Earth Girl. Die Begegnung

mehrstimmiges Klingeln. Zwei zivile und zwei militärische Lookups verkündeten den Eingang einer wichtigen Mail.
    Fians Blick wanderte unentschlossen von seinem privaten zum Militär-Lookup. Er entschied sich für seinen eigenen. «Oh, Chaos!»
    Ich studierte in der Zwischenzeit meinen Militär-Lookup. «In unserer Militärmail steht dasselbe, abgesehen von einem Zusatz, dass es sich hierbei um die offizielle Version der Geschichte handelt.»
    Ich schaltete die Vid-Wand ein. Ein Sprecher der Earth Rolling News tauchte auf. Seine Miene spiegelte Verwirrung, aber auch Aufregung wider.
    «… warnt vor einem gefährlichen Kometen, der auf die Erde zusteuert. Er zieht einen Schweif großer Asteroiden hinter sich her, die den Eintritt in die Atmosphäre überstehen und auf unserem Planeten ernsthafte Schäden anrichten könnten. Ich wiederhole, es besteht kein Anlass zur Sorge. Das Militär hat einen Stützpunkt auf der Erde eingerichtet und schickt Schiffe ins All, um Asteroiden von gefährlicher Größe zu zerstören. Die afrikanische Solaranlage ist inzwischen stillgelegt worden, damit der Energiestrahl wenn nötig ebenfalls eingesetzt werden kann. Afrika erhält seine Energie über Asien und Amerika.»
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. «Wie das Militär berichtet, hat man die Situation momentan unter Kontrolle. Es könnten jedoch Probleme auftreten, falls ein schwerer Sonnensturm die Abwehr behindert. Die unterirdischen Höhlen von Arche werden als mögliche Notunterkunft vorbereitet. Vielen Menschen werden sie von Schulausflügen bekannt sein. Über persönliche Mails wird man die Bevölkerung darüber informieren, was jeder Einzelne mit nach Arche nehmen sollte und welche Portaladresse für Arche zu benutzen ist.»
    Das Vid teilte sich in zwei Bilder auf, von denen eines eine rotierende Ansicht der Erde zeigte.
    «Die Höhlen von Arche befinden sich unter Australien. Im Falle einer Evakuierung werden sämtliche Transitportale auf den anderen Kontinenten dauerhaft für Ziele in Australien freigeschaltet und auch keine Gebühren für die Reise erhoben. Bitte lesen Sie Ihre Anweisungen aufmerksam durch und beachten Sie die Gepäckbeschränkungen.»
    Das Bild der Erde wurde nun von einer Ansicht des berühmten Denkmals auf Adonis abgelöst, das an die ersten menschlichen Siedlungen in einer neuen Welt erinnerte.
    «Für diejenigen, die es vorziehen, die Erde zu verlassen, werden alle Off-World-Portale für Welten innerhalb des Alpha-Sektors geöffnet sein. Sie können gebührenfrei in eine Alphawelt teleportieren und Ihre Reise dann ganz normal von dort aus fortsetzen. Education Earth weist darauf hin, dass für Normkinder, die auf der Erde leben, Vorkehrungen getroffen werden, damit sie während der Arche-Evakuierung in ihren jeweiligen Alphawelt-Schulen bleiben.»
    Er begann seinen Bericht wieder von vorn. «Das Militär warnt vor einem gefährlichen Kometen, der auf die Erde zusteuert …»
    Ich schaltete das Vid aus. «Das Militär hat also entschieden, die Menschen während des nächsten Sonnensturms nach Arche zu evakuieren. Und die Normkinder schicken sie zur Sicherheit in andere Welten.»
    Fian gab einen seltsamen Laut von sich. «Das klingt genau wie eine dieser schrumpfhirnigen Verschwörungstheorien, die Kraths Vater verbreitet. Dass das Militär den Menschen einfach irgendwas erzählt, um die Wahrheit zu verschleiern.»
    «Ich frage mich, wer sich diese Geschichte wohl hat einfallen lassen.»
    «Für mich hört sich das verdächtig nach dem an, was auf Hera passiert ist. Bestimmt kam der Vorschlag von Drago, aber die Evakuierung geschieht wegen dir.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Ich habe ihnen nur von Arche erzählt. Colonel Torrek hat entschieden, das mit der Evakuierung durchzuziehen, weil du das mit den Portalrelais gesagt hast.»
    Fian nickte. «Also sind wir beide daran schuld.»
    Mein privater Lookup piepste. «Es ist Playdon.»
    Ich nahm den Anruf an und schaltete ihn auf die Vid-Wand. Playdons erschrockenes Gesicht blickte uns entgegen. «Jarra. Fian. Diese Evakuierung nach Arche … Es handelt sich also tatsächlich um einen Alien-Kontakt!»
    Ich nickte. «Ich habe die Erlaubnis, Sie begrenzt einzuweihen. Über dem afrikanischen Kontinent schwebt eine Alien-Kugel im geostationären Orbit. Sie ist klein, also vermutlich unbemannt.»
    Sein Kopf zuckte zurück, als er erschrocken nach oben blickte. «Über … also über uns hier.»
    «Ein Stück nördlich der Grabungsstätte», sagte ich.