EB1021____Creepers - David Morell
bemerkte, was auf dem Sofa lag. »Oh, Scheiße.« Er fuhr so
schnell herum wie Balenger zuvor. »Mack, hol ein Laken aus
dem Schlafzimmer!«
»Wieso?«
»Mach einfach, was ich sage!«
»Was ist los?«, fragte JD. Dann sah er den blutgetränkten,
kopflosen Körper auf dem Sofa und stöhnte. »Ronnie«, wim‐
merte Amanda. Vinnie und Cora wandten sich entsetzt ab.
»Ronnie ist hier«, sagte Amanda. » Wie?«, wollte Todd wissen.
»Wir waren alle in dem Gang.« Balenger kämpfte gegen
sein Schwindelgefühl an. Seine Arme und Beine fühlten sich
taub an; Panik stieg in ihm auf. Die Erinnerungen aus dem
Irak drohten, ihn zu überwältigen. Nein!, sagte er sich. Wenn
du ihnen die Kontrolle überlässt, stirbst du. Passivität bringt
dich um. »Wir haben die Tür offen gelassen.« Donner grollte.
Regen peitschte auf die Galerie. »Jemand ist reingekommen,
als wir alle durch den Tresor und Amanda abgelenkt waren.«
»Ronnie«, sagte Amanda.
»Er hat draußen im Dunkeln gestanden. Er hat eine ganze
Weile zugehört.« Balengers Stimme schwankte. »Eine ganze
Weile?« Todd starrte in die Dunkelheit hinter der offenen Tür.
»Woher willst du das wissen?«
»Vor zwanzig Minuten habe ich euch vom Irak erzählt, von
dem Typ, der mir gedroht hat, er würde mich enthaupten, und
jetzt finden wir den Professor ohne Kopf –«
Mack kam aus dem Schlafzimmer gestürzt, rannte zum Sofa
und warf ein Laken über den Körper des Professors. Blut
durchtränkte es. Die Stirnlampe zwischen den Knien des Pro‐
fessors schien gedämpft durch den Stoff. »Das stinkt«, sagte
Mack angewidert. »Ich hatte keine Ahnung, wie sehr…«
»Ja«, sagte Balenger, »Blut stinkt. Verstümmelte Körper
stinken.«
»Ronnie«, wiederholte Amanda. Es schien das einzige Wort
zu sein, das sie kannte.
»Er könnte immer noch hier sein!« JD leuchtete mit der Ta‐
schenlampe in alle Ecken.
»Macht die Tür zu«, befahl Todd. »Schließt sie ab.«
»Abschließen, wie? Die Brechstange hat den Rahmen zer‐
trümmert.«
»Schiebt Möbel davor.«
JD zerrte das Bücherregal auf die Tür zu. »Irgendwer soll
mir helfen!«
Vinnie half. Balenger rannte zu einem schwer aussehenden
Tisch. Cora war neben ihm; sie schluchzte, aber sie half ihm,
den Tisch vor die Tür zu schieben. Mack stellte einen Stuhl
oben drauf.
»Hier kommt keiner rein.« Mack griff wieder nach der
Brechstange.
»Aber was, wenn er noch hier drin ist?« Wieder leuchtete
JD mit der Taschenlampe in die Ecken. Der zitternde Strahl
ließ die Schatten tanzen. »Ronnie ist hier«, sagte Amanda.
»Seht im Bad, im Schlafzimmer und im Schrank nach!«,
schrie Todd. Er lief in Richtung Schlafzimmer, drehte sich
dann um und zielte auf Balenger. »Und kommt nicht auf die
Idee, abzuhauen!«
»Habe ich nicht vor. Im Moment bin ich lieber in eurer Ge‐
sellschaft.« Balenger griff sich einen Hammer von einem Hau‐
fen Ausrüstungsgegenstände, die aus einem Rucksack auf den
Boden gekippt worden waren. Er betrat den aufgebrochenen
Flur, schaltete die Stirnlampe aus und stellte sich in die Nähe
der Treppe, den Hammer schlagbereit, um auf das Geräusch
von Schritten auf der Treppe zu horchen. Stattdessen hörte er
nichts als das Hämmern seines Herzens und den Donner, der
die Wände erschütterte.
Er merkte plötzlich, dass Cora und Vinnie neben ihm war‐
en, die Stirnlampen ausschalteten, die Treppe bewachten. Bei‐
de hielten ihre Taschenlampen, als seien es Keulen. Er warf
einen Blick zurück zu Amanda, die im Wohnzimmer kauerte
und Ronnies Namen wimmerte. »Cora, vielleicht bleibst du
besser bei ihr. Versuch, sie zu beruhigen.«
Cora wischte sich Tränen aus dem Gesicht. »Sehe ich aus,
als ob ich irgendwen beruhigen könnte?« Aber sie kehrte zu
Amanda zurück.
Balenger beobachtete, wie sie Amanda am Arm berührte
und leise mit ihr zu reden begann. Dann wandte er seine
Aufmerksamkeit wieder der schwarzen Mündung der Wen‐
deltreppe zu. Er wusste es nicht – jemand konnte dort unten
stehen und ihn beobachten. »In der Garderobe, dem Schlaf‐
zimmer und dem Bad ist er nicht«, sagte Todd, als er mit Mack
und JD zurückkam.
Mack griff sich eine Wasserflasche vom Boden und trank sie
halb aus.
»Wir müssen den Rest vielleicht rationieren«, sagte Balen‐
ger.
»Wir?«, fragte Todd. »Ich muss…«, sagte Amanda.
»Was?«
»Mich…«
»Ich auch«, sagte Cora. »Worauf wartet ihr?«
»Ihr habt die Flaschen weggenommen, die wir
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