Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
ihm den Rücken verbinden!«, sagte Éanna, die sich an die Seite der Koje gedrängt hatte. Keine Macht der Welt sollte sie jetzt davon abhalten, sich um Brendan zu kümmern, nicht einmal er selbst!
»Meine Tochter und ich werden dir helfen«, meldete sich eine Frau namens Kathleen McDonald, die sich trotz aller Not ihre sanften Züge und das Wesen eines mitfühlenden, stets hilfsbereiten Menschen bewahrt hatte. Schon nach dem Sturm hatte sie bei der Betreuung der Verletzten geholfen. Ihrer Tochter, die ungefähr in Éannas Alter sein mochte, trug sie auf: »Hol uns rasch Wasser zum Auswaschen und saubere Tücher, Maggie! Dann brauchen wir auch meine Kamillensalbe. Und frag herum, wer noch einen sauberen Unterrock oder ein Hemd hat und gewillt ist, den Stoff zum Verbinden herzugeben. Erinnere die Leute ruhig daran, dass es dem Armen ja nicht allein um seine eigene Ration gegangen ist.«
»Wir können meinen Unterrock nehmen!«, bot sich Éanna sofort an. »Ich habe ihn vorhin erst angezogen. Er ist sauber.«
Kathleen nickte ihr zu. »Wir werden ihn brauchen«, sagte sie knapp. »Und es wäre gut, noch mindestens einen zweiten Unterrock oder ein sauberes Männerhemd zum Wechseln der Verbände zu haben. Also lauf schon los und hör dich um, Maggie! Aber bring erst das Wasser!«
Während Kathleen sich über Brendan beugte und die Wunden untersuchte, hob Éanna ihr Kleid über den Kopf, zog die Arme aus den Ärmeln und streifte sich den langen Unterrock von den Schultern. Dann brachte Maggie auch schon das Wasser. Auch andere opferten einen Teil von ihrem wenigen kostbaren Trinkwasser zum Auswaschen der blutigen Wunden.
Indessen hatte sich Caitlin bei ihnen eingefunden. Sie dachte jedoch nicht daran, Brendan auch nur irgendeine Hilfe oder gar Beistand anzubieten.
»Das hast du jetzt davon«, sagte sie nicht ohne eine Portion Schadenfreude. »Hättest du dich an mich gehalten, hättest du genug zu essen und keinen Grund gehabt, den Helden zu spielen!«
Éanna wirbelte herum und gab ihr, ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, eine schallende Ohrfeige. »Wenn du in meiner Gegenwart noch einmal deinen verkommenen Mund aufmachst und dein widerliches Gift verspritzt, schlage ich dich grün und blau!«, drohte sie ihr.
Caitlin taumelte zurück und hielt sich die brennende Wange. Wut sprühte aus ihren Augen.
Aber bevor sie etwas sagen konnte, umgab sie ein Durcheinander von zustimmenden Männer- und Frauenstimmen.
»Das wurde aber auch Zeit, dass mal endlich jemand dieser Hure den Mund stopft!«
»Du sagst es, Frederick! Und wenn sie noch einmal so etwas Hässliches von sich gibt, wird sie es mit mir zu tun bekommen!«
»Nicht nur mit dir, Rose! Ich höre mir das auch nicht länger an! Und dann bleibt es nicht bei einer Ohrfeige, da kann sie sicher sein!«
»Sie ist eine Schande und ohne jedes Scham- und Ehrgefühl!«
Caitlin war klug genug, sich angesichts der allgemeinen Empörung zurückzuziehen.
Brendan, der stöhnend auf dem Bauch in der Koje lag, hatte inzwischen mitbekommen, dass Éanna sich zusammen mit Kathleen und deren Tochter um ihn kümmerte. Doch er sprach sie erst an, als die Wunden ausgewaschen waren und Kathleen mit ihrer Tochter das blutige Wasser an Deck brachte.
»Ich muss dir wohl … für deine Hilfe danken«, presste er unter Stöhnen hervor. »Aber glaube ja nicht, dass sich damit … zwischen uns was ändert!«
»Daran habe ich nicht einen Moment gedacht«, erwiderte sie und ließ sich ihren Schmerz über seine unversöhnlichen Worte nicht anmerken. »Ich hätte auch jedem anderen beigestanden. Ich möchte nur, dass du mir erlaubst, mich um dich zu kümmern, bis es dir wieder besser geht.«
Seine Antwort ließ lange auf sich warten. »Aber nur unter der Bedingung, dass du nicht wieder mit diesem Kerl anfängst! Wenn du auch nur einmal den Namen dieses … dieses Widerlings erwähnst, ist es aus! Damit das klar ist.«
»Das wird nicht geschehen, Brendan!«, versprach sie schweren Herzens. »Wenn jemand von uns damit anfängt, wirst du es sein müssen.«
Éanna rechnete damit, dass Brendan die Idee von sich weisen würde. Doch er drehte nur seinen Kopf weg und presste verbissen die Zähne zusammen.
Als Éanna wenig später zu Emily zurückkehrte, tröstete sie sich damit, dass er ihr wenigstens nicht jede Hoffnung genommen hatte. Und er hatte davon gesprochen, dass es aus wäre, wenn sie nur einmal Patricks Namen erwähnte. Bedeutete das denn nicht, dass zuvor irgendetwas
Weitere Kostenlose Bücher