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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und Kojen, Strohsäcke und Kleidung zu durchtränken. Und mit zunehmender Dauer des Sturms wurde aus dem anfänglich harmlos erscheinenden Tröpfeln ein beständiges Rinnen.
    Auch begann sich das Gepäck selbstständig zu machen. Was nicht festgebunden oder verkeilt war, löste sich von seinem Platz. Selbst die schweren Proviantkisten schlitterten über die nassen Planken und wurden bei jedem starken Schlingern und Rollen der Metoka in eine neue Richtung geschickt. Flaschen zerbarsten und das Funzellicht der beiden kläglichen Tranleuchten erlosch.
    Innerhalb kurzer Zeit war das Zwischendeck zu einer finsteren Katakombe geworden, zu einem lichtlosen Gefängniskerker auf See, in dem die Auswanderer Todesängste ausstanden.
    Die Sturmnacht wollte kein Ende nehmen. Jeder fürchtete um sein Leben und glaubte, das Schiff müsse jeden Augenblick auseinanderbrechen. Wenn die Bark in ein Wellental hinabstürzte und sich mit dem Bug in eine schwarze Wand aus Wasser bohrte, schien es entsetzlich lange Augenblicke so, als würde sie sich diesmal nicht wieder daraus befreien und sich aufrichten. Und wenn sie es dann wundersamerweise doch wieder tat, würde es eben der nächste Wasserberg sein, der sie endgültig unter sich begrub und ihnen allen den Tod durch Ertrinken in völliger Finsternis brachte.
    Auch Éanna schloss in dieser langen Nacht mit ihrem Leben ab. Sie war überzeugt, dass kein Schiff der entfesselten Natur widerstehen konnte. Wurden die Schläge, die den Rumpf der Metoka mal an Backbord, mal an Steuerbord wie die Hammerschläge eines Riesen trafen, nicht immer wuchtiger? Wie lange konnte die Bark diesen zerstörerischen Kräften noch widerstehen?
    Immer wieder wurden Frauen und Kinder, selbst recht kräftige Männer aus ihren Kojen geschleudert. Manche wurden in der Finsternis über den Mittelgang katapultiert und landeten zwischen den Mitpassagieren auf den gegenüberliegenden Brettergestellen, die unter der Wucht des Aufpralls zusammenbrachen, um schon im nächsten Moment wieder von einer unsichtbaren Kraft weggerissen und in den Gang geworfen zu werden. Und wer nicht schnell genug auf die Beine kam und sich nicht in die nächste Koje rettete, der drohte, von einer der Kisten getroffen zu werden, die wie Geschosse über die glitschigen Planken der Mittelgänge rasten.
    Die gellenden Schmerzensschreie und das Wimmern der Verletzten gingen jedoch fast unter in dem infernalischen Toben des Sturms, dem Knirschen und Ächzen des Schiffes und dem Gebrüll an Deck.
    Es war kurz vor Morgengrauen, als der Sturm sich endlich beruhigte. Das Heulen in der Takelage und auch das Donnern der gewaltigen Kreuzseen, mit denen die See der Metoka in der Nacht zugesetzt hatte, schwächten sich spürbar ab.
    Jemand fand die beiden Tranleuchten, setzte den Docht in Brand, hängte sie wieder auf und in ihrem Licht offenbarte sich, wie viele Opfer der Sturm gefordert hatte.
    Unter den Einwanderern im Zwischendick waren sieben Menschen ums Leben gekommen. Éanna hatte schon so viele Iren sterben sehen, doch noch immer konnte sie sich an den Tod nicht gewöhnen. Ob nun der Hunger oder die See ihren Landsleuten das Leben nahm – der Schmerz darüber würde sie ihr Leben lang begleiten, das wusste sie.
    Den Toten wurden die Augen geschlossen und der Rosenkranz in die über der Brust gefalteten Hände gedrückt. Einige beherzte Männer und Frauen, die etwas von Wundbehandlung und dem Richten gebrochener Knochen verstanden, nahmen sich der zahlreichen Verletzten an, so gut es eben ging und mit dem Wenigen, was ihnen zur Verfügung stand.
    Die Unversehrten suchten so schnell wie möglich ihre Sachen zusammen. Dabei kam es zu manch erbittertem Streit darüber, wem diese drei, vier Kartoffeln gehörten oder jener Haufen Reis, der verbeulte Topf hier oder jener Strohsack dort. Andere besahen sich die Schäden an den Gestellen der Kojen. Werkzeug wurde herausgeholt und damit begonnen, die Bretterkästen wieder herzurichten.
    Doch bei all diesen Verrichtungen wog fast am schwersten, dass die Luke geschlossen blieb. Auch als einige Männer mit Fäusten von unten dagegenhämmerten und nach dem Schiffsarzt verlangten, blieb der Ausgang versperrt. Keiner der Seeleute schien ihnen antworten zu wollen, obwohl sie sich ganz in der Nähe aufhalten mussten.
    Schließlich hörten sie die unwirsche Stimme des Ersten Offiziers: »Hört auf mit dem verdammten Krawall. Damit erreicht ihr ja doch nichts! Doktor Whittaker hat Besseres zu tun, als sich um eure

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