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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Ich wäre lieber mit leichtem Gepäck unterwegs, und ich will das hier draußen nicht verlieren.« Will reichte dem Mädchen das kleine Paket mit den Büchern, die wir aus meinem College mitgenommen hatten. All das schien nun eine Ewigkeit her und vollkommen unwichtig zu sein.
    »Klingt nach ’nem vernünftigen Plan, Will«, stimmte die Frau zu. »Was für ein Chaos. Kommt, Kinder.«
    Sie führte die Mädchen weg. Die Ältere, die uns gesehen hatte, sah mich über ihre Schulter hinweg an. Ich fand, dass sie wie ein sehr netter und, vor allem, sehr intelligenter Mensch aussah. Einmal mehr empfand ich große Ehrfurcht vor Will und seinen Freunden, weil sie es schafften, so gute, tugendhafte Menschen zu sein. Und obwohl auch die toten Männer die Fähigkeit besessen hatten, zu sprechen – und zu bluten –, schienen sie das genaue Gegenteil von gut und tugendhaft zu sein. Im Anderssein dieser Menschen lag also noch etwas anderes, das ich noch immer nicht verstand. Und ich weiß auch nicht, ob ich das je werde.
    Ich berührte Lucys Schulter, und sie wandte ihren Blick endlich von ihrem grässlichen Festschmaus ab. Ihr Mund und ihr Kinn waren blutüberströmt, und zwischen ihren Zähnen steckten sehnige Stückchen. Ich half ihr aufzustehen und beugte mich dann hinunter, um ein paar Fetzen von der Kleidung des Mannes abzureißen, mit denen ich ihr das Kinn sauber wischte. Das Blut war noch immer warm und nass, sodass es sich leicht wegwischen ließ. Ich bekam sie zwar nicht völlig sauber, aber sie sah definitiv besser aus. Ich nahm an, dass Lucy nicht in der Lage gewesen wäre, sich selbst zu helfen, aber ich fand, dass das nun wirklich eine sehr kleine Schwäche war. Wie Will schon gesagt hatte: Wir waren genauso wenig perfekt wie die anderen Menschen. Es war wirklich unser großes Glück gewesen, dass Lucy so entschlossen gegen den Mann vorgegangen war, denn ich glaube kaum, dass ich allein viel gegen ihn hätte ausrichten können. Dennoch war ich froh, dass sie nun mit dem Essen fertig und wieder normal zu sein schien. Ich habe nie verstanden, warum das Leben – selbst seine gewöhnlichsten, notwendigsten Aspekte wie Essen – so hässlich sein musste.
    Will schleppte die Leichen vor das Haus und warf sie auf einen Haufen. Die Frau und die Mädchen waren mittlerweile nicht mehr zu sehen, deshalb zerrte ich auch die Leiche des Mannes aus dem Gebüsch, um sie zu dem Haufen zu schaffen. Als Lucy sah, was ich vorhatte, ging sie mir zur Hand.
    Ich betrachtete die Leichen, während Will sie mit Benzin übergoss. Nun wirkten sie überhaupt nicht mehr erstaunlich oder bemerkenswert, sondern nur noch beschämend – sie konnten gar nicht schnell genug verschwinden. Sie hatten alles Rätselhafte verloren, und es war durch Enttäuschung, Bedeutungslosigkeit und Hässlichkeit ersetzt worden.
    Will bedeutete uns, ein Stück zurückzugehen, da er unsere Angst vor Feuer kannte. Ich schaute teilnahmslos zu, wie die Flammen in den hellen, sonnigen Himmel emporstiegen und ihn mit schmierigem, stinkendem Rauch befleckten – wie ein wertloses Opfer an eine unergründliche, unbekannte Macht.

Kapitel 17
    Fran, Vera und ich verließen Will und seine Zombiefreunde – falls das die richtige Bezeichnung für sie ist – und machten uns zur nächstgelegenen Farm auf. Sie lag nur ein paar Meilen entfernt, sodass die Leute dort die Schüsse möglicherweise sogar gehört, dann aber angenommen hatten, dass wir auf irgendein Tier schossen – auf einen Kojoten oder einen Fuchs, der unser Vieh angriff, oder auch auf ein Reh, um unsere Vorräte aufzufüllen. Waffen waren so sehr Teil unseres Lebens, dass Schüsse niemanden wirklich in Alarmbereitschaft versetzten. Eine Zeit lang gingen wir schweigend, aber schließlich verspürten wir doch das Bedürfnis, zu sprechen.
    Fran sah zu mir hinunter. Sie wusste, dass ich ständig über irgendetwas nachgrübelte, besonders nach Ereignissen wie diesem. »Bist du okay?«, fragte sie. »Sie haben dich nicht zu hart geschlagen, oder? Oder dich, Vera?«
    »Nein, sie haben mich nicht zu hart geschlagen«, versicherte ich. Vera stimmte mir zu. Ich schaute zu Fran hinauf. Sie hatte tiefblaue Flecken um beide Augen. In ihren Mundwinkeln und unter ihrer Nase war ein wenig Blut festgetrocknet. Sie ging irgendwie merkwürdig und langsam, so als habe sie Schmerzen – vermutlich eine gestauchte oder gebrochene Rippe. Wahrscheinlich war es nichts Dramatischeres – hätte sich die Rippe in irgendetwas gebohrt, wäre

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