EB1021____Creepers - David Morell
dafür ver‐
wenden…«
»Geht ins Bad. Wasser zum Spülen werdet ihr nicht haben,
aber wen schert’s?«
»Ich will da drin nicht allein sein.«
»Ich komme mit.« Mack grinste.
»Ich komme mit«, sagte Vinnie. Er schaltete die Stirnlampe
ein und winkte den beiden Frauen zu, sie sollten ihm ins
Schlafzimmer folgen. »Ich bleibe vor der Tür stehen.«
Cora legte einen Arm um Amanda und führte sie zum
Schlafzimmer. Balenger bemerkte, wie Mack Amandas Rücken
anstarrte, der nur von dem Nachthemd bedeckt war. Die bei‐
den Frauen und Vinnie verschwanden in der Dunkelheit.
Er beobachtete ihren Abgang und musterte dann die
Trümmer des Wohnzimmers – die zerbrochenen Möbel, die
aufgehackten Wände. Er dachte: Nichts als Fußabdrücke zu‐
rücklassen, nichts als Fotos mitnehmen? Es gibt hier nicht
mehr viel zu zerstören. »Was jetzt, Held?«, fragte Todd. »Ir‐
gendwelche Vorschläge?«
»Nehmt ein Handy und ruft die Polizei.«
»Weißt du nicht mehr – die Notrufnummer funktioniert
nicht? Und bei der regulären Polizeirufnummer gibt’s eine
Warteschleife.«
»Dann ruft die Polizei in einer anderen Stadt an.«
»Ja, sicher. Statt uns mit diesem Wichser Ronnie anzulegen,
werden wir dann angezeigt, weil wir euren Kumpel umgeb‐
racht und den Rest von euch gekidnappt haben. Irgendwie
kommt’s mir vor, als ob unsere Aussichten bei Ronnie besser
sind.«
»Bisher nicht.«
»Ja, okay, aber wir waren bisher auch nicht vorbereitet. Wir
haben nicht gewusst, womit wir es zu tun haben.«
»Das wisst ihr immer noch nicht.«
»Werden wir aber, wenn die Frau zurückkommt und wir
ein paar Informationen aus ihr rauskriegen.« JD nahm einen
leeren Rucksack mit in den Tresor. »Mann, das stinkt vielleicht
da drin.« Er begann, Münzen in den Rucksack zu werfen. Sie
gaben ein dumpfes Klingen von sich.
»Noch ein Vorschlag«, sagte Balenger. Halt den Eindruck
aufrecht, dass wir Verbündete sind, dachte er. »Sammler zah‐
len euch keine siebenhundert Doller für eine zerkratzte Mün‐
ze. Die da drin sind absolut perfekt, und er ruiniert sie gera‐
de.«
»Hey, du Arschloch«, rief Todd. »Vorsicht mit denen. Zer‐
kratz sie nicht. Nimm die Tabletts. Pack die Münzen mit Tab‐
letts und allem ein. Ich war durcheinander vorhin«, sagte er zu
Balenger. »Musste erst mal nachdenken. Aber jetzt habe ich’s
unter Kontrolle. Mit unseren Brillen sehen wir Ronnie, bevor
er uns sieht.«
»Hast du dir schon mal überlegt, dass er auch eine haben
könnte?« Todd runzelte die Stirn; die Hautfalten zogen seine
Tätowierungen zusammen. Das Geräusch von Schritten veran‐
lasste ihn, sich umzudrehen. Vinnie, Cora und Amanda waren
zurück. »Erzähl uns was über Ronnie«, verlangte er.
Amandas Gesicht spannte sich an. Sie holte tief Luft; die
Erinnerungen machten ihr zu schaffen. »Er…« Sie biss sich auf
die Lippen und zwang sich dazu, fortzufahren. »Ich arbeite in
einer Buchhandlung in Manhattan. Er war ein paar Mal dort.
Freundlich.« Sie legte die Arme eng um den Körper. »Er muss
mir nach Hause gefolgt sein, nach Brooklyn, und herausge‐
funden haben, wo er das Auto abstellen und sich verstecken
konnte. Ein paar Tage davor war mein Freund ausgezogen. Ich
habe allein in einer Wohnung gelebt, die ich mir allein nicht
leisten konnte. Ich habe mir so viele Sorgen wegen der Miete
gemacht, dass ich auf nichts anderes geachtet habe, als ich aus
der U‐Bahn gestiegen und nach Hause gegangen bin.«
»Wann war das?«, fragte Mack.
»Ich habe keine Ahnung.« Amanda schauderte. »Der wie‐
vielte ist heute?«
»Der vierundzwanzigste Oktober.«
»Oh.« Amandas Stimme stürzte ab. Sie sank auf einen Stuhl.
»Was ist los?«, fragte Balenger.
»Der Tag, an dem er mich entführt hat, war der vierzehnte
Juni.« In Amandas Augen zeichneten sich ihr Entsetzen und
der Verlust ab. »Der Laden hatte an diesem Tag bis zehn Uhr
abends offen. Ein Autor hat Bücher signiert. Ich bin erst um
Mitternacht nach Hause gekommen. Er hatte ein Tuch mit ir‐
gendeiner Chemikalie drauf, etwas, das er mir auf den Mund
gedrückt hat, als ich an einer Einfahrt vorbeigekommen bin.«
Sie holte wieder tief Luft. »Als ich aufgewacht bin, habe ich
auf dem Bett oben gelegen. Er hat neben mir gesessen und
meine Hand gehalten.« Sie schloss die Augen, senkte den Kopf
und schauderte, als hätte sie etwas Widerliches geschmeckt.
»Dann hat er mir die Regeln meines neuen Lebens
Weitere Kostenlose Bücher