Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
habt, nun auch noch damit zu belästigen. Aber ich bin es Emily einfach schuldig, es versucht zu haben, auch wenn ich damit Euren Unmut auf mich ziehe.«
»Ach, Éanna.« Patrick schüttelte mit einem schweren Seufzen den Kopf. »Hättest du mir doch schon viel eher davon erzählt. Du hättest mich jederzeit um Hilfe bitten können! Auch für dich selbst«, erwiderte er. »Ich bin schon oft versucht gewesen, dir eine Arbeitsstelle in der Brauerei anzubieten. Aber ich habe es gelassen, weil ich deinen Stolz kenne und wusste, dass du es aus eigenen Stücken schaffen willst.«
»Heißt das, Ihr könnt etwas für Emily tun?«, fragte sie und sah ihn voller Hoffnung an.
»Natürlich! In der Brauerei meines Onkels wird sich ganz sicher etwas für sie finden, zumal wir die Produktion gerade ordentlich steigern konnten. Denn das neue Schwarzbier ist gut angenommen worden, was allerdings nichts mit meinen Verkaufsfahrten zu tun hat«, sagte er mit einem ironischen Lächeln. »Ich werde gleich morgen mit Mister Tallowick reden, der für die Einstellungen zuständig ist. Sag deiner Freundin, sie soll sich morgen gegen Mittag bei ihm einfinden und sich ihre Arbeit zuweisen lassen. Ich werde dafür sorgen, dass sie eine gute Stelle und auch einen anständigen Lohn erhält, soweit das eben machbar ist.«
»Ich weiß nicht, wie ich Euch für Eure Güte jemals danken soll!«, sagte Éanna und schluckte schwer.
»Ich schon«, murmelte Patrick kaum hörbar, der neben dem Globus stand und mit einer Hand über die Markierungen ferner Länder strich.
Éanna wagte nicht zu fragen, was er damit meinte. Sie spürte ihren Herzschlag bis in den Hals hinauf.
Ein langer Augenblick verstrich, ohne dass einer von ihnen ein Wort gesagt hätte. Dann gab Patrick dem Globus einen Stoß, sodass er um seine Achse wirbelte.
Éanna räusperte sich. »Dann will ich Euch auch nicht länger aufhalten. Ich möchte Emily sofort die wunderbare Nachricht überbringen. Seid noch einmal von Herzen gedankt. Wir werden immer in Eurer Schuld stehen«, sagte sie hastig und wandte sich zum Gehen.
Als sie die Hand auf den Türknauf legte und die Tür öffnete, war er mit einer raschen Bewegung an ihrer Seite. Und dann lag seine Hand auf der ihren.
»Du hast nie in meiner Schuld gestanden und wirst es auch niemals«, sagte er mit leiser Stimme. »Du hast mir in all den vielen Wochen unendlich viel mehr gegeben als ich dir. Und liebend gern würde ich für dich da sein wollen, wenn du mich nur ließest, Éanna!«
Fast blieb ihr der Atem weg. Und ein Schauer durchlief sie, als sie begriff, was diese Worte bedeuteten. Ein verstörendes Gefühl stieg wie eine heiße Stichflamme in ihr auf. Sie erschrak vor dem, was in diesem Moment mit ihr geschah. Das konnte einfach nicht sein. Es durfte nicht sein!
Schnell zog sie ihre Hand unter der seinen hervor und tat, als hätte sie nicht gehört, was er soeben gestanden hatte. »Bis Sonntag, Patrick!« Ihre Stimme zitterte. Und ihr Gesicht brannte vor innerer Hitze, als sie fast fluchtartig aus seiner Wohnung stürzte.
In ihrer Eile bemerkte sie die schlanke Gestalt nicht, die sich in einem benachbarten Torbogen an die Wand drückte und mit nachdenklichem Blick zu ihr hinübersah. In diesem Moment beherrschte Éanna allein die Gewissheit, dass sie Patrick nicht wiedersehen durfte.
Siebzehntes Kapitel
»Ich darf Mister O’Brien nicht wiedersehen!«, sagte sich Éanna wieder und wieder, während sie aufgewühlt durch die Straßen lief. Und wäre schon tags darauf Sonntag gewesen, sie hätte wohl nicht noch einmal ihren Fuß in die Nähe der Dorset Street gesetzt. So jedoch blieben ihr vier Tage Zeit, um zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen. Und diese Entscheidung fiel ihr weitaus schwerer, als sie es sich selbst eingestehen wollte. Denn wenn sie ehrlich zu sich selbst war, fühlte auch sie sich zu Patrick hingezogen und das machte ihr Angst.
Wie konnte es sein, dass solche Gefühle für diesen Mann in ihrem Herzen Platz hatten? Ihre Liebe gehörte doch allein Brendan! Was trieb Patrick O’Brien für ein Spiel mit ihr? Sie musste dem ein Ende bereiten.
Und war der Zeitpunkt nicht schon längst gekommen? Sie hatte ihm so viel über ihr Leben erzählt und damit hatte sie ihr Versprechen erfüllt. Dass Patrick dennoch immer neue Fragen zu stellen vermochte, diente ihm lange nicht mehr dazu, Wissenslücken zu füllen. Damit bezweckte er doch nur, dass sie sich weiterhin trafen. Und schon vor zwei Wochen hatte
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