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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Technologie zunächst in einem aktuellen Krisengebiet demonstrieren, etwa in Darfur. Falls es funktioniert, ist der Beweis für die Nützlichkeit des Konzepts erbracht, und er kann anfangen, dafür öffentlich die Werbetrommel zu rühren. Aber um das wirklich durchsetzen zu können, müsste er alle möglichen mächtigen Freunde auf seiner Seite haben. Zumindest dürften sie ihm keine Steine in den Weg legen. Wenn irgend möglich, müsste er sogar den Präsidenten von der Sache überzeugen.» Sie sah Garner an. «Wie Sie schon sagten, kein Politiker würde mit so etwas in Verbindung gebracht werden wollen, schon gar nicht in der Anfangsphase, solange es sich bloß um eine noch unerprobte, furchteinflößende Idee handelt. Nur logisch also, dass Präsident Currey auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurückschrecken würde, um die Sache weiter geheim zu halten. Wie etwa der Überfall auf unsere Wagenkolonne.»
    Sie nickte, während sie im Kopf alle Querverbindungen herstellte. «Das ist die Antwort. Umbra ist das Vorhaben, diese Satelliten endlich einzusetzen, einen Probelauf irgendwo durchzuführen, irgendwann in den kommenden Monaten. Und dieser Probelauf geht anscheinend mächtig daneben. Unbeabsichtigte Folgen mit globaler Reichweite, wie auch immer das genau ablaufen mag. Irgendein entscheidender Kontrollverlust, und dann … dann, könnte ich mir vorstellen, stößt vermutlich das, was einigen Niederfrequenztechnikern in den Fünfzigern zugestoßen ist, Menschen auf der ganzen verdammten Welt zu. Und das Einzige, was noch bleibt, sind Panikoptionen. Wie Yuma in dieses Szenario passt, weiß ich nicht. Vielleicht wissen das nicht mal die Verursacher selbst, wenn es dann so weit ist. Vielleicht ist es ein einziges Ablenkungsmanöver, um den Menschen am Ende so etwas wie ein Ziel zu bieten, um sie von offenem Aufruhr in den Straßen abzuhalten. Vielleicht hat es auch diese Erica-Flüge niemals gegeben.»
    Schweigen senkte sich über den Raum. Travis horchte auf das Rauschen des Verkehrs tief unten auf der Straße, das nur ganz gedämpft durch das dicke Fensterglas drang.
    «Über diese Erklärung denke ich jetzt seit annähernd einer Stunde nach», sagte Garner, «während ich Ihnen zugehört habe. Sie drängt sich geradezu auf und deckt auch so gut wie alles ab. Aber es gibt einen Punkt, an dem sie vollständig in sich zusammenbricht.»
    Paige sah ihn fragend an.
    «Der Fehlschlag selbst», sagte Garner. «Wie das genau ablaufen soll, leuchtet mir nicht ein. Wenn es jetzt um irgendwelche Krankheitserreger oder Viren ginge, oder auch um einen Computerwurm – irgendetwas, das außer Kontrolle geraten und Chaos und Verwüstung anrichten kann, das wäre ja noch nachvollziehbar. Aber wenn Satelliten eine Fehlfunktion haben, kann man sie abschalten. Ein paarmal auf die Tasten drücken und den Befehl dann absenden. Ganz einfach.»
    «Könnte nicht eine Fehlfunktion an Bord der Satelliten den Empfang des Signals blockieren?», wandte Paige ein, aber mit resignativem Unterton, als stimmte sie Garner im Grunde bereits zu und wollte nur alle denkbaren Möglichkeiten ausloten.
    «Vielleicht», sagte Garner. «Aber wir reden hier über Dutzende Satelliten. Sollte es eine Störung geben, dann doch wahrscheinlich nicht bei allen. Eher nur bei einem. Und den würden wir dann abschießen. Würden eine mit einer Antisatelliten-Rakete ausgerüstete F-15 losschicken, die die Rakete in siebzig- oder achtzigtausend Fuß Höhe abfeuert. Einfach ist das nicht, aber wir haben so was schon erfolgreich durchgeführt und könnten es, falls erforderlich, jederzeit wiederholen. Wenn es wirklich hart auf hart käme, könnten wir jeden einzelnen der Satelliten abschießen. Wir würden Russland und China um Hilfe ersuchen, falls die Zeit drängt. Ihnen die Positionsdaten und Vektoren durchgeben, ein paarmal ‹Kumbaya› singen und dann zu schießen anfangen, bis die Sache erledigt ist. Das bekämen wir hin, lange würde es nicht dauern. Eher Tage als Wochen.» Er verzog das Gesicht. Beinahe so, als wollte er um Nachsicht heischen. Faltete die Hände auf dem Schoß. «Mir leuchtet also immer noch nicht ein, wie es zu diesem
Trüben Dezember
kommen soll, über einen Zeitraum von einem Monat oder gar länger.»
    «Aber alles andere passt doch», beharrte Paige. «Der Notizblock mit den Kinderzeichnungen, von dem wir Ihnen erzählt haben. Wenn Sie die mit eigenen Augen gesehen hätten, die Zeichnungen von diesem Kind … eine Seite Elend und

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