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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Wut in der Stimme, die ihr Angst machte. »Das muss ein Ende haben! Und es wird auch etwas geschehen, darauf kannst du Gift nehmen! Und zwar schon morgen bei der Ausgabe unserer Wasserration!«
    »Brendan!«, rief sie erschrocken. »Komm bloß nicht auf …«
    Er fiel ihr ins Wort, abrupt das Thema wechselnd. »Aber du hast recht, mein Geld steckt auch mit in den Vorräten. Also gib das Zeug her!«, brummte er. Damit nahm er ihr die Beutel ab und kippte den Reis aus ihrem Kochtopf in einen seiner Blechbehälter. »Die Beutel bringe ich dir später zurück.« Damit wandte er sich von ihr ab und kramte in seinen Sachen herum, als würde er etwas suchen. Aber dass es ihm nur darum ging, nicht weiter mit ihr sprechen zu müssen, war offensichtlich. Sie wandte sich traurig ab und so entging ihr, dass er kurz den Kopf hob und ihr voller Sehnsucht nachblickte.
    Mit langsamen Schritten ging sie zurück aufs Deck. Sie hatte nicht gewagt, Brendan zu fragen, was er mit seinen Worten gemeint hatte. Dass er überhaupt so lange mit ihr gesprochen und den Proviant angenommen hatte, war schon ein hoffnungsvolles Zeichen.
    Trotzdem machte sie sich Sorgen um ihn. Sie wusste nur zu gut, wozu er fähig war, wenn sein hitziges Temperament die Oberhand über seinen gesunden Menschenverstand gewann. Und voll Bangen sah sie dem nächsten Morgen entgegen.
    Aber was immer Brendan auch durch den Kopf spukte, um zu gerecht verteilten Rationen zu kommen, er konnte es am folgenden Morgen nicht in die Tat umsetzen. Denn schon in der Nacht jagte aus Nordwesten eine unheilvoll dunkle Wolkenwand heran. Gewaltige Donnerschläge rollten wie Kanonenschüsse über die aufgewühlte, weiß schäumende See und Blitze zuckten unter fürchterlichem, scharfem Bersten aus der Schwärze, als würde das Himmelsgewölbe auseinanderbrechen. Und dann fiel der Sturm auch schon wie ein reißendes Raubtier über die Metoka her.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Captain Crimshaw und seine Mannschaft wurden von dem Unwetter völlig überrascht. Bevor die Seeleute aufentern und einen Großteil des Tuches einholen konnten, zerrissen auch schon mehrere Segel der Bark unter dem gewaltigen Druck der jäh herabfallenden Böen. Es klang wie Pistolenschüsse. Und die langen Fetzen, die an den Rahen noch eine Weile dem wütenden Zerren der Naturgewalt Widerstand leisteten, wehten knallend wie Peitschen im jaulenden Wind.
    Wer sich von den Passagieren der Metoka zu dem Zeitpunkt an Deck aufgehalten hatte, wurde von brüllenden Seemännern in sein Quartier gejagt. Und noch bevor die Menschen im Zwischendeck richtig begriffen hatten, was vor sich ging, knallte auch schon die Ausgangsluke zu und wurde von oben verriegelt.
    »Der Allmächtige sei uns gnädig!«, schrie jemand, als der Dreimaster von den ersten schweren Brechern getroffen wurde und in der See zu taumeln schien.
    Überall im Halbdunkel des Zwischendecks war das furchterfüllte und zittrige Murmeln der betenden Passagiere zu hören. Unzählige Vaterunser vermischten sich mit ebenso vielen Stoßgebeten sowie dem Weinen und Schreien der Kinder zu einem wilden Chor der Angst. Auch Éanna und Emily suchten Zuflucht im Rosenkranzgebet. Sie fürchteten nicht weniger um ihr Leben als all die anderen, die mit ihnen unter Deck eingeschlossen waren und den ersten Sturm ihres Lebens auf See erlebten. Einen Sturm, von dem sie nicht wussten, wie lange er ihrem Schiff zusetzen und welche Gewalt er ihm antun würde.
    Ein altes Seemannssprichwort lautet: »Sei nicht alarmiert, solange sich dein Captain nicht alarmiert zeigt!«
    Das mochte zutreffen. Doch die Passagiere im Zwischendeck hatten keine Möglichkeit, Captain Crimshaw oder einen der Matrosen zu fragen, wie schlimm es um sie stand.
    Sie kauerten eingepfercht in ihrem Quartier, sahen nicht, was oben geschah, und wussten auch nicht, was die Schreie und Kommandos der Seeleute über ihnen zu bedeuten hatten und was es mit all den Geräuschen auf sich hatte, dem schauerlichen Ächzen und Knirschen um sie herum, den donnernden Schlägen gegen die Bordwände, den heftigen und ruckartigen Bewegungen des Schiffes und dem schrillen Singen des Riggs.
    Zudem kamen bald aus dem Frachtraum dumpfe schwere Schläge. Es klang, als hätte sich ein Teil der Ladung losgerissen und rammte nun von innen gegen die Rumpfwände. Und als ob all das nicht schon reichte, drang Wasser in ihr Quartier ein. Bei jedem schweren Brecher, der das Deck überspülte, begann es, überall durch die Planken zu sickern

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