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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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Fuß zu machen, fuhr sie an diesem ungemütlichen Tag mit dem Bus nach Hause. Sie fühlte sich seltsam verloren und wusste nichts mit dem restlichen Tag anzufangen. Ruhelos wanderte sie durch ihre Wohnung, bis ihr Handy klingelte und eine SMS ankündigte. Atemlos öffnete sie die Nachricht. Sie war tatsächlich von Arthur!
    »1000 mal sorry, dass ich dich versetzt habe! Freitag 19 Uhr? Ich werde garantiert da sein. Arthur.«
    »In Ordnung. Ich komme am Freitag«, schrieb Mia zurück.
    Sie ließ sich auf ihr Sofa sinken. Endlich konnte sie entspannen.
     
    Am Freitag entschuldigte Arthur sich, kaum dass Mia zur Tür hereingekommen war. »Es tut mir sehr leid, dass du neulich vergeblich warten musstest. Du weißt, das ist gar nicht meine Art.«
    »Was weiß ich schon, was deine Art ist?«, entgegnete Mia spitz. Sie wollte es ihm nicht zu leicht machen. »So gut kennen wir uns ja nun wahrhaftig nicht. Was war denn los?«
    »Ich hatte einen beruflichen Termin, der sich unerwartet in die Länge zog.«
    Arthur nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn in den Garderobenschrank.
    Mia sagte verwundert: »Du arbeitest? Ich hatte bisher den Eindruck, dass du ständig zuhause bist.«
    »Das eine schließt das andere ja nicht aus. Aber zugegeben, mein Arbeitseifer war schon mal bedeutend größer.«
    »Was arbeitest du denn?
    »Ich bin Unternehmensberater.«
    Fast war Mia ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatte sie erwartet, Arthur würde sagen, er sei der wichtigste Berater des amerikanischen Präsidenten. Oder des UNO-Generalsekretärs. Er sei der Mann, an dem auf dieser Welt niemand vorbei kam. Unternehmensberater klang so banal. Allerdings sagte es natürlich nichts über die Kunden aus, die Arthur hatte. Und es war auch keine Überraschung. Mia hatte Arthur von Anfang an keinen sonderlich originellen Beruf zugetraut. Er war ein langweiliger Anzugträger, der nur Geld und Macht im Sinn hatte, das stand für sie fest.
    Arthur ging hinter ihr her ins Wohnzimmer und schien genau darauf zu achten, kein Wort zu viel zu sagen. Mia ließ trotzdem nicht locker. Wenn sie schon mal dabei waren, dann durfte er jetzt auch ein bisschen mehr preisgeben – als Ausgleich dafür, dass er sie versetzt hatte.
    »Unternehmensberater mit geringem Arbeitseifer – und da kann man sich das alles hier leisten?« Mit einer Handbewegung umfasste Mia die Wohnung mit allem Inventar einschließlich Elbblick. Herausfordernd sah sie Arthur an. Der Unternehmensberater passte zu ihm. Allerdings passte diese ständige Tagesfreizeit überhaupt nicht zu all dem Geld, das Arthur offensichtlich besaß. Als erfolgreichem Unternehmensberater war es ihm doch wohl kaum möglich, nur im Home Office zu hocken und nebenbei ständig Frauen zu empfangen.
    Arthur zögerte. Er setzte den verschlossenen, abwehrenden Blick auf, der Mia mittlerweile bestens vertraut war, und mit dem er in der Regel jedes Gespräch, das ihm lästig wurde, abrupt beendete. Ruhig füllte er zwei Gläser mit Rotwein – Champagner und Whisky waren offenbar aus – und antwortete erst, nachdem er einen Schluck genommen hatte.
    Er wählte jedes Wort mit Bedacht. »Ich war früher mal ein recht erfolgreicher Investmentbanker. Damals war ich von Ehrgeiz zerfressen und habe mich fast zu Tode gearbeitet. Aber die Zeiten sind vorbei. Heute nehme ich nur noch ausgewählte Projekte an, und den Rest der Zeit …«, es folgte ein überraschend anzüglicher Blick in Mias Richtung, »verbringe ich schweigend und genießend. Und ja, ich kann mir das alles leisten, weil ich mich als Banker dumm und dämlich verdient habe. Ganz einfach.« Mit einem abschließenden Lächeln wandte er sich seinem Sessel zu. »Dann können wir wohl zur Tagesordnung übergehen.«
     
    Als es vorbei war und sie wie üblich gemeinsam ans Fenster traten, sahen sie, dass das bisher recht freundliche Wetter umschlug. Riesige schwarze Wolken ballten sich über der Elbe zusammen, und vor allem die kleineren Boote schaukelten bedenklich im unruhigen Flusswasser hin und her. Von einer Minute auf die andere wurde aus einem kräftigen Wind ein handfester Sturm. Müll wirbelte durch die Luft, auf einer Baustelle fielen Absperrgitter um, ein kleines Segelboot kenterte ein Stück elbabwärts. Wie Käfer stoben die Menschen auseinander und suchten Schutz vor dem urplötzlich einsetzenden heftigen Regen. Mehrere Männer kämpften mit einer Zeltplane, die sich vor einem Restaurant losgerissen hatte. Doch der Sturm, der nun zum Orkan anschwoll, ergriff

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