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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Hauch der Anspannung ihres Vaters, und obwohl ihre hübschen braunen Augen noch immer intelligent aussahen, wirkten sie, wenn sie sie zusammenkniff, bei Weitem nicht mehr so freundlich. Ich war trotzdem froh, dass sie diejenige war, die eine Waffe auf uns richtete, vor allem, weil ich zuversichtlich war, dass sie uns nicht grundlos erschießen würde. Außerdem war ich froh, dass sie mit der Waffe auf mich zielte und nicht auf Lucy. Dann kam mir jedoch der seltsame Gedanke, dass es, wenn selbst ein so unschuldiger, intelligenter Mensch uns als tödliche, unerbittliche Bedrohung ansah, vielleicht wirklich besser war, wenn man uns umbrachte.
    »Jack! Nein!«, brüllte Will von seiner Position hinter den Leuten und Fahrzeugen. »Es ist nicht ihre Schuld!«
    »Nein«, erwiderte der große Mann, Jack, »es ist nicht ihre Schuld, Will, es ist deine!«
    »Das darfst du nicht tun, Dad«, sagte das Mädchen, ohne dass der Lauf ihres Gewehrs dabei auch nur ein bisschen gezuckt hätte. »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Wir dürfen keine Zombies erschießen? Will rennt hier durch die Gegend und erschießt Menschen, verdammt noch mal! Ohne irgendeinem von uns etwas davon zu erzählen oder sich vorher zu informieren, was überhaupt los ist. Deshalb ist all das hier passiert, und nun müssen wir einen Weg finden, es aufzuhalten. Zombies zu erschießen ist etwas, das ich auf jeden Fall tun darf, wenn es dabei hilft, die Situation hier zu entspannen.«
    »Aber sie haben uns angegriffen!«, rief Will.
    Diese Unterhaltung hatte zwar glücklicherweise nicht in einem Schusswechsel geendet, aber an dieser Stelle verwandelte sie sich in unzusammenhängendes Gebrüll, dem ich nur Variationen von »Nein, das haben wir nicht!«, »Nein, das haben sie nicht!« »Doch, das haben sie!« oder »Doch, das habt ihr!« entnehmen konnte. Mit einem Mal fühlte ich mich entsetzlich kalt und leer – fast so, als hätte ich Schmerzen, auch wenn ich mir nicht sicher war, dass ich wirklich noch Schmerz empfinden konnte. Lucy und ich würden nur sterben, weil diese Menschen all ihre Unterhaltungen mit einer Schießerei beendeten.
    Ich umfasste Lucys Hand noch fester und tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich wenigstens mit ihr sterben würde und nicht allein. Das war immerhin etwas. Vielleicht konnte ich sie sogar beschützen, wenn ich mich schnell genug bewegte, sobald diese seltsamen, menschlichen Ungeheuer mit ihrem unvermeidlichen Gemetzel begannen.
    Das Mädchen senkte die Waffe und machte einen Schritt auf uns zu. Sie streckte ihre rechte Hand aus, die Handfläche auf uns gerichtet, so als wolle sie uns zeigen, dass sie uns nichts tun würde. Aus irgendeinem Grund kam mir, als ich sah, wie sie ihre Waffe hielt, in den Sinn, dass sie Linkshänderin sein musste. Ich empfand es als ziemliche Ironie, als ich mich daraufhin an einen alten Aberglauben erinnerte, der besagte, Linkshänder seien mit dem Bösen im Bunde, während sie hier die Einzige war, die freundlich oder wenigstens rational handelte. Aber das war eben nur ein Aberglaube gewesen, und ich ging nicht davon aus, dass die Menschen noch immer daran glaubten.
    Ich nickte, wich einen Schritt zurück und zog Lucy mit mir.
    Das Mädchen drehte sich zu den Männern um und kreischte: »Hört auf! Hört einfach auf!«
    Die beiden Männer, die ihr am nächsten standen, drehten sich zu ihr um, und alle hörten auf zu brüllen.
    Mit leiser, aber sehr fester und entschlossener Stimme sagte das Mädchen: »Mr. Caine, erzählen Sie Will, was passiert ist.«
    »Will«, begann der Mann neben Jack, »die Männer, die Fran und die Mädchen angegriffen haben, haben am Tag zuvor diese Leute hier überfallen. Nach dem Überfall haben sie die Flagge der Stadt mitgenommen. Deshalb war sie an ihrem Laster. Als du heute Morgen auf sie geschossen hast, hast du unschuldige Menschen verletzt. Du musst jetzt damit aufhören, bitte.« Er klang unendlich traurig, aber – genau wie das Mädchen – intelligent und vernünftig.
    Will hatte uns gesagt, einer der beiden Männer sei sein Vater, und dieses Band war zwischen Will und diesem Mann, Mr. Caine, deutlich zu spüren.
    Nun schämte ich mich für die Rolle, die ich bei all dem gespielt hatte, aber ich wusste auch, dass ich nicht hatte zulassen können, dass man Lucy wehtat, vorhin in der Stadt. Ich fühlte daher zwar Scham, aber keine Schuld. Ich konnte sehen, dass auch Will aufwühlte, was geschehen war.
    »Will«, fuhr nun der große Mann fort, »du musst

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