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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Gespenster!
    Entschlossen nahm sie Brendan in den Arm und gleich war ihr wieder wohler zumute.
    Als Éanna später auf der Matratze unter der warmen Decke lag, sich in ihr Kopfkissen kuschelte und sich vorstellte, es sei Brendans Brust, an die sie sich schmiegte, erfüllte sie ein tiefes Glück. Sie vermochte sich kaum daran zu erinnern, wann sie sich das letzte Mal so wunderbar gefühlt hatte. Die warnende Stimme in ihrem Kopf, die sie darauf hinwies, dass bald ihr nächster Besuch bei Mister O’Brien anstand, und die bezweifelte, dass es der richtige Weg war, Brendan diese Treffen zu verschweigen, ignorierte sie geflissentlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Brendan kein Verständnis zeigen würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagte, war einfach zu groß. Womöglich würde er ihr nicht einmal glauben! Die ganze Sache war auch zu absurd. Ein Gentleman von Stand, der sich die Geschichte eines einfachen Bauernmädchens anhörte. Wer hatte davon je gehört? Éannas Entschluss stand fest: Von ihr würde Brendan kein Wort erfahren!

Dreizehntes Kapitel
    Am nächsten Sonntag machte sich Éanna voller Unruhe auf den Weg zu Patrick O’Brien in die Dorset Street. Nach den Stunden in der kargen und engen Wohnung von Alice Stapleton, zwischen deren Wänden sich Hoffnungslosigkeit und Not eingenistet zu haben schienen wie anderswo der Schimmel, würde sie den kurzen Besuch in seinem wunderschönen Reich noch mehr genießen als bei ihrem ersten Treffen.
    Sie freute sich so sehr auf das Zusammentreffen, dass sie sich sogar einen kleinen Scherz erlaubte. Sie traf einige Minuten vor drei in dem Haus ein, wartete jedoch vor seiner Zimmertür mit dem Anklopfen, bis sie den ersten Schlag der Standuhr vernahm.
    Schon nach ihrem ersten Klopfzeichen flog die Tür von innen auf, als hätte auch er auf der anderen Seite gestanden, die Hand schon auf dem Türknauf.
    »Erzähl mir nicht, du wärst eben erst die Treppe hochgekommen, Éanna! So pünktlich kann man gar nicht sein, schon gar nicht zweimal hintereinander!«, rief er ihr mit einem vergnügten Augenzwinkern zu. »Gib zu, du hast draußen gewartet, bis du den Glockenschlag gehört hast!«
    Sie errötete. »Wie käme ich dazu, vor Eurer Tür herumzulungern, Mister O’Brien?«, wich sie einer direkten Antwort geschickt aus, konnte sich aber ein Lächeln nicht ganz verkneifen.
    »Bist du auch bereit, das zu beschwören?«, fragte er mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen und ließ sie eintreten. An diesem Tag trug er einen herrlichen Hausmantel aus gesteppter weinroter Seide mit breitem goldfarbenem Revers. Éanna musste sich eingestehen, dass er darin umwerfend aussah.
    »Ich denke nicht daran, mich zu versündigen. Denn in der Bibel steht, dass man nicht unnötig schwören soll, Mister O’Brien!«, erwiderte sie schlagfertig.
    »Na, ich habe da meine berechtigten Zweifel, dass in der Bibel irgendetwas von ›unnötigem Schwören‹ steht«, wandte er ein und schloss dabei die Tür. »Ich will dir das dennoch gnädig durchgehen lassen, aber nur unter einer Bedingung!«
    »Und was soll das für eine Bedingung sein?«
    »Dass du dich heute dazu durchringen kannst, mich nicht ständig mit ›Mister O’Brien‹ anzusprechen, als wäre ich ein ältlicher Onkel, dem schon die Haarbüschel aus Nase und Ohren wachsen, und dich fortan mit einem schlichten ›Patrick‹ begnügst!«
    Nun wurde die Färbung ihrer Wangen noch dunkler. »Jemandem wie mir steht es nicht zu, einen Herrn von Eurem Stand …«
    »Von wegen Herr von Stand! Dummes Zeug!«, fiel er ihr mit einem spöttischen Auflachen ins Wort. »Meine selige Mutter hat schon in ihrer Jugend nichts auf dieses anachronistische Getue gegeben. Sie hat den gesellschaftlichen Skandal nicht gescheut und zum Entsetzen ihrer Familie darauf bestanden, weit unter ihrem Stand …«, er betonte diese Worte voller Ironie, ». . . zu heiraten. Mein Vater ist nur ein kleiner Buchhändler gewesen, ein Mann von zwar blendendem Aussehen und bewundernswertem Wissen, aber in den Augen der sogenannten feinen Gesellschaft letztlich doch nur ein armseliger Krämer. Seinesgleichen durften und dürfen ihre Häuser bestenfalls durch den Dienstboteneingang betreten und ihre Geschäfte im Zimmer des Butlers oder der Haushälterin abwickeln. Doch die Salons bekommen sie nicht zu sehen, geschweige denn, dass man ihnen einen Platz an der Tafel des Speisezimmers anbietet!«
    Das offenherzige Eingeständnis seiner niederen Abstammung väterlicherseits verblüffte sie,

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