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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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wie es ihr zugleich auch schmeichelte. »Also daher Eure große Liebe für das geschriebene Wort.«
    Er nickte, nun mit ernster Miene. »Ja, denn das geschriebene Wort ist das Tor zur Welt, Éanna. Und in den Worten steckt mehr Kraft und Macht als in Hunderten von Regimentern schwer bewaffneter Soldaten!«, erklärte er leidenschaftlich. »Das hat mich mein Vater gelehrt.«
    »Davon verstehe ich leider nichts«, gestand sie. »Und ich weiß auch nicht, was anachronistisch bedeutet, Mister …« Sie stockte noch im letzten Moment, biss sich kurz auf die Lippen und fügte dann mit brennenden Wangen hinzu: ». . . Patrick.«
    »Du siehst, die Erde hat sich nicht unter dir aufgetan und dich verschluckt!« Und vergnügt fuhr er fort: »Anachronistisch ist es, wenn du mich mit ›Mister O’Brien‹ und nicht mit ›Patrick‹ ansprichst, Éanna. Weil diese Art von Ehrerbietung der Vergangenheit angehört, auch wenn manche mit aller Gewalt an dieser Tradition festhalten wollen, weil es ihre Macht unterstützt.«
    »Erlaubt Ihr mir eine Frage zu Eurer Familie?«
    »Nur zu!«, forderte er sie auf.
    »Ihr habt von Eurem Vater gesprochen und dass die Heirat Eurer Mutter mit ihm wohl ein großer Skandal gewesen sei …«
    »Das kann man wohl sagen. Die Familie hat meiner Mutter nie verziehen. Sie ist vor sechs Jahren gestorben, ohne dass sie sich versöhnt hätten. Meine Mutter hat die unstandesgemäße Heirat mit meinem Vater förmlich von ihren Eltern erpresst, indem sie absichtlich schwanger geworden ist!«
    »Oh!«, entfuhr es Éanna, denn über diese Dinge sprach man nicht, schon gar nicht mit Menschen, die nicht zur eigenen Familie oder zu den engsten Freunden zählten. Andeutungen waren das Äußerste, was gerade noch als schicklich galt. Sie fasste sich aber sofort wieder. »Wie kommt es dann, dass Euer vermögender Onkel sich dennoch Eurer angenommen hat und sogar möchte, dass Ihr eines Tages die Leitung seiner Brauerei übernehmt?«
    »Onkel Edmund war der Einzige, der immer zu meiner Mutter gehalten hat, wenn auch nicht offen, so doch zumindest heimlich. Sie war seine einzige Schwester und er hat sie von klein auf sehr geliebt. Ihr früher Tod hat ihn tief getroffen. All das rechne ich ihm hoch an. Auch dass er es mir ermöglicht hat, gute Schulen und die Universität in Oxford zu besuchen«, sagte er. »Aber dass er mich zu seinem Nachfolger auserkoren hat, dürfte wohl vor allem damit zu tun haben, dass ihm zu seinem großen Kummer ein eigener Stammhalter verwehrt geblieben ist. Wobei ich als Nachfolger keineswegs auch Erbe sein werde! Ich soll unter seiner Oberaufsicht lediglich die Geschäftsführung übernehmen, weil er sich mit seinem angegriffenen Herzen das Alltagsgeschäft nicht mehr zumuten will. Aber seine älteste Tochter ist gerade fünfzehn geworden und wird im nächsten Jahr das heiratsfähige Alter erreichen. Sobald mein Onkel für sie eine gute Partie gefunden hat, wird er mir den Mann seiner Tochter über kurz oder lang als Direktor vor die Nase setzen. Und damit genug für heute zu Onkel Edmund und diesen vertrackten Familienbeziehungen! So, und jetzt leg ab und mach es dir vor dem Feuer gemütlich. Ich hole indessen den Tee, der ja bei unserer Geschichtenstunde keineswegs fehlen darf.« Er schenkte ihr ein erwartungsfrohes Lächeln.
    Nur zu gern folgte sie seiner Aufforderung, legte ab und setzte sich vor dem Kamin in einen der herrlich bequemen Polstersessel. Und an diesem Sonntagnachmittag war ihr im Umgang mit dem edlen Porzellan schon erheblich weniger bang zumute als am Sonntag zuvor. Sie wagte es sogar, zwei Plätzchen von dem köstlichen Buttergebäck zu nehmen, das sich auch diesmal auf dem Beistelltisch fand.
    Sie setzte ihre ausführliche Erzählung an dem Punkt fort, an dem sie am Sonntag zuvor von seinen drei Freunden so grob unterbrochen worden waren.
    Im Nu verflog die beschwingte Leichtigkeit der ersten Minuten, als ihre Erzählung die Erinnerung an den Tod ihrer Großmutter Kate heraufbeschwor und an den ihres kleinen Bruders Sean, der ihr wenig später ins Grab gefolgt war.
    Sie versuchte, die Trauer zu beherrschen, die ihr scharf wie ein Messer ins Herz schnitt. Aber sosehr sie sich auch bemühte, die Tränen zurückzuhalten, es gelang ihr nicht. Als sie Patrick den langsamen Tod ihres Vaters schilderte, brachen sie sich endgültig Bahn.
    Sofort legte Patrick Notizbuch und Stift zur Seite und zog ein mit feiner Spitze besetztes Taschentuch aus seinem Hausmantel. »Hier, nimm,

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