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Dylan & Gray

Dylan & Gray

Titel: Dylan & Gray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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ich Dylan als Dank eine besondere Freude machen. Ein Geschenk? Aber sie hält nicht viel von materiellen Dingen. Schmuck trägt sie überhaupt nicht. Und ich weigere mich, Blumen zu kaufen. Wer will schon sein hart verdientes Geld für etwas ausgeben, das innerhalb einer Woche stirbt?
    Ich könnte sie in ein Restaurant einladen. Vielleicht in einen dieser trendigen Läden mit internationalem »Fusion Food« (auch wenn das für mich mehr nach Firmenübernahme klingt als nach Essen). Allerdings bezweifele ich, dass Dylan passende Kleidung für ein Schickimicki-Date hat.
    Was tut man, um einer Person wie Dylan eine Freude zu machen? Ihr einen Gecko kaufen? Wahrscheinlich würde sie ihn für ein spektakulär peinliches Fotoshooting benutzen und anschließend laufen lassen.
    Doch am Ende, als ich es gar nicht mehr erwarte, habe ich eine Inspiration.

E rstes Geschenk
    Dylan
    Gray holt mich nach dem Unterricht ab und als ich in seinen Wagen steige, verkündet er, dass er eine Überraschung für mich hat. Als Tipp verrät er mir nur, dass er mich jemandem vorstellen will. Nachdem ich zwanzig Minuten lang vergeblich versucht habe, weitere Einzelheiten aus ihm herauszuholen, biegen wir auf den lang gestreckten Parkplatz einer Shopping Mall ein. Ich sehe ein Hinweisschild mit der Aufschrift »Tierheim« und springe mit einem Begeisterungsschrei aus dem Wagen, bevor wir ganz angehalten haben. Auf halbem Weg zur Eingangstür holt Gray mich ein und bringt mich zum Stehen.
    »Warte«, sagt er. »Es ist nicht ganz so, wie du denkst.« Ich versuche mich aus seinem Griff zu winden und schaue ihn mit schmalen Augen an.
    »Wie denn sonst?«, jaule ich. Er kennt meine Quengelstimme noch nicht und muss lachen.
    »Ich nehme keinen Hund mit nach Hause«, sagt er. »Meine Eltern würden mich umbringen.«
    Stirnrunzelnd schaue ich zwischen ihm und dem Eingang hin und her.
    »Aber … «
    »Wir leihen ihn nur für einen Tag aus«, warnt er mich. »Mehr nicht. Also verlieb dich nicht zu sehr in ihn.« Uns ist beiden klar, dass er damit etwas Unmögliches verlangt.
    Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn auf das Gebäude zu, weil wir unnötige Zeit verlieren. Die Frau am Tresen begrüßt uns, als wir hereinkommen, und Gray nennt seinen Namen.
    »Ach ja, richtig«, sagt sie mit einem Nicken. »Du bist wegen Boba hier.« Gray erklärt mir, dass er vorher angerufen und gesagt hat, wir wollten keinen Hund, der besonders klein und niedlich ist. Sondern das Tier, das am meisten Liebe braucht. Sozusagen den Underdog unter den Hunden.
    »Das ist auf jeden Fall Boba«, sagt die Frau.
    Nachdem Gray ein paar Papiere unterschrieben und seinen Ausweis vorgezeigt hat, wird Boba zu uns hereingebracht. Die Hintertür schwingt auf und ein Ungetüm von hundert Kilo kommt hindurchgewatschelt. Seine heraushängende Zunge schwingt hin und her und fegt fast über den weißen Fliesenboden. Wenn Hunde lächeln könnten, dieser hätte ein glückliches Grinsen aufgesetzt. Es bringt alle seine sabberigen Zähne zur Geltung. Der Fleischklops atmet in japsenden Stößen. Gray wollte einen Hund, der Liebe braucht, aber dieser sieht aus, als hätte man ihn geradewegs vom Sterbebett geholt.
    »Er ist perfekt«, verkünde ich.
    »Er sieht aus wie ein Nilpferd«, sagt Gray und lehnt sich vor, um sich Boba genauer anzusehen. Dabei murmelt er, dass unser Auto hoffentlich nicht zusammenbricht, wenn wir den Hund mitnehmen.
    Ich knie mich hin und breite die Arme aus, um Boba als neues Familienmitglied zu begrüßen. Ein Sabberfaden tropft von seinen Lefzen und bildet eine Pfütze auf den Kacheln. Ich nehme seinen basketballgroßen Kopf in beide Hände. »Du bist wirklich ein Nilpferd, nicht wahr? Mein kuscheliger Riesenteddy!«, sage ich und kraule ihn am feuchten Kinn.
    Als ich einen Blick auf Gray werfe, stelle ich fest, dass er ein bisschen grün im Gesicht aussieht. Am liebsten würde er wohl nach einem Alternativhund fragen. Aber er weiß, dass mein Lebensziel darin besteht, alles und jeden zu lieben. Vor allem die Underdogs.
    Ich lege die Arme um Bobas haarigen Körper, drücke mein Gesicht an seinen Kopf und knuddele ihn. Er knuddelt zurück. Es ist gegenseitige Liebe auf den ersten Blick.
    »Schimmelt hier was?«, fragt Gray und schnuppert.
    »Das ist Boba«, erklärt die Frau am Tresen. »Er hat ein Hautproblem. Wir haben es mit Waschen versucht, aber anscheinend handelt es sich um seinen normalen Körpergeruch.«
    »Oh, yeah«, murmelt Gray, aber es klingt eher wie:

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