! Hilfe! Pinch!
Spar dir den Atem, sagt sie. Der tut, was ich ihm sage. Sie kommt mit dem Becher Wasser rüber. Bückt sich und stützt meinen Kopf.
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