Dying for You - Gefangen Im Albtraum
seit er Atlanta verlassen hatte, und wenn er sich jetzt nicht rührte, würde sie vor Sorge vergehen.
„Hallo?“, sagte sie atemlos.
„Wie kann ein so süßes junges Ding bloß eine so sexy Stimme haben?“, hörte sie Geoff fragen.
„Glück gehabt, würde ich sagen.“ Er war der Einzige, der jemals zu ihr sagte, sie hätte eine sexy Stimme. Das musste doch etwas zu bedeuten haben! Oder las sie einfach zu viel in seine Komplimente hinein?
„Man hat ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht“, erklärte ihr Geoff mit ernster Stimme. „Wir werden sie heute Nacht rausholen.“
„Gott sei Dank. Bitte seid vorsichtig! Alle beide.“
„Keine Sorge, Liebes. Ich bin sozusagen durchschusssicher. Vor Dundee habe ich vierzehn Jahre SAS und fünf Jahre als Söldner überlebt. Und falls du dir Sorgen um Sawyer machst: Auf den Boss passe ich schon gut auf. Falls ihm irgendwas zustößt, wird Lucie mir das niemals verzeihen.“
„Und wenn dir irgendwas zustößt, werde ich dir das niemals verzeihen.“
Er kicherte. „Du meinst, wenn ich sterbe, bringst du mich um?“
„Lass doch bitte diese Witze! Ich meine es ernst.“
„Jetzt komm schon, meine kleine Daisy! Verschwende deine Jugend doch nicht an einen alten Soldaten!“
„So alt bist du doch gar nicht! Wenn du so redest, könnte man meinen, du wärst über achtzig!“
„Ich werde bald fünfundvierzig. Verglichen mit einem Kind wie dir bin ich steinalt!“
„Mit neunundzwanzig ist man kein Kind mehr! Hallo? Ich darf schon lange wählen gehen! Und viele meiner Freundinnen im selben Alter sind schon lange verheiratet und haben Kinder.“
„Dann solltest du dir auch einen hübschen jungen Mann zum Heiraten suchen und ...“
„Sag du mir nicht, was ich zu machen und zu fühlen habe“, platzte es aus ihr heraus. „Wenn ich mir um dich Sorgen machen will, dann tu ich das! Kapiert?“
„Ja, Ma’am. Ich hab’s kapiert.“ Er schwieg einen Moment, dann fragte er: „Daisy?“
„Hm?“
„Wenn ich zehn Jahre jünger wäre ...“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wag es ja nicht zu sterben, Geoffrey McDougall Monday!“
„Wir sehen uns bald, süße Daisy!“
„Geoff...“
„Mach’s gut.“
Und dann hörte sie nur noch das Freizeichen. „Ich liebe dich“, erklang das sanfte Echo ihrer Stimme in der Stille ihrer Wohnung. „Komm heil zurück nach Hause. Komm nach Hause zu mir.“
Sawyer saß allein in dem verrosteten, verbeulten Jeep, den Rita neben Waffen, Munition und weiteren Vorräten für sie organisiert hatte. Sie war einen Teil der Strecke ab Santa Clara mit ihnen gefahren, ein paar Kilometer vor Morelos jedoch hatten sich ihre Wege getrennt. Wenn alles lief wie geplant, würden Sawyer und Geoff sie und einen CIA-Kontakt später bei der verlassenen Kaffeeplantage treffen.
Obwohl Sawyer in seiner Zeit beim FBI an verschiedenen gefährlichen Missionen teilgenommen hatte, hatte er selbst nie bei einer Rettungsmission das Kommando geführt. Geoff dagegen schon. Er wusste also, was er tat, als er Sawyer instruierte und auf das vorbereitete, was sie möglicherweise zu erwarten hatten. Natürlich hätte Sawyer auch einen zweiten Dundee-Agenten mit ähnlicher Erfahrung wie Geoff in den Einsatz schicken können. Doch bei der Geisel handelte es sich eben nicht um irgendjemanden, sondern um Lucie.
Seine Lucie.
Nein, nicht seine. Brendens Lucie.
Er erinnerte sich daran, wie er sie das erste Mal gesehen hatte. Da war sie dreizehn gewesen, groß, schlaksig, mit ellenlangen Armen und Beinen. Sie hatte eine abgeschnittene Jeans getragen, in der ihre langen Beine gut zur Geltung kamen. Seine erste Reaktion auf sie war rein körperlicher Natur gewesen, doch als er seinen Blick nach oben wandern ließ und ihre wilde rote Lockenmähne und ihre braunen Augen sah, hatte sein Herzschlag für einen Moment ausgesetzt. Sie war noch ein Kind damals, obwohl sie viel reifer wirkte. Und obwohl er selbst damals erst siebzehn war, kam er sich vor wie ein schmutziger alter Mann, weil er diese Dreizehnjährige begehrte.
Und als er bemerkte, wie sein Bruder Lucie ansah, war ihm schlagartig klar, dass er nicht der einzige McNamara war, dem es der Rotschopf angetan hatte. Ganz offensichtlich war es bei Brenden Liebe auf den ersten Blick gewesen, und er hatte bis zu seinem Tod nicht aufgehört, Lucie zu lieben.
Es tut mir leid, Brenden. Unendlich leid. Ich würde alles dafür geben, die Vergangenheit rückgängig zu machen. Du musst uns vergeben, Lucie und
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