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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Platz herum verteilt standen Sitzbänke aus Holz, grün lackiert und in der Wüstensonne schimmernd.
    Doch nirgendwo regte sich auch nur eine Spur von Leben. Abgesehen von den geparkten Fahrzeugen waren die Straßen wie leergefegt. Die Eingangshallen, die hinter Glasfronten lagen, waren ausnahmslos menschenleer. Die Ampeln leuchteten nicht. Die Reifen der Autos waren platt und fingen schon sichtlich zu bröckeln an. Arica war imposant und schön und makellos, aber es war auch verlassen. Wie lange schon, hätte Travis nicht zu schätzen vermocht.
    «Es hat funktioniert.» Finn hielt weiter den Revolver auf Travis gerichtet, während er sich eingehend umsah. «Die Überlebenden haben hier eine florierende Stadt errichtet. Sie haben es geschafft.»
    «Eine Zeitlang. Was spielt das für eine Rolle? Jetzt sind sie tot.»
    «Ob sie tot sind, wissen wir nicht. Wir wissen nicht, was sich hier abgespielt hat.»
    «Auf jeden Fall nichts Gutes, dem Anschein nach.»
    Finn sah ihn an. Eine Art neuer Hoffnungsschimmer flackerte in seinen Augen auf. «Allein,
dass
es funktioniert hat, reicht vollkommen. Und ich müsste mich hier nur ein paar Stunden umsehen, um herauszufinden, was passiert ist. Was das Problem war und wie es sich vermeiden lässt.»
    «Selbst wenn wir hier ein pulsierendes Stadtleben vorgefunden hätten, würde das noch immer nicht die Ausrottung der gesamten Welt rechtfertigen», sagte Travis.
    «Die Welt wird sich selbst zugrunde richten, das ist nur eine Frage der Zeit. Warum sollten nicht zumindest ein paar von uns am Leben bleiben?»
    «Keiner von uns wird den anderen überzeugen. Wenn Sie hierbleiben möchten, bitte schön. Aber den Zylinder nehme ich mit. Ich muss damit nach New York, um meine Freundinnen zu retten.»
    «Schlagen Sie sich das aus dem Kopf», sagte Finn. «So leid es mir tut, aber das ist ausgeschlossen. Außerdem reicht die Zeit dafür gar nicht. Sehen Sie nur.»
    Er hielt Travis den Zylinder entgegen, zeigte ihm das Gehäuse von der Seite, die den Bedienungsknöpfen gegenüberlag. Im blendend grellen Licht brauchte Travis ein paar Sekunden, ehe er begriff, wovon der Kerl da redete.
    Eine Reihe blauer Leuchtpunkte zog sich an dem Gehäuse entlang, angeordnet in einem Abstand von jeweils einem Zentimeter. Matt und milchig leuchteten sie von dicht unterhalb der schwarzen Oberfläche hervor und erstreckten sich über gut ein Drittel des gesamten Zylinders.
    «Diese Leuchtpunkte sind gestern Abend aufgetaucht», sagte Finn. «Unmittelbar, nachdem Ihren Freundinnen der andere Zylinder zu Bruch gegangen war. Zu dem Zeitpunkt haben sie sich noch an der gesamten Länge des Zylinders entlanggezogen, sind aber seither nach und nach erloschen, wie bei einem Countdown. Offensichtlich war es nicht im Sinn der Konstrukteure, dass eins dieser Geräte ohne seinen Zwilling benutzt wird. Ich vermute mal, wenn das letzte Licht erloschen ist, taugt dieses Ding höchstens noch als Briefbeschwerer.»
    Travis war schon am Rechnen. Der andere Zylinder war vor etwa neun Stunden zerbrochen. Wenn in diesem Zeitraum nicht ganz zwei Drittel des Countdowns verstrichen waren, blieben ihm noch ungefähr fünf Stunden.
    Fünf Stunden, um nach New York zu gelangen und Paige und Bethany zu finden.
    War das auch nur annähernd genug? Zunächst war der Flug zu bewältigen, danach die Suche. Von Verzögerungen, die sich ungeplant ergeben konnten, ganz zu schweigen.
    «Geben Sie sich keinen Gedankenspielen hin, das ist sinnlos», sagte Finn. «Weil ich Ihnen das Gerät nicht überlasse. Nicht, nachdem ich diese Stadt hier gesehen habe.» Er trat einen weiteren Schritt zurück. «Es tut mir leid», beteuerte er abermals.
    «Mir auch», sagte Travis und zog den Abzug seiner MP vollständig durch.
    Nichts passierte.

44
    Die MP gab nicht mal ein Klicken von sich. An fehlender Munition konnte es nicht liegen – Travis hatte sie eigenhändig geladen und die erste Patrone bereits ins Lager geschoben. Als er den Abzug durchzog, reagierte schlicht der Mechanismus nicht.
    Er krümmte seinen Finger fester. Nichts.
    Er senkte rasch den Blick auf die Waffe. Am Kipplauf war das Metall eingedellt, dort, wo sie bei seiner Landung auf dem Boden auf dem Pflaster aufgeschlagen war.
    Er sah wieder Finn an.
    Der Mann wusste Bescheid. Auch ohne dass ein Klicken zu vernehmen war, hatte ihm Travis’ Reaktion alles Nötige verraten.
    Finn kam zwei Schritte näher und verengte dabei die Augen. Der Revolver in seiner Hand zitterte ein wenig, aber er

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