Dystopia
deutlicher Gestalt an. Travis sah, wie die Fahrwerke ausgefahren wurden und einrasteten, als es zum Landeanflug ansetzte.
Mit einem kaum hörbaren Geräusch setzten erst die Reifen des Hauptfahrgestells auf dem Asphalt auf, dann auch das Bugfahrwerk. Die Schubumkehr der Triebwerke wurde ausgelöst, und gleich darauf rollte das Flugzeug langsam aus und kam etwa vierzig Meter von der Tür entfernt, hinter der Travis sich bereithielt, zum Stillstand.
Und dann setzten sich die Wartungsfahrzeuge in Bewegung. Zunächst nur eines, dem sich die anderen dann, nach ein paar Sekunden unschlüssigen Zögerns, anschlossen.
«Verflucht», sagte Travis. «Es ist noch zu früh.»
Garner hinter ihm stieß langsam die Luft aus. Auch ihm behagte diese Panne nicht.
Jetzt tat der Jet genau das, womit Travis schon gerechnet hatte: Er setzte zu einer Drehung an. Wahrscheinlich nur aus Gefälligkeit seinem Passagier gegenüber, da sich die Flugzeugtür noch auf der dem Terminal entgegengesetzten Seite befand. Mit der Drehung würde dies korrigiert werden.
Das Flugzeug hatte die halbe Drehung um die eigene Achse fast abgeschlossen, als es unvermittelt stehen blieb. Travis hatte eine relativ gute Sicht auf die Kanzel und konnte sehen, dass die Piloten die Wartungsfahrzeuge entdeckt hatten. Sie schienen überrascht. Sahen sich verdutzt an. Redeten irgendetwas miteinander.
«Scheiße», brummte Travis.
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Finn im hinteren Teil des kleinen Flugzeugs hellhörig wurde. Abrupt den Blick hob und lauschte, um zu hören, was die Piloten da gerade zu besprechen hatten. Und dann eins und eins zusammenzählte.
Eine ganze Weile geschah gar nichts. Die Piloten redeten weiter miteinander und sahen immer wieder zu den Fahrzeugen hinüber. Falls Finn sie gerade aufforderte, wieder zu starten, war das sinnlos, denn auf dem noch zur Verfügung stehenden Stück Rollbahn konnte der Jet unmöglich die erforderliche Startgeschwindigkeit erreichen. Auch die benachbarte Piste war inzwischen blockiert.
Seit das Flugzeug seine Drehung abgebrochen hatte, war Travis’ Schätzung nach bereits eine Minute verstrichen. Vielleicht auch schon mehr.
Dann wandten sich beide Piloten in Richtung Kabine um und erschraken über irgendetwas. Sie rissen sich die Kopfhörer vom Kopf und sprangen von ihren Sitzen auf. Fast im selben Augenblick entdeckte Travis dünnen Rauch, der sich an der Decke entlang ins Cockpit kräuselte.
«Was, zum Teufel, ist da los?», fragte Garner. «Will er Selbstmord begehen?»
Da begriff Travis. «Oh, verdammt.»
Im nächsten Augenblick war Bewegung an der Flugzeugtür zu erkennen. Nachdem sie ein Stück die Reibungsscharniere hinabgeglitten war, wurde sie von innen heftig aufgestoßen. Die Piloten kletterten hastig ins Freie hinaus, noch ehe sie sich ganz geöffnet hatte.
Travis war unterdessen bereits aus dem Raum gestürzt und spurtete über das Rollfeld, so schnell er nur konnte. Die Piloten, die ihn kommen sahen, erstarrten kurz, als sie die MP in seiner Hand sahen. Nach dieser Schrecksekunde wandten sie sich nach links und rannten davon, um sich so weit wie möglich vor Travis und dem Flugzeug in Sicherheit zu bringen.
Der Rauch kam in dichten schwarzen Schwaden aus der offenen Flugzeugtür gequollen, die sich inzwischen komplett geöffnet hatte. Auch die Treppe war mittlerweile ausgeklappt. Travis konnte die Flammen sehen, die hell im Flugzeuginneren loderten.
Er legte die letzten paar Meter zurück und katapultierte sich mit einem Sprung die Treppe hinauf. Zog die Arme an den Körper, duckte sich etwas und hatte so viel Schwung, dass er bei der Landung im Inneren mit der Schulter unsanft gegen die Kabinenwand gegenüber krachte.
Der gesamte Innenraum hinter dem Cockpit stand in Flammen. Überall am Boden sah Travis die Scherben zerschmetterter Spirituosenflaschen liegen. Ihr vergossener Inhalt brannte so lichterloh, dass die Flammen bereits auf die Ledersessel übergegriffen und die Schaumstoffpolsterung in Brand gesetzt hatten. Der Rauch wurde rasend schnell dichter.
Finn befand sich nicht mehr in der Kabine. Womit Travis schon gerechnet hatte. Stattdessen fand er etwas anderes vor, ganz wie erwartet.
Die Iris schwebte vor der hinteren Kabinenwand in der Luft, drei oder vier Meter von ihm entfernt. Jenseits der Iris konnte Travis durch den Rauch hindurch bloß Sonnenlicht erkennen, ebenso hell wie im gegenwärtigen Arica. Finn war bereits auf die andere Seite verschwunden.
Wie lange war
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