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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Der Gegenstand in Todds Händen war ein Kissenbe‐
    zug. Todd zog ihn Balenger über den Kopf.
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    Er roch nach Alter und Staub. »Nein«, bettelte Balenger.
    »Nimm ihn ab.«
    »Was soll daran denn unterhaltsam sein?« In panischer
    Blindheit hörte Balenger, wie Todd sich entfernte.
    »Macht’s gut, Leute!«, sagte Mack. »Hat Spaß gemacht!«,
    sagte JD.
    Balenger hörte sie die Treppe hinuntersteigen; das Geräusch
    ihrer Schritte wurde leiser. In seiner qualvollen Erinnerung
    saß er festgebunden auf einem hölzernen Stuhl in einem
    schmutzigen Betonkasten im Irak, einen Sack über dem Kopf,
    während der Einzige unter seinen Entführern, der Englisch
    sprach, ihn zu enthaupten drohte. Bis zu diesem Augenblick
    war er sicher gewesen, dass ihm niemals etwas Beängstigen‐
    deres geschehen konnte.
    Jetzt ging ihm auf, wie sehr er sich geirrt hatte. Das zweite
    Mal war schlimmer. Dies war schlimmer. Donner grollte. Re‐
    gen peitschte. Er sah nichts durch den Kissenbezug außer den
    schwachen Schein der Kerzen und den gedämpften Lichtstrahl
    der Stirnlampe, die zwischen den Knien des Professors nach
    oben leuchtete und kaum das Laken durchdrang, das die kopf‐
    lose Leiche bedeckte.
    Ja, dies war schlimmer. Mit Klebeband auf einem Stuhl fi‐
    xiert. Atemlos unter der Kapuze. Zu wissen, dass drei weitere
    Menschen das gleiche Todesurteil erwarteten. Auf Ronnie zu
    warten. Nicht sehen zu können, wann Ronnie auftauchte. Sei‐
    ne Schritte nicht hören zu können, weil der Wind, der Donner
    und der Regen sie übertönten. Ronnie konnte in diesem Au‐
    genblick vor ihm stehen, im Begriff, mit der gleichen Waffe
    zuzuschlagen, mit der er den Professor enthauptet hatte. Ba‐
    lengers Brust hob und senkte sich krampfhaft. Er atmete so
    schwer, dass er nicht mehr glaubte, überleben zu können.
    Schweiß brach ihm aus allen Poren, mehr Schweiß, als er für
    möglich gehalten hätte. Er tränkte seine Kleidung. Ihm war
    heiß und dann plötzlich wieder kalt. Schaudernd sagte er sich,
    dass das Jetzt irgendwann enden musste. Es konnte nicht end‐
    los verlängert werden. Er hatte es fertig gebracht, es seit dem
    Irak ein Jahr lang dauern zu lassen. Ein Jahr, das war schon
    etwas. Ein Jahr mehr, als er erwartet hatte. Aber das Jetzt
    würde gleich zu Ende gehen.
    Donner erschütterte das Gebäude. Ob Ronnie schweigend
    vor ihm stand, im Begriff war, einen Säbel oder eine Sense
    oder ein Fleischermesser zu verwenden? Werde ich den Hieb
    spüren, bevor das Blut aus der Kehle spritzt und mein Gehirn
    dichtmacht?
    Held. So hat Todd mich genannt. Held. Ein Witz. Ironie.
    Held? Ich wache jede Nacht aus dem gleichen Alptraum auf.
    Ich habe jeden Fetzen meiner verbliebenen Kraft gebraucht,
    um mich dazu zu zwingen, dieses gottverdammte Haus über‐
    haupt zu betreten. Jetzt ist alles weg. Held? Dieses Arschloch.
    Lässt uns hier sterben. Der Schwanzlutscher. Zieht mir diesen
    Kissenbezug über den Kopf. Ich lasse mir das doch nicht bie‐
    ten. Ich finde den. Ich spüre ihn auf. Ich drücke ihm die Kehle
    zusammen. Ich…
    »Vinnie!« Balengers Stimme klang gedämpft unter dem Kis‐
    senbezug. »Kannst du mich hören?«
    »Ja!«
    »Kannst du dich ein bisschen bewegen? Vielleicht gibt es da
    einen Nagel oder einen Holzsplitter, an dem du das Band auf‐
    reiben kannst?«
    »Zu fest!«
    Balenger hörte jemanden schluchzen. Zuerst glaubte er, sich
    so weit von sich selbst distanziert zu haben, dass er sein eige‐
    nes Schluchzen hörte. Dann wurde ihm klar, dass es Amanda
    war.
    »Amanda, wir sind einander nicht vorgestellt worden.«
    Unter den gegebenen Umständen klang die Bemerkung völ‐
    lig verrückt, das wusste er. Aber er musste versuchen, sie zu
    beruhigen. Wenn sie hier herauskommen wollten, dann wür‐
    den sie es nicht schaffen, wenn eine von ihnen hysterisch war.
    »Mein Name ist Frank. Das da drüben ist Vinnie. Und das
    Mädel neben dir heißt Cora. Ich nehme mal an, ›Mädel‹ sollte
    ich nicht sagen. Es ist nicht politisch korrekt.«
    Der Rhythmus von Amandas Schluchzern änderte sich; sie
    wurden leiser. Balenger spürte, dass sie verwirrt war.
    »Und nachdem wir einander jetzt kennen, könntest du mir
    vielleicht einen Gefallen tun. Meinst du, du kannst dieses Kle‐
    beband so weit verschieben, dass du aus dem Stuhl kommst?«
    »Ich versuch’s.«
    Balenger wartete.
    »Ich…«
    Balenger schwitzte und spürte, wie die Zeit verstrich.
    »Nein. Es ist zu eng.«
    »Cora?«
    »Geht nicht. Während

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