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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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ich. Du gibst es nur nicht zu. Wenn du dich nach vorne wagen und mir ein paar der Fragen stellen würdest, die dich interessieren MÜSSEN, DANN könnten wir über einen Tango reden. Bislang haben wir uns aus Angst, uns zu verlieren, noch gar nicht auf die Mitte der Tanzfläche gewagt.
    Ich schickte die Nachricht ab und wartete. Minutenlang. Ich öffnete das Fenster meines Zimmers und lauschte der Brandung des Golfstroms. Ich hatte Michael verletzt, das wusste ich. In all den Jahren hatten wir es vermieden, über seine Trinkerei zu reden. Außerdem hatte er sich immer entschieden dagegen gewehrt, mir zu sagen, ob er mit ganz London ins Bett ging.
    Dann aber machte es Pling, und die Worte tauchten auf meinem Bildschirm auf.
    Ich weiß, dass ich manchmal wie ein schwerer Alkoholiker wirke, aber das bin ich nicht. Und du … nun, ich glaube, das heben wir uns für eine andere Nacht auf, eine andere Mail. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, warum ich mich davor gedrückt habe, in die USA zu kommen. Das ist eine lange Geschichte, aber ich versichere dir, dass es nichts mit dem zu tun hat, was du vermutest. Nun aber, wo ich fürchten muss, dass du dich in die Arme eines anderen flüchten könntest, lege ich meine Ängste zur Seite und erzähle dir meine tiefsten Geheimnisse, tanze endlich. Mit dir. Ich bin dran mit der nächsten Frage.
    Jetzt kommt’s, dachte ich.
    Hast du jemals das Gefühl gehabt, und wenn auch nur für eine Sekunde, dass du mich lieben könntest?
    Diesmal war es an mir, auf die Tasten zu starren und nachzudenken. Ich nahm noch eine Magentablette. Ich lutschte, schluckte.
    Ja. Aber das heißt nicht viel. Ich habe auch schon geglaubt, dass ich Marlon Brando lieben könnte (in seinen schlankeren Jahren). Und ich machte eine Mick-Jagger-Phase durch. Wenn ich heute seine Helium-Lippen sehe, könnte ich mir dafür immer noch eine runterhauen. Das waren meine Jugendsünden. Was hatte ich erwartet? Ich erlebte die furchtbarsten Abstürze als Teenager. Alle meine Beziehungen endeten in einem Desaster. Nicht mal zu einem guten One-Night-Stand bin ich fähig, Michael. Und auch mit Heiraten hab ich’s schon mal probiert. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Er schrieb zurück:
    Erzähl mir davon.
    Nein. Du hattest eine Frage und hast deine Antwort bekommen. Ja. Aber ob wir zusammen tanzen können, Michael, das finden wir ein andermal heraus. Es ist spät hier. Zeit für mich, ins Bett zu gehen.
    Er versuchte immer noch, mich einmal quer über den uns trennenden Ozean hinweg zu verführen:
    Träum von mir. Wie ich dich verzücke, neben dir herkraule, mit dir schlafe.
    Ich fürchte, ich träume eher von einem Schwarm gigantischer ‚Burritos‘, die hinter mir her sind.
    Was meinst du damit???
    Lange Geschichte.
    Gute Nacht, Cassie. Meine Sonne wird morgen deine sein.
    Na dann: Guten Morgen, Michael.
    Ich maile dir später.
    Bye.
    Bye.
    Michael??
    Ich wollte mich gerade abmelden.
    Manchmal wünschte ich, ich hätte nicht solche Angst, zu tanzen.
    Ich schickte die Nachricht los und ging offline. Ich wollte nicht lesen, was er mir darauf schrieb. Ich wollte auch nicht von Michael träumen. Der Wind, der durch das Fenster kam, strich mir sanft über das Gesicht. Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf das große, noch unberührte Bett. Ich stand auf, machte das Licht aus und streckte mich. Für die erste Nacht hatte ich mir den neuen Pyjama von Lou rausgelegt. Die Seide schmiegte sich sündig an meine nackten Beine. Der Länge nach ausgestreckt, spürte ich mein Herz rasen. Das Ende meiner Tage – besser: meiner Nächte – war immer dasselbe. Versuch dich so weit zu entspannen, dass du einschlafen kannst, sagte ich mir. Trink genug, damit du schlafen kannst. Arbeite, bis du so erschöpft bist, dass du schlafen kannst. Aufhören. Sich der Jung’schen Welt der Träume und Symbole hingeben. Für mich hieß das meistens, hinzufallen, wieder aufzustehen und in unterirdischen Tunneln von Krokodilen verfolgt zu werden. Und von vor langer Zeit begrabenen Erinnerungen. Ein großer
Burrito
oder Michael Pearton? Wer würde mich in meinen Träumen heimsuchen? Ich spürte, wie mir das Essen Löcher in den Magen brannte, und rechnete mit einem harten Kopf-an-Kopf-Rennen.

8. KAPITEL
    „D as große Geld! Das große Geld!“
    Der Dienstagabend verstrich genau wie der Montagabend, der genauso verstrich wie der heutige. Ich saß eingequetscht zwischen Roland und Maria auf der Couch und guckte das
Glücksrad
. Die beiden

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