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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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konnte. Ich wollte ihr das Messer in die Kehle stoßen, aber wir rutschten auf all dem Blut aus. Ihr Kopf knallte im Fallen gegen die Ecke des Herds. Es war vorbei. Sie bewegte sich nicht mehr.
    Ich schaute mich um. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich glaube, niemand hatte je so etwas gesehen. Die Küche sah aus wie eines dieser Plakate, das Abtreibungsgegner vor irgendwelchen Kliniken hochhalten – alles war voller Blut und irgendwelchen Flüssigkeiten und Innereien. Ich durchtrennte die Nabelschnur und holte Zoey da raus. Wir hatten solches Glück, dass das Wasser zu diesem Zeitpunkt noch lief, sodass ich sie sauber machen konnte. Ich sah sie an, um sicher zu gehen, dass sie nicht – ihr wisst schon, eine von denen war. Sie sah ganz normal aus. Aber was sollte bloß aus ihr werden? Das Erste, was sie in dieser Welt gesehen hat, war, wie ihr Vater ihre Mutter umbringt. Das ist nicht richtig. Das kann doch nicht gut sein.«
    Zu diesem Zeitpunkt saßen Jack und ich bereits neben ihm und strichen ihm über die Schultern. »Es ist schon gut«, sagte Jack. »Du hast getan, was du tun musstest. Du hast deine Tochter gerettet. Deine Frau versteht das. Sie ist glücklich über das, was du für Zoey getan hast. Es wird alles gut werden.«
    Frank sah mich an. Ich schätze, er hatte mittlerweile erkannt, dass Jack der Optimist war, und nun wollte er eine etwas nüchternere Meinung. Es hat mir nie Spaß gemacht, den bösen Cop zu spielen, und in dieser Situation schon gar nicht. »Was denkst du?«, fragte er mich. »Ich sehe dir an, dass du denkst, dass etwas an meiner Geschichte einfach nicht in Ordnung ist. Sag mir die Wahrheit.«
    »Mit uns allen ist etwas einfach nicht in Ordnung«, antwortete ich sanft, »mit allem hier. Du kannst dir dafür nicht die alleinige Schuld geben. Ich glaube auch nicht, dass es überhaupt noch eine Frage von Schuld und Unschuld ist. Es geht einfach darum, schöne Dinge in einer hässlichen Welt zu erhalten. Und genau das hast du mit Zoey getan. Ich weiß wirklich nicht, was irgendjemand sonst noch von dir verlangen könnte.«
    Er schüttelte diese schwere Last ein wenig von sich ab, was aber nur dazu führte, dass er sich für die Gegenwart schuldig fühlte anstatt für die Vergangenheit. »Ich sollte bei ihr sein. Ich sollte hier nicht betrunken rumsitzen. Bringt mich zu ihr.«
    Jack und ich brachten ihn zu dem kleinen Zimmer, in dem wir Sarah mit der kleinen Zoey zurückgelassen hatten. Sarah zog eine Augenbraue hoch und sah uns kopfschüttelnd mit dem gespielt strafenden Mutterblick an, den sie uns Männern gerne zeigte. Wir legten Frank neben seine Tochter ins Bett. Und obwohl ich eher Resignation als Optimismus verspürte, war ich doch glücklich darüber, dass wir Frank und Zoey bei uns hatten. Auch wenn die Ereignisse, die Frank uns geschildert hatte, vollkommen unerklärlich und beinahe unerträglich waren, waren die Schönheit seiner Tochter und die Liebe, die er für sie empfand, doch ebenso real und mächtig wie all die Schrecken um uns herum. Wir würden ihm dabei helfen, wenigstens das zu erkennen.
    In den folgenden Wochen durchlebte Frank das, was ich in den vorangegangenen erlebt hatte. Ich wusste, dass Jack und Milton sich darauf geeinigt hatten, ihm nicht gleich von dem Initiationsritus zu erzählen, sodass er genügend Zeit hatte, sich an die Gemeinschaft zu gewöhnen. Tatsächlich fand er recht schnell und einfach Freunde. Es half vermutlich, dass Jack und ich niemandem erzählten, was er uns in jener Nacht anvertraut hatte. Wir ließen ihn seine Rolle in der Museumsgeschichte einnehmen: Er war der geheimnisvolle Mann, der am längsten in der Stadt der Toten überlebt und sich ganz allein um ein kleines Kind gekümmert hatte.
    Ich denke nicht, dass man jemals darüber hinwegkommt, wenn man so etwas Grauenhaftes durchmachen musste wie Frank, aber er schien durch den Kontakt zu anderen Menschen merklich aufzublühen, besonders, wenn sie auch kleine Kinder hatten. Es ist mir ein bisschen peinlich, aber im Gegensatz zu mir schien Frank die Kinder anderer Leute tatsächlich zu mögen. Er schien auch viel Spaß daran zu haben, für die Gemeinde zu arbeiten, und wenn er nicht gerade bei Zoey war, war er immer damit beschäftigt, anderen zu helfen.
    Zoey wuchs natürlich allen ans Herz; alle liebten sie. Ich hatte noch nie ein so glückliches Baby gesehen. Es schien beinahe, als sei ihr Wesen extra so beschaffen, dass es im genauen Gegensatz zu all dem Grauen stand, das ihre

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