Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
schob Lucy und mich die Straße entlang, zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
Will sah immer wieder über seine Schulter zurück, und wir wechselten vorsichtshalber auf eine Parallelstraße, um nicht auf derselben Straße zurückgehen zu müssen, die wir auf dem Hinweg benutzt hatten. Nach wenigen Minuten erreichten wir den weniger dicht bebauten Teil der Stadt und erkannten noch immer keinerlei Anzeichen für Verfolger oder Angreifer. Will zog uns unter eine verwitterte Markise in einen Hauseingang und ließ uns ein wenig ausruhen.
»Was ist passiert, Truman?«, fragte er. Er erkannte sofort, dass diese Art des Fragens sinnlos war. »Dieser Typ muss ein Wachposten auf Patrouille gewesen sein. Er hat euch gefunden, aber du bist irgendwie an seine Waffe gekommen und hast auf ihn geschossen. Ist es so gewesen?«
Ich nickte und bemerkte erst in jenem Moment, dass ich noch immer das Gewehr in meiner rechten Hand hielt. Obwohl ich es nach wie vor als abstoßend empfand, übte es inzwischen auch eine gewisse Faszination auf mich aus. Ich hielt es am Schaft fest, nach unten gerichtet, und streckte es Will hin. Er nahm es mir ganz langsam und vorsichtig ab.
»Es ist schon gut, Truman. Du hast dich nur verteidigt. Du hast das Richtige getan. Ich habe ihr kleines Hauptquartier oder ihren Stützpunkt oder was auch immer gefunden. Davor stand noch einer von ihren Trucks. Ein großer Geländewagen, sah aber eher militärisch und ziemlich gut erhalten aus. Ich hab die Reifen auf der einen Seite durchstochen, aber dann haben die Wachen dort eure Schüsse gehört und mich entdeckt. Wir haben alle angefangen zu schießen. Ich glaube, ich habe zwei von ihnen erwischt. Aber sie denken vermutlich, sie seien von mehr Leuten als nur von uns dreien angegriffen worden, deshalb kommen sie nicht raus. Das ist gut. Wir sollten es bis zum Zaun zurückschaffen. Dann können wir alle warnen und ihnen sagen, dass die Typen, die Fran und die Kinder angegriffen haben, von irgendeinem Stützpunkt hier draußen gekommen sind und dass wir uns auf weitere Angriffe und Kämpfe vorbereiten müssen.«
Ich nickte. Ich war einfach nur froh, dieser toten, furchteinflößenden Stadt entkommen zu sein.
»Aber was mache ich jetzt mit euch beiden?«, fragte Will sich laut. »Ich will euch nicht zurück aufs Lagergelände bringen, selbst wenn ich Zeit für einen Umweg hätte. Hier draußen sind offensichtlich noch andere Menschen, und wenn wir wirklich mit ihnen im Krieg liegen, dann weiß ich nicht, was sie tun werden, wenn sie einen Haufen eingezäunter Zombies finden, die sich nicht verteidigen können. Sie würden vermutlich das ganze Lager abbrennen und euch alle umbringen. Ihr werdet mit mir kommen müssen – ich werde versuchen, es den anderen zu erklären, so gut ich kann. Zoey kann ihnen erzählen, wie ihr dabei geholfen habt, sie zu retten. Dann werden sie es schon verstehen.«
Wir folgten der Straße in ein Gebiet, in dem die Gebäude und Fahrzeuge wieder weiter verstreut standen. Schon bald würden wir wieder dort sein, wo zumindest Will relativ sicher war, und ich hoffte, dass dies auch für Lucy und mich gelten würde.
Dann hörte ich vor uns ein lautes Dröhnen, das mehrere Sekunden lang nicht abbrach. Anders als am Tag zuvor wusste ich sofort, dass es sich um Schüsse handelte. Und dieses Mal hörte ich weit mehr als nur drei.
Will ging schneller, während ich mich fragte, ob diese seltsamen, mächtigen Menschen wohl jemals damit aufhören würden, aufeinander zu schießen, zu bluten, zu fluchen und zu sterben.
Kapitel 21
Das Geräusch war sehr laut und unvermittelt, so als sei etwas Wütendes erweckt worden. Es klang nach verschiedenen Tönen und Tonlagen und schien das gesamte Loch auszufüllen, in das Dad und Mr. Caine gefallen waren. Ich hob die 9 mm und die Taschenlampe an, bis der Lichtstrahl meinen Dad fand. Graue, geisterhafte Hände begrapschten ihn.
»Daddy!« Nichts in der Hütte hatte mich in so unkontrollierbare, grenzenlose Panik und solchen Schrecken versetzt. Dies war der einzige Moment, in dem ich kurz davor stand, durchzudrehen, und ich musste seither oft darüber nachdenken, dass ich für unser aller Wohl viel zu kurz davor stand. Vermutlich hätte ich mich nicht mit solchen Gedanken belasten sollen, aber ich schätze, ich konnte einfach nicht anders.
Man hört immer, dass sich in Situationen wie dieser alles wie in Zeitlupe abspielt. In meiner Erinnerung ist das zwar nicht so, aber ich glaube, es
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