Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
wisst ihr dummes Landvolk schon, wie alt eure Kinder sind!«, sagte er abfällig. »Wenn ich euch sage, dass eure Brut jünger ist, als ihr in eurer Ignoranz zu wissen meint, dann ist es auch so!«
    Wenn die Eltern ein Schriftstück ihres Pfarrers hervorholten, um das wahre Alter ihrer Kinder zu beweisen, warf der Arzt nicht einmal einen flüchtigen Blick darauf und erklärte die Papiere für gefälscht. Er drohte ihnen sogar, sie wegen versuchten Betrugs zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie diese »lächerlichen Fetzen« nicht schnellstens wieder verschwinden ließen und endlich Ruhe gaben. Und da sie die Allmacht von Captain Crimshaw auf der Seite von Charles Whittaker wussten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Kürzung ihrer Rationen mit zusammengebissenen Zähnen hinzunehmen.
    Nach dieser bösen Erfahrung kam unter den Passagieren schnell der begründete Verdacht auf, dass Captain Crimshaw auch alle anderen vorsätzlich betrog und bei der Austeilung falsche Gewichte und Schöpfbehälter verwenden ließ.
    »Das sind doch nie und nimmer zwei Pfund Haferflocken!«, empörte sich Éanna, als sie nach langem Anstehen wieder einmal viel zu wenig in ihrem Behälter vorfand.
    »Was juckt es mich, was dein blödes Auge dir vorgaukelt! Mach bloß, dass du weiterkommst!«, herrschte sie der Seemann an der Tonne mit den Haferflocken barsch an. »Sonst fliegst du aus der Reihe, bevor du noch Amen sagen kannst, und gehst ohne deine Ration Zwieback zurück in dein Quartier!«
    »Zwieback soll das sein?«, kam es da sogleich wütend von Emily hinter ihr. »Das verfluchte Zeug müssen sie aus einem Steinbruch gebrochen haben!«
    Sie büßte auf der Stelle für ihre bissige Bemerkung. Denn der Seemann schüttete ihr ihren Anteil Haferflocken nun absichtlich so schnell in den Beutel, dass ihr nicht die Zeit blieb, die Öffnung genau unter den Schöpflöffel zu bringen. Ein gutes Drittel flog daran vorbei und fiel auf die Planken. Etwas davon aufzuheben, wurde ihr nicht erlaubt.
    »Los, weiter! Halt nicht die ganze Reihe auf, du tollpatschiges Weibsbild! Hier wird nicht herumgetrödelt wie auf euren stinkigen Kartoffelfeldern! Pass nächstens besser auf, wo du deine Augen hast!«
    Dass man ihnen minderwertige Lebensmittel und diese auch noch in nicht ausreichender Menge austeilte, war schon bitter genug. Was jedoch noch viel schwerer wog, war, dass man sie auch bei der täglichen Zuteilung von Trinkwasser regelmäßig betrog. Sechs Quart standen jedem von ihnen laut Liste zu. Und diese mussten zum Kochen und zum Trinken reichen, was auch so schon äußerst knapp bemessen war. Aber sechs Quart wurden es nie, wenn sie sich diese Rationen abholten.
    »Es ist schon schändlich genug, dass sie uns bei all den anderen Rationen betrügen und der Tee nur dann bis zur nächsten Austeilung reicht, wenn wir ihn zwei- oder dreimal aufgießen!«, klagte eine Frau ihrem Mann. »Aber dass wir nicht genug Wasser bekommen, ist eine Katastrophe! Was soll ich denn bloß mit all dem gesalzten Codfisch machen, den wir mitgebracht haben?«
    Der Mangel an ausreichendem Wasser stellte viele vor ein unlösbares Dilemma. Denn wegen der langen Haltbarkeit von in Salz eingelegtem Fisch hatten sie sich reichlich mit dem preiswerten Nahrungsmittel eingedeckt. Aber gepökelter Fisch musste erst ordentlich gewässert werden, bevor er genießbar war. Das stellte die Auswanderer vor die Alternative, entweder genau das zu tun und anschließend nicht mehr genug Trinkwasser zu haben oder aber auf den Fisch zu verzichten und dafür hungrig zu bleiben.
    Die Auswanderer im Zwischendeck lernten schnell, es bei Regen der Mannschaft nachzumachen, die dann sofort Segeltuch ausrollte und aufspannte, um das Wasser aufzufangen oder sich sofort daran zu laben und sich damit zu waschen. Sowie Regenwolken aufzogen, stürmte bald jeder mit Töpfen, Pfannen und allen möglichen Behältern an Deck, um sich möglichst viel Regenwasser zu sichern. Manche legten sogar Handtücher aus, um das Wasser hinterher aus dem Tuch zu wringen und in einem Topf aufzufangen. Und nicht wenige Frauen brachten sogar noch Unterröcke mit an Deck, um sie so ähnlich zu verwenden wie die Seeleute ihr Segeltuch. Dieses kostbare Geschenk des Himmels nannten die Leute Glückswasser . Nur war es ihnen leider viel zu selten beschieden, den Mangel an Wasser zu lindern.
    Die zunehmend knapper werdenden eigenen Vorräte boten Éanna zu Beginn der vierten Woche einen Vorwand, sich wieder einmal in Brendans

Weitere Kostenlose Bücher