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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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voll Zucker, Tee oder Melasse, einer Prise Tabak, einem Streichholz und was die Leute sonst noch hatten, um zum Zeitvertreib eine kleine Wette zu wagen. Aber von einer Lotterie hatte Éanna noch nichts gehört.
    »Was soll das denn für eine Lotterie sein?«, fragte sie, mehr um Emily nicht vor den Kopf zu stoßen als aus wirklichem Interesse.
    »Es geht darum, wer am genauesten die Zahl der Tage, Stunden und Minuten vorhersagen kann, wann der Ausguck Land in Sicht meldet«, berichtete Emily. »Jeder, der mitmachen will, setzt einen Penny! Und wie ich gehört habe, wollen alle dabei sein. Stell dir mal vor, was der Gewinner für nur einen Penny Einsatz bei so vielen Leuten ausgezahlt bekommt: einen ganzen Sovereign!«
    Éanna machte ein skeptisches Gesicht. »Und was ist, wenn der Bursche, der auf diese clevere Idee gekommen ist, gar nicht daran denkt, das Geld auszuzahlen, und sich irgendeinen Schwindel einfallen lässt?«
    Emily lachte und schüttelte den Kopf. »Das wird nicht passieren. Der Gewinn ist garantiert! Denn Big Black hat es übernommen, das Geld bis zur Auszahlung in Verwahrung zu nehmen. Und bei ihm ist es so sicher wie auf der Bank von England!«
    »Das ist natürlich etwas anderes«, räumte Éanna ein und hatte dann nichts dagegen einzuwenden, dass jede von ihnen einen Penny bei dieser Lotterie riskierte. Aber sie wusste schon jetzt, dass auch ein Gewinn von zehn Goldstücken ihren Schmerz nicht lindern würde, wenn sie sich nicht noch vor der Ankunft in Amerika mit Brendan aussöhnte.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Bald hatten die Auswanderer an Bord der Metoka nur noch eine Sorge und die betraf die tägliche Verpflegung. Und die Sorge wuchs mit jeder Woche, mit der sich der Vorrat des eigenen mitgebrachten Reiseproviants immer mehr verringerte. Denn die Rationen, die von den Seeleuten alle paar Tage ausgegeben wurden, fielen noch dürftiger aus, als sie hätten erwarten dürfen.
    Die Seeleute, die das Mehl, den Reis und den Schiffszwieback nachlässig in die hingehaltenen Töpfe und Beutel kippten, hielten sich nie an das versprochene Maß. Das allein war schon schlimm genug. Denn viele hatten sich bei ihren Einkäufen von zusätzlichem Proviant fest auf die Angaben der Schiffsagentur verlassen. Nun mussten sie zu ihrer Bestürzung auch noch feststellen, dass die Rationen von schlechter Qualität waren. Der Reis war mit auffallend viel Sand durchsetzt, das Mehl roch muffig und war voller Würmer und der Schiffszwieback so hart, dass man sich an ihm die Zähne ausbrach, wenn man ihn vorher nicht in kleine Stücke schlug oder einweichte. Und was die Rationen an Zucker, Melasse, Tee und insbesondere an Trinkwasser anging, so erreichten diese nie auch nur annähernd das ihnen zustehende Maß.
    Für die Eltern minderjähriger Kinder kam noch erschwerend hinzu, dass man sie schon gleich ab Beginn der Reise um einen Teil ihrer Rationen betrogen hatte. Denn da war der Erste Offizier in Begleitung des Schiffsarztes Charles Whittaker, der sich bei der Gesundheitsprüfung zu Beginn ihrer Einschiffung nicht hatte sehen lassen, im Zwischendeck erschienen. Mit blutunterlaufenen Augen und stark nach Alkohol riechend, war er durch die Gänge geschritten und hatte dabei jedes Kind vortreten und sich seinen Namen nennen lassen.
    Und immer wieder verkündete er barsch und mit dem Anspruch des studierten Arztes, dessen Urteil über jeden Zweifel erhaben ist: »Willst du mir Sand in die Augen streuen, Bauer? Deine Tochter ist doch keine sechzehn wie hier angegeben, sondern höchstens dreizehn! … Also schreibt in Eure Liste, Mister Cavendish: Mary Bourke – zwölf! … Und dieses dünne Bürschchen da soll zehn sein? Dass ich nicht lache! Der Kümmerling ist noch keine sieben! Notiert das, Mister Cavendish: Robert Conway – sechseinhalb!«
    Und so ging es weiter. Diese angebliche »Korrektur« der Passagierliste hatte Methode. Denn wen er für unter vierzehn erklärte, der war eine »halbe Seele« und erhielt auch nur halbe Rationen. Und wessen Alter er bis auf sieben oder niedriger drücken konnte, dem stand sogar nur ein Drittel zu. Jeder dieser Passagiere, dessen Alter er so »richtigstellte«, wie er sich ausdrückte, bedeutete für Captain Crimshaw bares Geld.
    Auf die Proteste und Beteuerungen der Eltern, das Alter ihrer Kinder sei genau das, was sie beim Kauf ihrer Tickets angegeben hätten, gab Charles Whittaker nichts. Er wischte sie mit verächtlicher Miene und Geste weg wie lästiges Geschmeiß. »Was

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